Der Jüngstre Tag
Chatfield-Familie die Pandemie überlebt haben«, sagte Penny.
»Ich auch nicht«, pflichtete Jessica ihr bei. »Ich habe auch nie geglaubt, dass die Erde der einzige bewohnte Planet im Universum sein soll.«
Alle hoben den Blick zum Himmel. Es war eine sternklare Nacht, und am Himmel funkelten unzählige Sterne. Viele Sternbilder, wie zum Beispiel das Kreuz des Südens, kannten diejenigen nicht, die den Äquator nie zuvor überquert hatten.
»Dieser Stern bewegt sich«, rief Luke nach ein paar Minuten und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle hoch über dem Großsegel.
»Das muss ein Satellit sein«, sagte Mark. »Aber er leuchtet sehr hell, vielleicht ist es eher die Internationale Raumstation.«
Im selben Augenblick begriffen einige von ihnen schlagartig, was diese Erkenntnis bedeutete.
»Meinst du, da oben könnten noch Menschen leben?«, fragte Luke.
»Ganz bestimmt nicht«, entgegnete Adam spöttisch.
Fergus strich sich mit den Fingern durch seinen zerzausten Irokesenschnitt und widersprach ihm. »Möglich wäre es.«
»Seit Ausbruch der Pandemie sind dreieinhalb Jahre vergangen.«
»Und wenn die Wissenschaftler so viele Nachschubkapseln wie möglich mit Vorräten vollgestopft und in den Weltraum geschossen haben, als die Pandemie ausbrach?«
»Ja … vielleicht … aber für dreieinhalb Jahre? Das müsste eine ganze Menge gewesen sein.«
»Selbst wenn sie nicht die ganze Zeit da oben geblieben sind, könnten sie so lange in ihrer Station ausgeharrt haben, bis die Vorräte zur Neige gingen, und dann wieder auf der Erde gelandet sein«, überlegte Penny laut.
»Ohne Bodenkontrolle hätten sie nicht landen können«, entgegnete Adam.
»Astronauten sind ziemlich schlaue Leute. Erinnert ihr euch an Apollo 13? Die sind damals doch auch sicher gelandet.«
»Wahrscheinlicher fliegen nur noch Leichen durchs All«, erwiderte Adam trocken.
Plötzlich hörten sie mehrere dumpfe Schläge, als ein Schwarm Fliegender Fische gegen die Bordwand und gegen das Kabinendach prallte. Das Schicksal der Besatzung der Internationalen Raumstation geriet sofort in Vergessenheit. Alle sprangen auf, um sich diesen Goldregen für ihre Vorräte nicht entgehen zu lassen.
7
»Da! Der Tafelberg!«, rief Fergus aufgeregt aus dem Cockpit. Die ersten Lichtstrahlen erhellten den Morgenhimmel, und sein Haar leuchtete roter denn je. Aufgeregte Gestalten eilten aus den Kabinen an Deck und starrten auf den Berg mit dem flachen Gipfel, der wie immer von Wolken verhüllt war.
Steven maß mithilfe seines Sextanten den Winkel von einem wolkenfreien Punkt des Berges bis zum Ufer und schrieb schnell ein paar Berechnungen auf die Rückseite der Seekarte. »Es sind ungefähr dreißig Meilen«, sagte er. »Wenn der Wind hält, sind wir gegen Mittag da.«
Wie Steven befürchtet hatte, legte der Wind sich ein wenig, und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Archangel den Weg zur Küste geschafft hatte. Adam schlug vor, den Motor zu starten, doch Mark war dafür, den wertvollen Diesel zu sparen.
Mark hatte die Stadt vor dem Ausbruch der Pandemie mehrmals besucht und kannte Kapstadt gut, doch diesmal hatte er Schwierigkeiten, Orientierungspunkte zu erkennen. Es schienen viel weniger Gebäude zu sein als in seiner Erinnerung. Er suchte den Horizont nach Rauchfahnen ab, konnte aber keine entdecken.
Es war schon mitten am Nachmittag, als sie den Hafen erreichten. Mehrere Schiffe waren in der Hafeneinfahrt auf Grund gegangen. Steven kletterte den Mast hinauf und gab Mark Anweisungen, wie er die Archangel am besten zwischen den Wracks hindurchmanövrierte. »Es sieht aus, als wäre da eine Bombe eingeschlagen«, rief er aus der Takelage. »Weiß der Himmel, was hier geschehen ist.«
Alle halfen eifrig, die Leinen der Archangel an der Kaimauer festzumachen. Jetzt konnten sie sehen, dass die Gebäude rund um das Viktoria-Basin, das einst mit Leben pulsierte, eingestürzt waren.
»Hoffen wir, dass wir etwas zu essen finden«, sagte Mark zu Steven, als er den Mast hinunterkletterte.
»Das dürfte kein Problem sein. Ich habe ein paar Rehe auf den Freiflächen gesehen.«
»Hast du auch Menschen gesehen?«, fragte Robert. »Frauen?«, fügte er dann hinzu. Steven schüttelte den Kopf.
»Okay«, sagte Mark und schaute auf die Uhr. »Wo genau hast du die Rehe gesehen?«
»In der Nähe des Uferlandes, da hinten.« Steven zeigte in Richtung Südwesten. Mark wusste, dass dort der Vorort Sea Point lag.
»Okay, Adam, du bist der beste Schütze.« Es
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