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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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der Garderobenmann immer wieder seinen kahlen Kopf.
    In diesem Augenblick kam Herr Albert Landauer aus seinem Versteck hervor, ging mit schnellen Schritten auf die Garderobe zu und fragte, noch bevor er sie erreicht hatte: „Entschuldigen Sie, gibt es auch ein Telefon an Bord?“
    „Im Postbüro sind leider nur Telegramme möglich, mein Herr“, antwortete der ältere Mann in der weißen Jacke. „Backbord im Zwischendeck.“
    „Besten Dank“, erwiderte Herr Landauer und wollte schon davoneilen, da blieb er mitten in der Wendung ruckartig stehen und spielte jetzt großartiges Theater: „Hallo, Peter!“ rief er zugleich überrascht und erfreut. „Sind deine Eltern auch da? Daß ich euch hier treffe, das ist vielleicht ein Ding! Aber was für ein Gesicht machst du denn? Hat man dir deine Bonbons geklaut, oder was ist los?“ Er sprudelte alles heraus wie ein Wasserfall und lachte jetzt laut über seinen eigenen Witz.
    „Leider ist die Sache mit dem jungen Mann ein wenig kompliziert“, mischte sich der Glatzkopf ein und zeigte auf eine braune Ledertasche mit zwei Schlössern, die neben einem halben Dutzend Regenschirmen in einem Regal lag. „Vor drei oder vier Tagen will er abends diese Tasche zur Aufbewahrung gegeben haben, und jetzt möchte er sie wieder abholen. Aber er hat die Garderobenmarke verloren. Irgendwie ist mir sein Gesicht bekannt, und es mag auch alles wahr sein. Aber da könnte ja jeder kommen. Ohne Marke darf ich nichts herausgeben. Das ist die Vorschrift.
    Kommt zum Fundamt, wie die Regenschirme. Dort muß ei sich ausweisen, und dann kriegt er das Ding auch zurück.“
    „Ordnung muß sein, wo kämen wir sonst hin“, pflichtete der Mann mit den grüngrauen Eulenaugen bei, und dann fragte er den Jungen: „Was ist denn da so Wichtiges drin in der Tasche?“
    „Schulbücher“, antwortete Alexander leise.
    „Schulbücher in den Ferien?“ lachte Herr Landauer, aber dann wurde er gleich wieder ernst. „Ach so, du bist ja lange krank gewesen, jetzt erinnere ich mich.“ Dabei wandte er sich wieder an den Glatzkopf. „Und jetzt wollte er in den Ferien nachholen, was er damals versäumt hat, verstehen Sie?“ Die großen Eulenaugen blickten betrübt.
    „Aber die Marke...“, bedauerte der Garderobenmann.
    „Hast du denn wenigstens noch den Schlüssel?“ fragte Herr Landauer wie aus heiterem Himmel. „Ich meine den Schlüssel für diese Ledertasche?“
    Alexander nickte und holte den Schlüssel, den ihm der Hypnotiseur kurz zuvor gegeben hatte, aus der Tasche seiner gelben Cordhose.
    „Lassen Sie uns doch mal aus Spaß probieren“, schlug der Mann mit den verschleierten Eulenaugen vor. Und tatsächlich holte der Glatzkopf jetzt die dunkelbraune Ledertasche aus dem Regal. Herr Landauer hatte sich von Alexander den Schlüssel geben lassen und tat jetzt sehr geheimnisvoll. Bis das erste Schloß „klick“ machte und aufsprang. „Simsalabim“, lachte der untersetzte Mann mit den grüngrauen Eulenaugen und ließ jetzt auch das zweite Schloß aufschnappen. „Noch einmal Simsalabim!“ Er breitete jetzt die Arme aus wie ein Zauberer, dem ein Kunststück gelungen ist.
    Und da jetzt auch wirklich Schulbücher aus der Tasche herausguckten, als der Garderobenmann den Deckel aufklappte, sagte er schließlich: „Schieb ab damit, meinetwegen. Aber acht Piepen kostet dich der Spaß. Vier Tage Aufbewahrung und die verlorene Marke.“
    Herr Albert Landauer holte einen Zehnmarkschein aus der Tasche und sagte großzügig: „Darf ich das übernehmen?“ Er zwinkerte dem Glatzkopf zu und meinte noch: „Man soll immer helfen, wo es geht. Freundlichen Dank, mein Bester.“
    Gleich darauf tutete die Schiffssirene zum erstenmal , und kurz danach gab eine Stimme durch den Lautsprecher bekannt: „Beim dritten Signal wird die Gangway eingezogen. Bitte beim dritten Sirenensignal alle Fahrgäste auf das Schiff und alle Besucher von Bord.“
    Aber da saß Herr Albert Landauer bereits vor dem Jungen mit dem rot-blau karierten Hemd und sprach auf ihn ein. Es war in der Ecke eines größeren Raumes im Zwischendeck mit lauter leeren Tischen, Stühlen und einer Tanzfläche in der Mitte. Ein junger Steward hatte gestört, weil er gleich angetrabt war und gefragt hatte, ob die Herrschaften schon irgendeinen Wunsch hätten.
    „Später, wenn wir abgelegt haben“, hatte der untersetzte Mann in dem schwarzen Anzug geantwortet, und der junge Mann in dem weißen Jackett war wieder genauso schnell verschwunden, wie er

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