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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Kriminalassistent hatte sich inzwischen Alexanders linken Daumen vorgenommen. Er drückte ihn zuerst auf eine Art Stempelkissen und dann auf ein Stück weißen Papiers.
    „Unbekannt“, murmelte Herr Michelsen weiter und fragte dann: „Altre?“
    Herr Lüders beschäftigte sich jetzt schon mit dem Zeigefinger des Jungen.
    „Etwa vierzehn“, murmelte der Kriminalkommissar und tippte es in sein Protokoll. „Größe?“
    „Genauso groß wie ich“, bemerkte Paul Nachtigall. „ Einsdreiundvierzig .“
    „Also, schreiben wir: einsdreiundvierzig “, murmelte Herr Michelsen weiter. „Haare schwarz, Augen schwarz, schlank.“ Jetzt blickte er wieder auf: „Besondere Kennzeichen?“
    Kriminalassistent Lüders war inzwischen bereits mit der zweiten Hand beschäftigt.
    „Keine“, stellte Herr Michelsen fest und tippte es in seine Maschine.
    „Jetzt behandeln Sie ihn aber doch wie einen Verbrecher“, bemerkte Großmutter Kubatz vorwurfsvoll.
    »Nein, dieses Mal muß ich den Kommissar verteidigen“, bemerkte Professor Stoll. Er stand dicht bei Alexander und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Das gehört nun wirklich zur Feststellung der Identität. Daran ist nichts zu ändern.“
    „Dann entschuldigen Sie, Herr Michelsen“, sagte die Großmutter. Aber es klang nicht sehr überzeugend.
    „Bitte, Frau Kubatz, ich habe volles Verständnis“, erwiderte der Kommissar, und dann blickte er wieder in sein Formular: „Genaue Schilderung des Vergehens“, las er vor. „Also, wann genau habt ihr ihn gefunden?“
    „Vorgestern, morgens um sieben Uhr“, antworteten die Glorreichen Sieben durcheinander.
    „Dann schreiben wir also einfach: Gefunden am Strand bei Rantum, in einer Hose mit einem Messer daran, Uhrzeit, Datum“, meinte der Kriminalkommissar und fing wieder an zu tippen. Anschließend zog er das Formular aus der Schreibmaschine und stellte fest: „Das ist das kürzeste Protokoll, das ich aufgenommen habe, seit ich bei der Kriminalpolizei bin.“ Er blickte wieder zu Alexander: „Und auch noch ohne Unterschrift. Denn wenn du es unterschreiben könntest, wüßtest du ja deinen Namen. Darf ich also wenigstens um drei Kreuze bitten?“
    Kriminalassistent Lüders hatte gerade die Stempelfarbe mit irgendeiner Flüssigkeit von den Fingern des schwarzhaarigen Jungen abgewischt.
    „Aber ich kann doch schreiben“, sagte Alexander leise. „Das habe ich nicht vergessen.“
    Herr Michelsen suchte unwillkürlich wieder einmal den Blick von Professor Stoll: „Die Sache wird mir immer unverständlicher“, gab er zu. Dann legte er das Protokoll vor Alexander auf den Tisch und sagte: „Dann schreib also: Meinen Namen weiß ich nicht.“
    Der Junge mit den schwarzen Haaren schrieb es mühelos und fehlerfrei.
    „Eine saubere und gute Schrift“, lobte Kriminalkommissar Michelsen. Er betrachtete das Protokoll eine ganze Weile. Die Herren Stoll und Lüders guckten ihm dabei neugierig über die Schultern:
    „Sie würden die Augen noch viel weiter auf reißen“, bemerkte Großmutter Kubatz, „wenn Sie hören würden, wie er Klavier spielt.“
    „Besten Dank“, erwiderte der Kriminalkommissar. „Mein Bedarf ist im Augenblick gedeckt.“ Er richtete seine Einsdreiundneunzig wieder zur vollen Größe auf, klappte die Schreibmaschine zu und schlüpfte in seine Jacke. Herr Lüders hatte den blechbeschlagenen Koffer zugeklappt. Da kam Fräulein Emma Zobelmann mit den ausgebleichten Blue Jeans und dem Fahrtenmesser vom Müllkasten zurück: „Das Zeug da wollen Sie wirklich mitnehmen?“ fragte sie unsicher.
    „Ja, das wollen wir“, sagte Herr Lüders freundlich.
    „Dann darf ich es Ihnen aber zum Wagen bringen“, meinte Fräulein Zobelmann. „Sonst machen Sie sich die Hände schmutzig. Darauf bestehe ich.“
    „Heute oder morgen kommt noch unser Polizeifotograf vorbei, um ein paar Bilder von dir zu machen“, bemerkte Kriminalkommissar Michelsen, als er Alexander zum Abschied die Hand gab. „Wir werden alles tun, um dir zu helfen. Daran darfst du glauben.“
    „Besten Dank“, sagte der Junge mit den pechschwarzen Haaren.
    Anschließend begleitete das ganze Haus Seestern die beiden Kriminalbeamten zu ihrem Wagen.
    „Aha, wohl eure Vereinsfahne?“ fragte Herr Michelsen, als er am Mast das Bettuch mit der roten Sieben entdeckte.
    „Verein ist nicht gerade das richtige Wort“, meinte Paul Nachtigall mit einem Gesicht, als hätte er gerade mitten in eine Zitrone gebissen.
    „Nichts für ungut“, lachte

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