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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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erwartete.
    Der Mann mit dem seidenen Umhang an seinem Smoking hatte die beiden Jungen zwischen die anderen Besucher gesetzt und wandte sich wieder dem Publikum zu.
    „Viele Leute behaupten, daß Hypnose ein fauler Zauber ist. Ich will versuchen, Ihnen das Gegenteil zu beweisen. Ohne jedes andere Hilfsmittel, nur mit der Kraft meines Willens und der meiner Augen, werde ich diese Personen in Trance, also in eine Art Schlaf, versetzen. Sie werden dann meine Befehle ausführen. Aber sie werden sich an nichts mehr erinnern können, wenn ich sie wieder aufwecke.“
    „Das könnte Ihnen so passen“, lachte eine ziemlich dicke
    Frau, die in einem grauen Kostüm neben Karlchen Kubatz saß.
    „Dann sind Sie vielleicht damit einverstanden, wenn ich gerade mit Ihnen anfange“, sagte der Hypnotiseur. „Die anderen Herrschaften können schon langsam anfangen einzuschlafen.“ Bei diesen Worten ging er langsam die Stuhlreihe seiner Kandidaten entlang und blickte einem nach dem anderen in die Augen. Vor allem die zwei jungen Männer in den blauen Rollkragenpullovern grinsten überlegen, als er an ihnen vorbeikam.
    „Also, meine Dame“, meinte der Mann mit dem Namen „Psycho“ freundlich. „Darf ich Sie bitten, zu mir in die Mitte der Bühne zu kommen. Ja, so ist es richtig. Bleiben Sie hier stehen, und blicken Sie mir in die Augen.“ Seine Stimme wurde ein wenig leiser, und im ganzen Zelt war es jetzt so still wie in einer Schule um Mitternacht. „Sie sind müde, Sie wollen schlafen, tief schlafen. Hören Sie mich noch?“
    „Von ganz weit weg“, antwortete die Frau in dem grauen Kostüm. Sie gähnte und hatte die Augen geschlossen.
    „Sie werden jetzt alles tun, was ich Ihnen sage“, sprach der Hypnotiseur leise weiter. „Und wenn ich Sie wieder aufwecke, werden Sie alles vergessen haben.“
    „...alles vergessen haben“, wiederholte die dicke Frau wie im Traum.
    „Darf ich jetzt einen Herrn auf die Bühne bitten, der kontrollieren soll, daß ich hier nicht mit doppeltem Boden arbeite?“ wandte sich „Psycho“ wieder an das Publikum.
    Herr Kubatz, den die Sache immer mehr interessierte, sprang auf und war mit einem Sprung über der Rampe „Was soll ich machen?“ fragte er.
    Der Hypnotiseur holte seine Brieftasche heraus und gab Herrn Kubatz einen Hundertmarkschein. Gleichzeitig befahl er der dicken Frau in dem grauen Kostüm, ihre Arme hochzunehmen. Anschließend sagte er zu Herrn Kubatz: „Ich erkläre dieser Dame jetzt, daß sie keinen Arm mehr herunternehmen kann, nicht einmal, wenn sie dafür dieses Geld bekommt.“ Daraufhin gab er der Frau den entsprechenden Befehl.
    „Können Sie einen Arm herunternehmen, um diesen Hundertmarkschein zu bekommen?“ fragte Herr Kubatz. Die dicke Frau blieb bewegungslos mit erhobenen Armen stehen.
    „Unglaublich“, bemerkte Herr Kubatz, gab das Geld zurück und wollte wieder auf seinen Platz.
    „Bleiben Sie noch einen Augenblick“, bat der untersetzte Mann in dem schwarzen Smoking. Dabei warf er ihm eine weiße Billardkugel zu. „Irgend etwas Besonderes?“ fragte er.
    „Nichts Besonderes“, bestätigte der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten.
    „Sie können Ihre Arme wieder herunternehmen“, sagte der Hypnotiseur zu der Frau in dem grauen Kostüm. „Und jetzt gebe ich Ihnen ein Stück glühende Kohle in die Hand.“
    Er ließ sich von Herrn Kubatz die weiße Billardkugel geben und legte sie der Versuchsperson in die linke Hand. Augenblicklich schrie die dicke Frau vor Schmerzen auf und ließ die Billardkugel blitzschnell fallen.
    „Betrachten Sie die Hand“, sagte der Hypnotiseur. „Was sehen Sie?“
    „Eine Brandblase“, erwiderte Herr Kubatz, völlig verwundert.
    „So wie Sie eingeschlafen sind, werden Sie jetzt wieder aufwachen“, sprach der Mann mit dem Namen „Psycho“ zu der dicken Frau, und es dauerte nicht länger als eine halbe Minute, da war sie aufgewacht, einen kurzen Augenblick noch benommen und dann wieder so normal wie vorher.
    „Betrachten Sie jetzt noch einmal die linke Hand“, forderte der Hypnotiseur den Chefredakteur auf.
    „Keine Brandblase mehr“, stellte Herr Kubatz fest. „Wirklich, sehr merkwürdig.“
    Die dicke Frau in ihrem grauen Kostüm konnte sich an gar nichts mehr erinnern. Als sich der Hypnotiseur jetzt von ihr verabschiedete, schüttelte sie ungläubig den Kopf und trippelte zu ihrem Platz zurück.
    Das Publikum klatschte begeistert Beifall.
    Inzwischen war von den übrigen Versuchspersonen

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