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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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von ihm abdrucken könnten, wäre das für die Bad Rittershuder Nachrichten ein sagenhafter Knüller.“ Herr Kubatz hatte sich jetzt richtig in Begeisterung geredet. „So etwas läßt das Herz eines Journalisten höher schlagen“, meinte er schließlich.
    „Nichts einfacher als das“, lächelte der Chefredakteur der ZENTRALEN PRESSE-AGENTUR. Er kam sich dem Bad Rittershuder Kollegen gegenüber jetzt so vor wie der reiche Onkel aus Amerika. „Es freut mich sogar, daß ich Ihnen bei dieser Gelegenheit demonstrieren kann, wie perfekt unser Betrieb funktioniert.“ Er drückte auf einen Knopf, worauf sofort das Telefon neben seinem Ellenbogen ganz sanft surrte. Er nahm den Hörer ab: „Das Fotolabor, aber dalli, wenn ich bitten darf.“ Er kündigte den Besuch von Herrn Kubatz an und was dieser wollte.
    Anschließend ließ es sich Dr. Splettstößer nicht nehmen, den Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten persönlich im Lift zum Erdgeschoß zu begleiten. Er plauderte während der Fahrt höflich übers Wetter und über die Papierpreise, die leider wieder am Klettern waren.
    „Und jetzt überlasse ich Sie unseren Spezialisten“, meinte er schließlich, nachdem er Herrn Kubatz im Fotolabor abgeliefert hatte. „Es ist uns wirklich eine Freude, daß wir Ihnen behilflich sein können, und ich stehe Ihnen jederzeit wieder zur Verfügung.“
    „Ein ungemein freundlicher Mensch“, bemerkte Herr Kubatz, als Dr. Splettstößer die Tür hinter sich zugemacht hatte.
    „Das war seine Sonnenseite“, murmelte der Laborant. „Er hat auch eine andere. Und die ist nicht von schlechten Eltern.“
    „Ich bin nicht neugierig, sie kennenzulernen“, meinte Herr Kubatz lächelnd und fragte, ob man hier rauchen dürfte.
    „Vergiften Sie sich nach Herzenslust“, meinte der Laborant und knipste das Licht aus.
    Herr Kubatz hatte kaum seine Pfeife richtig angeraucht, da war der Film schon entwickelt, und etwa fünf Minuten später lagen bereits von allen Fotos, die sein Sohn Karlchen in den Dünen geknipst hatte, einwandfreie Vergrößerungen vor ihm auf dem Tisch.
    „Die Schärfe stimmt bei allen“, stellte der Laborant fest. „Nur die Belichtungszeiten dürften verschieden sein.“
    „Vermutlich aus Sicherheitsgründen“, meinte Herr Kubatz und wählte ein Bild aus, das Alexander zeigte, wie er ziemlich ernst den Beschauer direkt anblickte. Den Film und die übrigen Vergrößerungen ließ Herr Kubatz jetzt in seiner Jackentasche verschwinden.
    „Dann kommen Sie mal mit rüber“, sagte der Laborant und brachte den Chefredakteur zum Funkraum. Dort erwartete ihn bereits ein langer, schlaksiger Bursche mit Bürstenhaarschnitt. „Man hat mir schon Bescheid gesagt“, meinte er. „Ich heiße Braumüller, und alles ist vorbereitet.“
    „Besten Dank“, erwiderte Herr Kubatz und gab Herrn Braumüller das ausgewählte Foto. „Andere Zeitungen können das Bild jetzt nicht empfangen?“ fragte er beiläufig.
    „Um diese Zeit senden wir nur, wenn gerade was ganz Aktuelles reinkommt“, erklärte der schlaksige Herr Braumüller. „Aber im Augenblick scheint die ganze Welt zu schlafen.“ Dabei legte er das Foto bereits auf die Walze des Funkgeräts. „Nehmen Sie hier das Telefon, und sagen Sie Ihrer Redaktion, daß sie auf Empfang gehen soll.“
    Herr Kubatz wählte die Nummer der Bad Rittershuder Nachrichten, und kurz darauf hatte er Herrn Hildesheimer am Apparat.
    „Ich spreche aus dem Bildfunkraum der ZENTRALEN NACHRICHTEN-AGENTUR“, meldete sich der Chefredakteur. „Gehen Sie sofort auf Empfang.“
    „Moment“, sagte Redakteur Hildesheimer, und gleich darauf meldete er: „Es kann losgehen.“
    Der lange und schlaksige Herr Braumüller schaltete daraufhin seinen Bildgeber ein, und die Walze mit dem Foto drehte sich ganz langsam an dem Abtaster vorbei.
    „Angekommen?“ fragte Herr Kubatz, als die Walze stehenblieb.
    „Angekommen“, bestätigte Redakteur Hildesheimer. „Die Qualität ist ausgezeichnet.“
    „Dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben“, erwiderte Herr Kubatz knapp. „Ich melde mich wieder.“
    „Was ist denn das für ein Knabe?“ fragte der schlaksige Herr Braumüller neugierig, als er das Foto von der Walze nahm. „Wäre der auch für uns interessant? Ich meine, auch für andere Zeitungen?“
    „Aber wo denken Sie hin“, erwiderte Herr Kubatz und lachte. „Vergessen Sie’s wieder. Das hier ist eine reine Provinzangelegenheit.“ Er nahm das Foto wieder an sich und steckte es zu den

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