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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Süßigkeiten?“ , wiederholt Dostojewski. Fassungslos schaut er Stan an und schüttelt den Kopf. „Du musst noch viel lernen. Das is Tradition , mein Jung. Bei Dostojewski angelst du ’ne Ente und kriegst ’nen Fisch. So war’s schon immer und so isses und so wird’s immer bleiben.“
    „Aber es sind kaum noch Fische übrig!“
    „Dann holen wir neue!“
    Stan hebt die Hände. „Aber woher denn?“
    „Na, vom Goldfisch-Lieferanten!“
    Stan blinzelt. „Von was für einem Goldfisch-Lieferanten?“, fragt er.
    „Mannomann! Vom Goldfisch-Lieferanten auf dem Jahrmarkt!“
    Stan starrt ihn an.
    „Hör zu: Jeder Jahrmarkt hat ’nen Goldfisch-Lieferanten. Woher, glaubst du, kriegen wir sonst die Goldfische? Die fallen doch nicht vom Himmel.“
    „Keine Ahnung“, gesteht Stan.
    „So isses. Du musst noch viel lernen. Aber das is wohl normal.“ Dostojewski nimmt Stans Geld aus dem Gürtel und gibt Stan eine Handvoll Münzen. „Geh zum Lieferanten und kauf neue Fische.“
    Stan schaut über das Feld mit all den Buden und Fahrgeschäften und den vielen Menschen. „Wo ist denn der Lieferant?“
    „Keine Ahnung. Irgendwo. Geh ihn suchen. Das is Teil deiner Ausbildung.“
    „Und wie viele soll ich kaufen?“, fragt Stan.
    „’nen halben Schwarm.“
    „Einen halben Schwarm? Und wie viele sind in einem Schwarm?“
    „Woher soll ich das wissen? Kommt vermutlich drauf an, wie sich die Fische heut so fühlen. Es gibt winzige Schwärme und mittelgroße Schwärme und Schwärme so groß wie der Ozean. Sag dem Lieferanten, du kommst von Dostojewski, und er wird dir helfen.“
    „Wie viel muss ich bezahlen?“
    „Keine Ahnung. Sag ihm, du kommst von Dostojewski, und er wird dir ’nen guten Preis machen.“ Er stemmt die Hände in die Hüften. „Das sin erst mal genug Fragen, mein Jung. Zisch ab. Mach schon!“
    „Sie werden doch den dreizehnten Fisch nicht hergeben, oder?“, fragt Stan.
    „Nein, Stan.“
    „Versprechen Sie’s?“
    „Muss ich ’nen Vertrag unterschreiben?“
    Stan schüttelt den Kopf.
    „Und jetzt ab mit dir“, sagt Dostojewski.
    „Okay“, sagt Stan. Er wendet sich ab.
    „Stofftiere!“, murmelt Dostojewski. „Süßigkeiten! Hat man so was schon gehört!“

Zwanzig
    Als Stan über den Jahrmarkt läuft, hat er das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Er schaut sich um, aber da sind nur die üblichen Kinder und Hunde, die Besucher und Budenbesitzer. Hin und wieder winkt ihm jemand zu oder ruft seinen Namen. Er winkt zurück. Er geht weiter. Er hat immer noch dieses Gefühl, als ob ein Augenpaar ihn aus der Menge der Leute hier auf dem Jahrmarkt auserwählt hätte – ein Augenpaar, das ihm folgt. Es ist kein beängstigendes Gefühl. Es ist nur ein bisschen … komisch.
    Er schaut sich nach dem Goldfisch-Lieferanten um. Die Frau vor dem Spukhaus zieht sich die Dracula-Zähne aus dem Mund und meint, er sähe ein bisschen verloren aus. Er erzählt ihr, wonach er sucht.
    „Fische?“, sagt sie. „Da kann ich dir nicht helfen. Im Monstergeschäft sind Fische nicht gefragt. Es sei denn, sie sind tot.“ Sie setzt sich das Dracula-Gebiss wieder ein, hebt die Klauenhände, heult wie ein Wolf und tut so, als ob sie ihn verjagen wollte.
    Stan geht weiter.

    „Ich bin Kitzel-Peter“, sagt ein Mann und gesellt sich zu Stan.
    „Ich bin Stan. Wissen Sie, wo ich den Goldfisch-Lieferanten finde?“
    „Bring mich zum Lachen, dann verrate ich es dir vielleicht.“ Stan bleibt stehen und schaut ihn an. Peter trägt Shorts mit Leopardenmuster und dazu silberne Hosenträger. Auf seinem Kopf sitzt eine spitze Mütze, auf der steht, dass er Kitzel-Peter ist und derjenige, der ihn zum Lachen bringt, 100 Pfund gewinnt. Er hält Stan eine Tüte hin.
    „Kostet bloß ein Pfund. Du kannst eine Feder nehmen oder einen Stock oder ein Blatt oder was immer du willst. Kitzel mich, bring mich zum Lachen, dann gewinnst du 100 Pfund. Dann erzähle ich dir, was ich über den Kerl weiß, den du suchst.“
    Kitzel-Peter verstummt. Er blickt trübsinnig drein. Er wartet, was Stan zu seinem Vorschlag sagt. Stan denkt über das Pfund nach. Ist es in Ordnung, wenn er das Geld für eine Information ausgibt?

    „Du kannst mir auch einen Witz erzählen, wenn du einen kennst“, sagt Peter. Er seufzt. „Ich habe seit zwanzig Jahren nicht mehr gelacht. Mach schon: Bring mich zum Lachen.“
    Stan steckt die Hand in seine Tasche, zieht eine Münze heraus und gibt sie Peter. „Warum fällt der Affe aus dem

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