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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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trugen diese in der Hand. Sie blickten sich suchend um. Professor Stoll stand mit seinem Strohhut und dem flatternden weißen Leinenanzug zwischen den Herren Bissegger und Kubatz.
    „Hier sind wir“, rief der dickliche Sputnik. Er war aufgesprungen und schwenkte sein Handtuch durch die Luft.
    „Das ist Herr Bissegger aus Hamburg“, stellte Herr Kubatz den Pressefotografen vor. „Das sind die Glorreichen Sieben, und das ist der Junge, um den es geht.“
    „Ich bin nur mitgekommen, weil ich neugierig bin“, schwindelte Professor Stoll. In Wirklichkeit war er gekommen, um Alexander wieder einmal zu besuchen.
    , Kinder, ich bin ungeheuer in Druck“, gab Herr Bissegger bekannt. Er war höchstens fünfundzwanzig und trug ein buntes Hemd mit Blumen und Palmen darauf. Er holte zuerst eine Zigarette heraus, legte sie über den Handrücken und schlug sich aufs Gelenk. Die Zigarette schlug einen Salto und landete genau in seinem linken Mundwinkel. Darauf zog er ein Zündholz brennend aus der Tasche und gab sich Feuer.
    „Sind Sie mit der Nummer noch frei?“ feixte Emil.
    „Ja, im Augenblick bin ich noch zu haben“, grinste Herr Bissegger seinerseits. „Sagt einfach Jonny zu mir und seid jetzt ganz liebe nette Kinder.“ Dabei hantierte er bereits mit seinem Belichtungsmesser herum. „Ihr wißt , weshalb ich da bin. Helft mir also, daß ich mein Flugzeug nicht verpasse. Sonst bekommt Onkel Jonny mit seinem Chef nämlich ganz schön Ärger. Also, ab die Post!“
    Eine Viertelstunde lang schoß Herr Bissegger jetzt mit seinen Fotoapparaten wie aus Maschinengewehren. Zuerst einmal beschäftigte er sich ausschließlich mit dem schwarzhaarigen Jungen aus dem Meer. „Ist ja wirklich ein dickes Faß , daß du dich an nichts mehr erinnern kannst“, meinte er und sprang gleichzeitig auf die Seite. „Jetzt das Profil“, bat er, und anschließend ging er in die Knie: „Guck mal da zu dem Segelboot hinüber, dann hast du die Sonne genau in den Augen!“ Die Verschlüsse der Fotoapparate klickten, und Herr Bissegger sprang wieder auf, beugte sich zurück oder drehte sich wie ein Schlangenmensch halb um die eigene Achse. „Lächeln ist nicht verboten“, griente er und ließ zwischendurch wieder einmal eine Zigarette per Salto in seinem linken Mundwinkel landen. Dann kamen auch die Glorreichen Sieben an die Reihe. Der Pressefotograf in seinem knallbunten Hemd ließ sie mit Alexander zusammen über die Dünen laufen und nebeneinander aus dem Meer heraus direkt auf seine Kamera zu traben. Aber als er schließlich den Vorschlag machte, man möge doch am Strand nachstellen und wiederholen, was sich an jenem Morgen abgespielt hatte, als der schwarzhaarige Junge gefunden wurde, da protestierten die Glorreichen Sieben.
    „Was ist schon dabei?“ meinte Herr Bissegger und begriff gar nicht, was eigentlich auf einmal los war: „Alexander legt sich auf den Strand, ihr alle steht mit erschreckten Gesichtern herum, und euer Boß beugt sich über ihn und spielt noch einmal den Lebensretter.“
    „Alles hat seine Grenzen“, erklärte Paul Nachtigall. „Wir sind ja nicht als Schauspieler unterwegs. Tut uns leid.“
    „Schade“, bedauerte der Pressefotograf. „Aber man kann ja nicht alles haben. Es ist nicht jeden Tag Weihnachten. Aber jetzt noch ein Foto von Ihnen, Herr Professor. Schließlich sind Sie sein Arzt.“
    „Um Himmels willen, verschonen Sie mich“, rief Professor Stoll und wollte sich schon seinen Strohhut vor das Gesicht halten. Aber da hatte ihn Herr Bissegger aus Hamburg bereits wie ein Cowboy mit einer seiner vielen Kameras aus der Hüfte abgeschossen.
    „Kerle wie Sie würden einem Eskimo elektrische Kühlschränke andrehen“, lachte der weißhaarige Professor.
    In diesem Augenblick flog ein Sportflugzeug durch den wolkenlosen Himmel und zog ein großes gelbes Spruchband hinter sich her: „Heute abend INTERNATIONALE ARTISTIK in Kämpen“. Alle blickten für einen Augenblick zu der kleinen Maschine hinauf, die jetzt eine Schleife über den Strand zog und dabei Flugblätter abwarf, die wie Konfetti auf die Badegäste hinunterwirbelten.
    „Sollten wir uns eigentlich doch nicht entgehen lassen“, meinte Emil Langhans.
    „Und wenn es mies ist, muß uns wenigstens das Eintrittsgeld nicht leid tun“, meinte Paul Nachtigall.
    „Einem geschenkten Gaul...“ lachte Professor Stoll. „Und so weiter, und so weiter.“ Er mußte seinen Strohhut wieder einmal festhalten, weil vom Meer her eine Windbö über die

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