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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Dämmerung den Himmel längst violett gefärbt hatte. Nur Astrid trug ihre Sonnenbrille noch.
    »Wie ist die Annullierung eures Trinkgelds gelaufen?«, fragte ich.
    »Auf Vernunft wollten sie nicht hören«, sagte sie.
    »Ich hätte vor Chrissy nichts sagen sollen. Er hasst es, wenn ich mir seine Kreditkarte leihe.«
    »Ich fand, er hat es ganz gut aufgenommen«, entgegnete ich.
    Sie gähnte, ohne darauf zu antworten. »Ich muss mich umziehen.«
    »Du siehst gut aus. Die Sonnenbrille ist ein bisschen übertrieben, aber sonst …«
    »Für eine Dinnerparty.«
    »Hier?«
    »Bei einer Bekannten ein paar Häuser weiter.«
    »Glücklicher Zufall«, sagte ich. »Hier gibt es nämlich nicht mehr als Silberzwiebeln und Dijonsenf.«
    »Keine Angst«, sagte sie, »die Saison ist zwar vorbei, aber ihr findet sicher noch irgendwas im Ort, das offen hat.«
    Ich starrte sie sprachlos an.
    »Es wäre ein bisschen seltsam, wenn ich euch auch noch mitbringen würde«, verteidigte sie sich. »Es sind keine Leute, zu denen ihr passen würdet.«
    Ich fragte mich, ob meine alte Freundin mich mehr hätte verletzen können, wenn sie mir aus Spaß den Kopf gegen die Küchenwand geknallt hätte.
    Die Antwort war ein fettes Nein.
    Hinter der dunklen Sonnenbrille wanderten ihre Augenbrauen nach oben. »Meine Güte … du fängst doch nicht an zu heulen, oder?«
    Niemals, und wenn ich tot umfalle.
    »Maddie, sei nicht lächerlich.«
    »Verdammt, Astrid.« Ich sah von ihr weg, verschränkte die Arme. »Seit der Grundschule hat mich niemand so auflaufen lassen.«
    »Die Gastgeberin hat sich schon aufgeregt, weil wir Camilla mitbringen.«
    Am liebsten wäre ich rausgerannt und hätte mich meiner Mutter in die Arme geworfen oder, besser noch, mich in einem abgelegenen dunklen Wandschrank hinter den Wintermänteln und Tennisschlägern versteckt und die Arme um die Knie geschlungen.
    Cammy kam im kleinen Schwarzen und einer Wolke Marlboro-Dunst die Treppe herunter.
    Wenigstens hatte sie die Flintstone-Stiefel nicht mehr an.
    Ich zeigte auf ihre Füße. »Viel besser so.«
    Sie starrte einen Punkt hinter meiner rechten Schulter an, die Pupillen groß wie Radkappen. »Besser als was?«
    »Die Stiefel«, erklärte ich. »Als hättest du einen WurfGolden-Retriever-Welpen gehäutet. Cruella de Vil lässt grüßen.«
    »De Vil«, sagte Cammy. »Macht sie Schuhe?«
    Sie zog an ihrer Zigarette und stieß den Rauch durch die Nase aus.
    Ich schüttelte den Kopf. »Mäntel.«
    Cammy spitzte die Lippen, atmete aus und hüllte ihren Kopf in eine Rauchwolke. »Nie gehört.«
    »Quelle surprise.«
    Sie sah an mir vorbei zu Astrid. »Können wir heute den Porsche nehmen? Ich hasse Jeeps.«
    »Der Porsche gehört Maddie«, sagte Astrid.
    Cammy blinzelte zweimal. »Wem?«
    Astrid zeigte mit dem Daumen auf mich.
    Die Zicke mit dem gefälschten Zinken schnippte Asche auf meinen Schuh. »Wie bist du an so einen Wagen gekommen?«
    » I shot a man in Reno «, murmelte ich, » just to watch him die. «
    Cammy blinzelte wieder. »Du langweilst mich. Sag Christoph, wir sind weg.«
    Sie ließ die Kippe in die Spüle fallen. Ich sah zu, wie die Glut zischte und schwarz wurde.

26
    Nach einer halbstündigen Irrfahrt fanden Dean und ich endlich eine Pizzeria.
    »Gott«, seufzte ich, als wir uns setzten, »diese blöde Ziege.«
    Dean sah sich um. »In Anbetracht unserer Koordinaten müsstest du dich schon spezifischer ausdrücken, Bunny.«
    Unser Kellner schwebte heran und blieb ein gutes Stück von uns entfernt stehen, als fürchtete er, Außenstehende könnten auf die Idee kommen, wir gehörten zusammen.
    »Haben Sie schon gewählt?«
    »Haben wir«, sagte ich.
    Er schien mit starken Schwankungen der örtlichen Schwerkraft zu kämpfen. Oder war es der unwiderstehliche Magnetismus von Caroline Kennedy drei Tische weiter?
    Unter normalen Umständen hegte ich eine extreme Abneigung dagegen, meine schlechte Laune an Kellnern auszulassen, da ich über die Jahre selbst in verschiedenen miesen Restaurants gejobbt hatte. Die Arbeit war zermürbend und undankbar, und der Boden in der Küche war immer klebrig. Aber ich hatte diesen Ort und alle seine Bewohner so satt, und außerdem waren wir hier in einer Pizzeria , Herrgott noch mal.
    »Entschuldigen Sie bitte, Sir?«, sagte ich.
    Er verschränkte die Arme. »Ja?«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn wir unsere Bestellung gleich in die Küche brüllen, oder soll ich es mit Signalflaggen probieren?«
    »Verzeihen Sie, Ma’am«, sagte er mit

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