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Der Junge aus dem Meer - Roman

Der Junge aus dem Meer - Roman

Titel: Der Junge aus dem Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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aufheben«, stammelte ich und zog mich vom Sessel hoch.
    »Wenn du gestattest«, sagte T. J. und erhob sich gleichzeitig. Ich war mir sicher, dass ich riesige Augen bekommen hatte und rot geworden war, doch er schien völlig ruhig.
    »Nein, ist schon in Ordnung«, insistierte ich und eilte quer durchs Zimmer. In meinem Kopf drehte sich alles, als ich mich vornüberbeugte, um das Buch aufzuheben. Ich konnte nicht widerstehen und überflog die geöffnete Seite, auf der das Buch gelandet war:
     
    Die Meerjungfrauen und Meermänner der Insel passen sich ihrer Nachbarschaft nahtlos an. Gleichwohl schmücken oftmals bestimmte maritime Kennzeichen ihre Behausungen.
     
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte recht gehabt: Ich konnte dieses alberne Buch nicht anfassen, ohne mit dem Lesen zu beginnen. Ich richtete mich auf und stopfte den dicken Band ins Regal zurück.
    »Tja.« Ich hörte, wie T. J. ausatmete, und drehte mich um. Er stand neben dem kleinen Sofa und richtete seinen Hemdkragen. »Ganz schön intensiv, was?«, fragte er grinsend.
    Unsicher, ob sich seine Bemerkung auf unseren Kuss oder das herabgefallene Buch bezog, sah ich ihn an.
War
unser Kuss intensiv gewesen? Ich konnte es nicht sagen, fühlte mich noch viel zu befangen und verwirrt.
    »Wir schauen jetzt besser mal, ob noch Tarte für uns übrig ist«, erwiderte ich. Für einen kurzen Augenblick berührte ich meine Lippen und überlegte, ob Mom wohl merken würde, was passiert war, und ob sie darüber glücklich oder verärgert wäre. Bevor ich T. J. aus dem Arbeitszimmer hinausfolgte, betrachtete ich noch einmal das Porträt von Isadora. Ich wusste, dass es meine Einbildung war, doch während sie da in ihrer majestätischen Pose auf mich hinabsah, wirkte der Blick aus den dunklen Augen meiner Großmutter missbilligend. Ich seufzte, fühlte mich gescholten. Isadora Beau Hawkins hätte sicherlich nicht damit gerechnet, dass ihre Enkelin innerhalb weniger Tage zwei verschiedene Jungen küsste.
    Und das Komische war, dass ich es bis zu diesem Augenblick selbst nicht erwartet hätte.
    ***
    In der Zeit, in der ich ein Glas süßen Tees hinuntergeschluckt und eine weitere Golf-Anekdote ertragen hatte, waren ein paar ordentliche Sturmwolken aufgezogen. Und währendMom die vom Wind mitgerissenen Servietten vom Verandaboden aufhob, verkündete Mr. Illingworth, dass T. J. und er unsere Gastfreundschaft nicht überstrapazieren wollten. Mom versuchte, sie zum Bleiben zu bewegen, doch ich war im Geheimen froh. Seit unseres ›Moments‹ im Arbeitszimmer hatte ich T. J. nicht in die Augen sehen können und brauchte etwas Raum und Ruhe, um herauszufinden, wie ich mich jetzt eigentlich fühlte.
    Als wir unsere Gäste zur Tür begleiteten, war ich erstaunt zu sehen, dass Mom ihre Hand Mr. Illingworth hinhielt, der sich eilig nach vorn beugte und sie küsste. Ihre Bewegungen waren so natürlich, dass mir klar wurde, dass sie diesen Tanz schon viele Male zuvor ausgeführt haben mussten.
Meine
Hände steckten in meinen Hosentaschen, und Mr. Illingworth hätte mich bitten müssen, eine Hand hervorzuholen, damit er sie küssen konnte – was für mich jenseits des Möglichen lag. Stattdessen entschied ich, seine Hand zu schütteln. T. J. küsste mich auf die Wange und murmelte: »Ich melde mich bald.« Und dann waren alle Küsse ausgetauscht und die Illingworths gegangen.
    »Wie lief’s denn so?«, fragte mich Mom noch in dem Augenblick, in dem sie die Tür schloss. Ihre grauen Augen glänzten und ihr Haar umspielte ihre Schultern. Ihre Ungeduld und ihre Fröhlichkeit wirkten peinlich auf mich. »Hast du dich mit T. J. amüsiert? Denkst du, dass du ihn bald wiedersehen möchtest?«
    »Mom, ich
weiß
es nicht«, blaffte ich sie gereizt an. Der ganze Nachmittag hatte mein Gehirn total durcheinandergewirbelt. Ich konnte meine Gedanken weder in Bezug auf T. J. noch auf etwas anderes analysieren – ein ungewohntes Gefühl für mich. »Lass mich in Ruhe«, fügte ich hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Mom stemmte die Hände in die Hüften. »Wie bitte? Seit wann ist es dir erlaubt, in einem solchen Ton mit mir zu reden?«
    Ich biss die Zähne zusammen. Scharfe Erwiderungen schossen mir durch den Kopf.
Seit wann sind wir denn so etepetete? Und seit wann lässt du dir von jemandem die Hand küssen?
Doch ich wollte mich mit Mom nicht streiten. Wir stritten schließlich nie. Und konnten jetzt nicht damit anfangen.
    »Tut mir leid«, murmelte ich.
    Mom war für einen

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