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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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beabsichtigte, es alles wiederzugewinnen.«
    »Ich möchte dir noch einmal bemerken, mein Lieber, daß mir da kein Geld gehört. Ich weiß, daß sich dieser junge Mensch selbst in der Klemme befindet, und ich rechne trotz seiner Versprechungen nicht darauf, etwas von ihm zu erhalten.«
    »Wenn es sich so verhält, befinde ich mich in doppelt schlimmer Lage... in einer lächerlichen Lage. Welchen Anlaß hat er unter solchen Umständen, mir Geld zu geben, und ich, es von ihm anzunehmen?«
    »Das ist nun deine eigene Sache ... Aber hast du wirklich auch nicht den allergeringsten Anlaß, Geld von ihm zu nehmen, wie?«
    »Außer unserer Freundschaft....«
    »Ja, außer eurer Freundschaft? Gibt es nicht irgendeine Tatsache, auf Grund derer es dir möglich erscheinen kann, von ihm Geld anzunehmen, wie? Etwa infolge irgendwelcher Erwägungen?«
    »Infolge von was für Erwägungen? Ich verstehe Sie nicht.«
    »Um so besser, wenn du mich nicht verstehst, und ich muß gestehen, mein Freund, ich war davon überzeugt. Brisons là, mon cher, und gib dir Mühe, das Spielen aufzugeben!«
    »Wenn Sie mir das doch früher gesagt hätten! Und auch jetzt sagen Sie es nur so lässig und obenhin.«
    »Wenn ich es dir früher gesagt hätte, so hätten wir uns nur miteinander überworfen, und du hättest mich nicht so gern abends zu dir kommen lassen. Und du mußt wissen, mein Lieber, daß all solche frühzeitigen Ratschläge zur Rettung weiter nichts sind als ein Eindringen in ein fremdes Gewissen auf fremde Kosten. Ich habe mich oft genug in das Gewissen anderer Leute eingedrängt, und das Ende vom Lied war immer, daß ich Nasenstüber und Spott und Hohn erntete. Auf die Nasenstüber und den Spottund Hohn allerdings pfeife ich, aber die Hauptsache ist, daß man durch derartige Manöver absolut nichts erreicht: niemand hört auf einen, und wenn man noch so eindringlich redet... und alle können einen bald nicht mehr leiden.«
    »Ich freue mich, daß Sie endlich einmal mit mir von etwas anderem reden als von abstrakten Dingen. Da ist noch etwas, wonach ich Sie fragen möchte; ich wollte es schon lange, habe es aber, wenn ich mit Ihnen zusammen war, nie fertiggebracht. Gut, daß wir auf der Straße sind. Erinnern Sie sich noch, wie wir an jenem Abend, an dem letzten Abend, vor zwei Monaten, in Ihrer Wohnung in meinem ›Sarg‹ beide zusammensaßen und ich Sie nach Mama und Makar Iwanowitsch befragte – erinnern Sie sich noch, wie ungeniert ich damals mit Ihnen redete? Wie konnten Sie es dulden, daß so ein Grünschnabel von Sohn in solchen Ausdrücken von seiner Mutter sprach? Und was taten Sie? Sie äußerten mit keinem Wort Ihre Mißbilligung, sondern redeten vielmehr selbst sehr zwanglos und veranlaßten mich dadurch zu noch ungenierterer Ausdrucksweise.«
    »Mein Freund, es ist mir sehr angenehm, dich solche Gefühle aussprechen zu hören... Ja, ich erinnere mich sehr wohl daran, ich wartete damals tatsächlich auf ein Erröten in deinem Gesicht, und wenn ich selbst dich in deinem Ton noch bestärkte, so hatte ich dabei vielleicht gerade die Absicht, dich bis an die Grenze zu führen....«
    »Und Sie haben mich nur noch mehr in die Irre geführt und den reinen Quell in meiner Seele noch mehr getrübt! Ja, ich bin von einer kläglichen Unreife und weiß manchmal selbst nicht, was schlecht und was gut ist. Hätten Sie mir damals auch nur ein ganz kleines Stückchen des richtigen Weges gezeigt, dann hätte ich das übrige schon erraten und wäre sogleich wieder auf die richtige Bahn gekommen. Aber Sie haben mich damals nur ärgerlich gemacht.«
    »Cher enfant, ich habe immer geahnt, daß du und ich uns auf die eine oder andere Weise einmal in unseren Anschauungen zusammenfinden würden: diese Röte ist dir doch jetzt ganz von selbst, ohne irgendwelche Belehrung von meiner Seite, ins Gesicht gestiegen, und ich kann dirversichern, das ist für dich selbst das beste ... Ich habe wahrgenommen, mein Lieber, daß du in der letzten Zeit sehr gewonnen hast ... ob das wirklich von dem Umgang mit diesem kleinen Fürsten herkommt?«
    »Loben Sie mich nicht, ich kann das nicht leiden. Lassen Sie mich nicht im Herzen den peinlichen Verdacht hegen, daß Sie mich zum Schaden der Wahrheit aus Jesuitismus loben, um sich meine Zuneigung zu erhalten. Aber in der letzten Zeit ... sehen Sie ... habe ich mit Damen verkehrt. Ich bin sehr gut aufgenommen worden, zum Beispiel von Anna Andrejewna, wissen Sie das?«
    »Ich habe es von ihr selbst gehört, mein

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