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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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fing beim Anblick des jungen Mannes erfreut zu grinsen an und drohte offenbar, sich an dem Gespräch zu beteiligen. Alles das begann mich sogar zu amüsieren.
    »Ich habe Sie im vorigen Jahr oft bei der Gräfin Werigina getroffen«, sagte Darsan.
    »Ich entsinne mich Ihrer, aber Sie waren damals Offizier, glaube ich«, antwortete Naschtschokin freundlich.
    »Ja, ich war Offizier, aber dank ... Ah, Stebelkow ist auch hier? Wie kommt der hierher? Sehen Sie, gerade den Herren von dieser Sorte habe ich es zu verdanken, daß ich nicht mehr Offizier bin.« Er zeigte geradezu mit dem Finger auf Stebelkow und lachte laut. Auch Stebelkow lachte vergnügt mit, da er Darsans Worte wahrscheinlich als Liebenswürdigkeit auffaßte. Der Fürst errötete und wandte sich schnell mit einer Frage an Naschtschokin; Darsan aber ging zu Stebelkow hin und sprach mit ihm über irgend etwas sehr eifrig, aber nur halblaut.
    »Sie haben ja wohl im Ausland Katerina Nikolajewna Achmakowa sehr gut gekannt?« fragte der Gast den Fürsten.
    »O ja, ich habe sie gekannt ...«
    »Es scheint, daß sich da bald etwas Neues ereignen wird. Man sagt, sie werde den Baron Bjoring heiraten.«
    »Das ist richtig!« rief Darsan.
    »Sie ... wissen das zuverlässig?« fragte der Fürst Herrn Naschtschokin; er befand sich in sichtlicher Erregung und legte auf seine Frage einen besonderen Nachdruck.
    »Ich habe es gehört; ich glaube, es wird schon allgemein darüber gesprochen; bestimmt weiß ich es übrigens nicht.«
    »Oh, es ist sicher!« sagte Darsan, zu ihnen tretend. »Mir hat es gestern Dubassow gesagt, und der weiß solche Neuigkeiten immer zuerst. Aber auch der Fürst müßte es eigentlich schon wissen ...«
    Naschtschokin ließ Darsan zu Ende sprechen und wandte sich dann wieder zum Fürsten:
    »Man sieht sie in der letzten Zeit nur selten in der Gesellschaft.«
    »Im letzten Monat war ihr Vater krank«, bemerkte der Fürst in etwas trockenem Ton.
    »Diese Dame hat ja, wie es heißt, eine bewegte Vergangenheit!« platzte Darsan heraus.
    Ich hob den Kopf in die Höhe und richtete mich auf.
    »Ich habe das Vergnügen, Katerina Nikolajewna persönlich zu kennen, und halte es für meine Pflicht, zu erklären, daß alle jene skandalösen Gerüchte nichts als Lüge und schmähliche Verleumdung sind ... ersonnen von denjenigen ... die sich um sie bemüht haben, ohne ihr Ziel zu erreichen.«
    Nach diesem dummen, hitzigen Einwurf schwieg ich und blickte hochaufgerichtet immer noch alle Anwesenden mit glühendem Gesicht an. Alle hatten sich zu mir hingewendet, aber auf einmal fing Stebelkow an zu kichern; auch der überraschte Darsan grinste.
    »Arkadij Makarowitsch Dolgorukij«, stellte der Fürst mich dem letzteren vor.
    »Ach, Sie können es mir glauben, Fürst «, wandte sich Darsan in natürlichem, gutmütigem Ton an mich, »ich sage das nicht als eigene Behauptung; wenn es solche Gerüchte gegeben hat, so habe jedenfalls ich sie nicht verbreitet.«
    »Oh, ich sage ja auch nichts gegen Sie persönlich«, antwortete ich schnell; aber da lachte auf einmal Stebelkow in höchst unpassender Weise auf, und zwar, wie sich nachher herausstellte, darüber, daß Darsan mich »Fürst« genannt hatte. Mein verdammter Familienname hatte mir auch hier wieder Unannehmlichkeiten gemacht. Selbst jetzt noch erröte ich bei dem Gedanken daran, daß ich, natürlich aus Schamgefühl, diesen dummen Irrtum nicht augenblicklich erledigte und nicht laut erklärte, daß ich einfach ein Dolgorukij sei. Das begegnete mir damals zum erstenmal in meinem Leben. Darsan sah mich und den lachenden Stebelkow verständnislos an.
    »Ach ja! Was war denn das für ein hübsches Mädchen, dem ich jetzt eben bei Ihnen auf der Treppe begegnet bin, so ein munteres, hellblondes?« fragte er den Fürsten.
    »Ich weiß wirklich nicht, wer es gewesen sein könnte«, antwortete dieser schnell und errötete.
    »Wer soll es denn sonst wissen als Sie?« versetzte Darsan lachend.
    »Übrigens, das war ... das war vielleicht ...«, stotterte der Fürst.
    »Aber ... das war doch gerade die Schwester dieses Herrn hier, Lisaweta Makarowna«, sagte Stebelkow, mit dem Fingerauf mich weisend. »Ich bin ihr nämlich vorhin ebenfalls begegnet ...«
    »Ach ja, ganz richtig!« fiel der Fürst ein, aber jetzt mit ganz ruhiger, ernster Miene. »Es ist jedenfalls Lisaweta Makarowna gewesen, eine gute Bekannte von Anna Fjodorowna Stolbejewa, bei der ich jetzt wohne. Sie hat gewiß heute einen Besuch bei Darja Onissimowna

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