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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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versuchte sie aus einer Reihe von Zufällen eine Story zu basteln.
    Sie seufzte.
    Die erste Regel bei der Reportage lautete, bei den Fakten zu bleiben. Verdreh sie nicht, um sie miteinander in Verbindung bringen zu können.
    “Gibt es noch was, meine Liebe?”
    January seufzte erneut. “Nein, ich denke nicht.”
    “Hat Ihnen das irgendwie weitergeholfen?”
    “Ja. Vielen Dank, dass Sie mir so viel Zeit geopfert haben.”
    “Nichts zu danken, meine Liebe. Wie auch immer, wenn Sie nichts mehr von mir wollen, dann muss ich mich jetzt wieder an die Arbeit machen.”
    “Ja, natürlich.” January stand auf. Sie stieg von der Ladefläche herunter, dann strich sie sich die Kleidung glatt.
    “Auf Wiedersehen, January. Machen Sie sich nicht zu rar!”, rief die kleine Nonne.
    “Auf keinen Fall. Bis bald!” January winkte ihr zu, während sie ging.

6. KAPITEL
    D as Telefon klingelte, als January zur Tür hereinkam. Sie ließ ihre Tasche auf den Flurtisch fallen und ging zur Küche, da sie nicht abnehmen, sondern dem Anrufbeantworter diese Aufgabe überlassen wollte. Der Apparat schaltete sich ein und ihre Ansage lief ab. Erst als sie die Stimme des Anrufers vernahm, hielt sie inne. Ein eisiger Schauer der Vorahnung lähmte sie. Doch als der Mann weitersprach, beeilte sie sich, den Anruf persönlich anzunehmen.
    Sobald Carpenter Januarys fröhliche Begrüßung hörte und die Bitte, eine Nachricht zu hinterlassen, lehnte er sich gegen die Wand der Telefonzelle und schloss die Augen. Es war ihr Anrufbeantworter. Er brauchte jemand Lebendiges, keine Maschine. Er fluchte, bevor er sich stoppen konnte, dann bat er Gott leise um Vergebung.
    Der Schmerz in seinem Kopf war so schlimm wie noch nie. Der Stress und Kummer wegen dem, was mit Scofield passiert war, belasteten ihn schwer. Er wollte glauben, dass er die Zeichen falsch gedeutet hatte. Nur weil ein Mann namens Bart in sein Taxi gestiegen war, musste es nicht heißen, dass es sich um den einen handelte, den Gott für ihn ausgesucht hatte. Aber was, wenn er sich irrte? Was, wenn er nun zu einer Ewigkeit in der Hölle verdammt war, weil er einen von Gottes Jüngern getötet hatte?
    Ein plötzlicher Stich fuhr ihm von einem Auge ins andere. Der Schmerz kam so unvorbereitet und heftig, dass er aufschrie. In diesem Moment begann es in seinen Ohren zu dröhnen, als hätte ihm jemand einen harten Schlag auf den Hinterkopf verpasst. Die Luft in der Telefonzelle war brütend heiß und verstärkte noch den Geruch nach kaltem Zigarettenrauch und den Ausdünstungen ungewaschener Menschen, doch er musste sich zusammenreißen. Als er den Piepton hörte, der dem Anrufer signalisierte, seine Nachricht zu sprechen, holte er tief Luft und zwang sich zur Konzentration.
    “January DeLena. Ständig auf der Jagd nach dieser Story, obwohl ich doch darum gebeten hatte, mich in Ruhe zu lassen. Streiten Sie nicht ab, dass Sie immer noch nach mir suchen, ich habe Sie nämlich heute gesehen. Ich habe Sie gehört. Sie und diese Nonne. Warum laufen Sie mir hinterher? Ich muss einige Dinge tun, die Sie nichts angehen.”
    January griff nach dem Hörer. “Hallo? Hallo?”
    Tränen rannen Jay Carpenter über das Gesicht. Der Schmerz in seinem Ohr war so stark, dass er sie zuerst nicht hörte.
    “Hallo? Sind Sie noch dran?”
    Jay erschauerte, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. “Lassen Sie mich in Ruhe.”
    “Sagen Sie mir etwas über die vermissten Männer”, verlangte January.
    Er zuckte zusammen. Woher wusste sie das? Dann bemühte er sich, ruhig zu bleiben. Sie konnte nichts wissen. Aus welchem Grund auch immer, sie hatte einfach geraten.
    “Ich weiß nicht, wovon Sie reden”, erwiderte er.
    January
hatte
geraten, doch sie würde diese Gelegenheit ausnutzen, um ein paar Knöpfe zu drücken und zu sehen, was dabei herauskam. “Matthew, Simon, James, Andrew und Bart. Das sind ihre Namen, oder nicht? Was haben Sie mit ihnen gemacht, und was stimmte mit Bart nicht? Warum haben Sie ihn getötet?”
    “Er war der Falsche”, murmelte Jay, ohne sich bewusst zu sein, dass er sich verraten hatte.
    January schnappte nach Luft. Das hatte sie nicht erwartet. “Was soll das heißen, der Falsche? Geben Sie zu, dass Sie Bart Scofield entführt und dann getötet haben? Warum? Warum haben Sie das getan? Und wo sind diese anderen Männer?”
    Carpenter schüttelte den Kopf so heftig wie ein Hund, der sich das Wasser aus dem Fell schleudert. Doch es half nicht gegen die Schmerzen, und das

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