Der Jüngstre Tag
kann.«
Mark spürte Stevens Groll. Zweifellos hätte auch er gerne mehr Zeit mit seiner Freundin verbracht, aber er musste am Ruder dieser Jacht stehen. »Wir sollten die Schiffswache in drei Schichten aufteilen«, schlug Mark vor. »Du übernimmst mit Penny und Luke die Wache von acht bis zwölf. Ich übernehme von zwölf bis vier mit Allison und Adam, und Fergus kann die Wache von vier bis acht mit Jessica und Robert übernehmen.«
»Fergus muss schnell lernen, wenn wir ihn als Wachkapitän einsetzen wollen.«
»Wenn er die letzte Wache übernimmt, ist es für uns beide am einfachsten, ihn im Auge zu behalten. Bei schlechtem Wetter bleibe ich noch ein paar Stunden zusätzlich am Morgen, bis es hell ist. Du kannst ihn, wenn es notwendig ist, am frühen Nachmittag unterstützen, ehe du deine Wache übernimmst.«
Steven nickte. »Und was ist mit dem Suezkanal? Wir würden eine Menge Zeit sparen, wenn wir durch den Kanal fahren.«
»Wenn er noch geöffnet ist.«
»Es gibt dort keine Schleusen. Selbst wenn er blockiert ist, müssten wir es schaffen, mit der Archangel durchzufahren.«
»Das wissen wir nicht genau. Vergiss nicht den Krieg zwischen Ägypten und Israel kurz vor dem Ausbruch der Pandemie. Der Kanal könnte sogar teilweise zugeschüttet worden sein. Wenn wir Pech haben, durchqueren wir das ganze Mittelmeer und sind dann gezwungen, die gesamte Strecke zurück bis Gibraltar zu segeln. Nehmen wir die Route über das Kap der Guten Hoffnung, wissen wir wenigstens, dass wir auf jeden Fall nach Hause kommen.«
Zögernd gab Steven zu, dass sein Vater recht hatte.
»Gute Idee«, sagte Adam erfreut, als Mark beim Mittagessen im Salon seine Entscheidung verkündete, ein Wachsystem einzuführen. Doch als Mark bekannt gab, wer welche Wache übernahm, spiegelte sich Enttäuschung auf Adams Gesicht. Er gehörte zur älteren Generation und war wohl der Meinung, dass er der dritte Wachkapitän sein sollte. Roberts finsterer Blick signalisierte, dass ihm die Entscheidung ebenfalls nicht gefiel.
»Jede Wache ist abwechselnd auch jeden dritten Tag für das Kochen und Saubermachen des Schiffes zuständig«, fuhr Mark fort.
»Du Glückspilz«, verspottete Luke Penny. »Ich hoffe, du kannst kochen.«
»Wer meint denn hier, er könnte die Arbeit verteilen?«, rief Steven aus dem Cockpit, wo er am Ruder der Jacht stand und das Gespräch verfolgte. »Ich entscheide, wer während meiner Wache welche Arbeiten übernimmt. Dazu gehört auch das Reinigen der Toiletten.«
»Wir müssen sparsam mit Wasser umgehen«, warf Mark ein. »Ihr dürft die Wasserhähne nicht laufen lassen, und wir können nur einmal pro Woche duschen.«
»Was?«, rief Jessica. Die dunkelhaarige, hübsche Frau war wie die anderen aus ihrer Familie nicht besonders groß, und man hätte ihr die kraftvolle Stimme gar nicht zugetraut.
»Mit Salzwasser kannst du so oft duschen, wie du willst.«
»Dann klebt man ja am ganzen Körper.«
Mark ging nicht auf ihre Beschwerde ein. Je eher alle verstanden, dass dies keine Vergnügungsreise war, desto besser. »Auch unsere Verpflegung macht mir Sorgen.«
Bevor Mark und Steven von Neuseeland nach England gesegelt waren, hatten sie alle möglichen Stauräume und auch die Bilge der Jacht mit Nahrungsmitteln vollgestopft: Eingemachtes, ein Teil des kostbaren Vorrats an Konserven, die sie nach der Pandemie gesammelt hatten, jede Menge Essig und Sirup. Die leeren Gefäße hatten sie aufbewahrt, in der Hoffnung, ihre Vorräte auffüllen zu können, ehe sie die Rückreise antraten. Doch da sie nur mit knapper Not aus Haver entkommen waren, war das nicht möglich gewesen. »Wir angeln natürlich auch weiterhin, aber unsere Reise von Neuseeland nach England hat gezeigt, dass es hier im tiefen Wasser nicht viele Fische gibt. Die eingemachten Nahrungsmittel von der Hinreise reichen noch für einen Monat, und das auch nur, wenn wir sparsam damit umgehen. Wenn nötig, legen wir einen Zwischenstopp in Kapstadt ein und suchen dort nach Nahrungsmitteln.«
»Aber nur, wenn wir nicht genügend Fische fangen«, beharrte Steven.
Nachdem sie das Wachsystem eingeführt hatten, folgte das Leben an Bord der Archangel immer demselben Trott. Aber die Spannungen nahmen zu. Mark wusste nicht, ob es an den beengten Verhältnissen an Bord lag, den Charakteren der Mitreisenden oder einfach an der Langeweile beim Hochseesegeln. Er bemühte sich, alle bei Laune zu halten, doch das Unbehagen ließ sich nicht vertreiben.
Auch seine eigene
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