Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
aus Hamburg auf die Schuhspitzen stellte.
    „Altes Haus, schön, dich endlich wiederzusehen, Jürgen.“
    „Mein lieber Erich, auch ich freue mich sehr.“
    Sie waren sich danach zum zweitenmal in die Arme gesunken, und dann hatte Professor Stoll seinem Besucher zuerst das Ehepaar Kubatz vorgestellt, dann Fräulein Emma Zobelmann, den sommersprossigen Florian und die Glorreichen Sieben. „Ich höre ein Auto“, hatte Großmutter Kubatz abschließend noch erklärt. „Gleich darauf geht die Tür auf, und er schneit mir ins Zimmer.“
    Inzwischen saßen sie nun alle gemütlich in dem großen Raum im Erdgeschoß, das Kaminfeuer brannte wieder einmal, und Fräulein Zobelmann hatte längst ihren Mantel ausgezogen, Hagebuttentee serviert und für die Herren eine Flasche Rotwein aus dem Keller geholt.
    „Wir haben uns schon ganz gut aneinander gewöhnt“, bemerkte Professor Schreiber aus Hamburg und meinte damit Alexander, der wirklich so ungezwungen und fast vergnügt in einer Sofaecke saß wie bisher noch nie. Seit er im Haus Seestern war, lachte er heute auch zum erstenmal hell auf, als Paul Nachtigall davon berichtete, wie Direktor Morgano die Glorreichen Sieben nach der Pause völlig überraschend dem ganzen Publikum als seine Lebensretter vorgestellt hatte.
    „Du hättest sehen sollen, wie artig sie gelächelt haben“, bemerkte Florian. „Fast hätten sie noch einen Knicks gemacht.“
    „Und wie Karlchen von einem Bein aufs andere hüpfte“, kicherte Fräulein Emma Zobelmann, „als dieser Herr Psycho sagte, daß er jetzt in ein Schneetreiben geraten sei. Das war zum Kugeln komisch.“
    „Beherrschen Sie sich, Fräulein Zobelmann“, rief Karlchen Kubatz.
    „Für dich immer noch Emma Zobelmann“, erwiderte sie. „Und komisch war es doch.“
    „Also, dieser Herr Landauer hat sich angeboten, mit Alexander einen Versuch zu machen“, überlegte Professor Schreiber eine Weile später. Er war ziemlich klein und wirkte fast zerbrechlich. Einschließlich seiner dicken Brillengläser sah er wie eine wohlwollende Schildkröte aus, mit hellwachen und flinken Augen. „Dieser Albert Landauer ist ein echtes Hypnosetalent. Jedenfalls ist er damals eines gewesen. Ich habe ihn deshalb an die Universität geholt und mit ihm eine ganze Reihe von Experimenten gemacht. Auch manche Teile der Wissenschaft halten ja Hypnose für reinen Humbug, und diese Meinung wollte ich seinerzeit durch ein Buch widerlegen.“ Professor Schreiber blickte durch seine dicken Brillengläser an die Decke. „Zum Beispiel gab es Patienten, die keine Narkose vertragen konnten. Er hat sie so tief in Hypnose versetzt, daß man sie operieren konnte und sie haben auch hinterher keine Schmerzen gespürt.“
    „Was ist Hypnose überhaupt?“ fragte Großmutter Kubatz. „Man hat so viel darüber gehört.“
    „Darüber kann man ein paar Stunden sprechen“, meinte das freundliche Schildkrötengesicht. „Man kann aber auch nur sagen, daß Hypnose ein Zustand ist, in dem Bewußtsein und Unterbewußtsein miteinander in Verbindung stehen.“
    „Jedenfalls kann ein solcher Mann wie dieser Herr Psycho mir einen Befehl geben, und ich gehorche ihm“, warf Paul Nachtigall ein, „und daß ich da auf der Bühne herumgetanzt sein soll. — also ich kann mich beim besten Willen an nichts mehr erinnern.“
    „Mir geht es genauso“, bestätigte Karlchen Kubatz. „Ich habe noch gemerkt, wie ich eingeschlafen bin, aber was dann passiert ist, davon habe ich keine blasse Ahnung mehr. Ich bin erst wieder richtig zu mir gekommen, als sich das ganze Zelt vor Lachen gebogen hat. Und dann hab’ ich entdeckt, daß ich in meiner Badehose fast im Freien dagestanden bin.“
    „Ich hätte das alles auch nicht für möglich gehalten“, gab der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten zu, „wenn ich nicht selbst dabeigewesen wäre.“
    „Dann könnte aber doch so ein Mann wie dieser Herr Landauer auch glatt in eine Bank stiefeln“, meinte Hans
    Pigge mit dem blonden Pagenkopf, „den Kassier hypnotisieren und ihm befehlen, daß er ihm das ganze Bargeld aus dem Safe holt.“
    „Ganz so einfach ist die Sache nicht“, meinte Proessor Schreiber und lächelte dabei. Er saß jetzt ganz klein in nem Sessel. „Zuerst einmal behauptet die Wissenschaft, daß kein Mensch gegen seinen Willen hypnotisiert werden kann.“
    „Aber da waren doch diese beiden jungen Kerle in blauen Rollkragenpullovern“, warf Emil Langhans ein. Die wollten sich bestimmt nicht hypnotisieren

Weitere Kostenlose Bücher