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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ich, daß mein Fahrrad fehlt.“
    „Der arme Junge“, jammerte jetzt Fräulein Zobelmann. „Vielleicht weiß er gar nicht, was er tut.“
    „Großfahndung“, schlug Paul Nachtigall vor. Die Glorreichen Sieben steckten die Köpfe zusammen. Schon kurz danach saßen sie in Badehosen und mit nassen Haaren auf ihren Drahteseln und jagten zum Dorf hin. Der Rauhhaardackel namens Professor rannte ihnen kläffend nach, und Florian kam schließlich auf dem Damenrad von Fräulein Emma Zobelmann hinterher.
    Inzwischen wanderte das Ehepaar Kubatz zusammen mit den beiden Gelehrten ahnungslos und vergnügt von den Dünen herunter zur Mulde. Professor Schreiber meinte gerade: „Jetzt wird es leider allmählich Zeit, daß ich meine Siebensachen zusammenpacke“, da kam Fräulein Emma Zobelmann in den Hof gelaufen. Sie hatte ihre weiße Schürze abgebunden und schwenkte sie wie eine Fahne über ihrem Kopf. Der Pfau schlug vor lauter Angst ein Rad, und die Schildkröte versteckte sich unter ihrem Panzer.
    „Alexander ist verschwunden!“ brüllte Fräulein Emma Zobelmann, als würde Haus Seestern in Flammen stehen
    Fast im selben Augenblick hatten die Glorreichen Sieben die Kreuzung zur Hauptstraße erreicht. Paul Nachtigall gab das Zeichen zum Halten und verfügte: „Wir verteilen uns auf das Gelände, suchen die Wege und das Dorf ab.“
    Aber so weit kam es gar nicht.
    Plötzlich bellte nämlich der Rauhhaardackel namens Professor so laut und aufgeregt, wie es sonst nie seine Art war. Er flitzte hinter einem Hügel hervor, blickte zu den Jungen herüber, verschwand wieder. Und als die Glorreichen Sieben bereits losfahren wollten, kam er zum zweitenmal und jaulte jetzt so wütend, daß Paul Nachtigall sagte: „Moment mal.“ Gleichzeitig rannte er los.
    Und nun dauerte es nicht mehr lange, bis alle nebeneinander in ihren Badehosen auf dem Hügel neben der Hauptstraße standen und zu dem Fahrrad blickten, das dort im Gras lag. Der Rauhhaardackel namens Professor saß jetzt knurrend neben seiner Lenkstange.
    „Ist es das?“ fragte Paul Nachtigall nur.
    Es war überflüssig, daß der sommersprossige Florian eine Antwort gab.

Eine ziemlich wichtige Ledertasche tritt auf

    Der untersetzte Mann am Steuer hatte sich den Hut tief in die Stirn gezogen und trug eine dunkle Sonnenbrille vor seinen großen Eulenaugen. Den grauen Volkswagen hatte er in Westerland bei einem Autoverleih am Bahnhof gemietet.
    Vor etwa einer Viertelstunde hatte er noch bei Rantum dicht bei der Kreuzung im Schatten einer Baumgruppe gewartet. Aber jetzt fuhr er bereits wieder auf der Hauptstraße zur Stadt zurück.
    „Du sagst, daß nur die alte Dame im Haus war, und sie hat geschlafen?“ fragte der Mann, der abends auf der Bühne Psycho und sonst Albert Landauer hieß. Er blickte immer wieder in den Rückspiegel. So konnte er gleichzeitig den schwarzhaarigen Jungen im Auge behalten, der neben ihm saß, und die Straße beobachten, falls er verfolgt werden sollte. Aber er konnte weit und breit nichts Verdächtiges entdecken. „Man hat also nicht bemerkt, wie du auf dem Fahrrad den Hof verlassen hast? Bist du sicher?“
    Alexander schien zu überlegen, und dann nickte er stumm mit dem Kopf. Er hatte sich wieder das rot-blau karierte Hemd von Paul Nachtigall angezogen und die gelben Cordhosen von Fritz Treutlein. Die weißen Tennisschuhe von Emil Langhans waren im Augenblick nicht zu sehen.
    Kurz vor einem Feldweg trat Herr Albert Landauer auf die Bremse und kurvte von der Hauptstraße herunter. Aber bereits nach zwanzig Metern blieb er stehen. Er nahm die Sonnenbrille ab, drehte sich herum und schwang zugleich seine verschleierten Eulenaugen zu Alexander hinüber.
    „Du bist ein artiger Junge“, sagte er leise. „Und du wirst auch jetzt wieder tun, was ich dir sage.“ Er holte dabei eine Mütze aus dem Handschuhkasten. „Damit versteckst du deine schwarzen Haare, und meine Sonnenbrille ist jetzt auch für dich, ich brauche sie nicht mehr.“ Er schaute zu, wie Alexander sich gehorsam verwandelte, und lächelte jetzt sogar ein wenig: „Trotz Fernsehen und Zeitungen wird dich jetzt so schnell niemand erkennen“, meinte er. „Vorhin, als ich auf dich gewartet habe und als du dann in diesen Wagen gestiegen bist, war das ein Risiko, das wir eingehen mußten. Aber es sieht so aus, als hätten wir Glück gehabt.“ Er schaltete den Rückwärtsgang ein und fuhr auf die Hauptstraße zurück. „Jetzt kann uns eigentlich nichts mehr passieren, mein

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