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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Baum?“, sagt er. Es ist der einzige Witz, den er kennt. Er stammt noch aus längst vergangenen Schultagen. Er kann sich noch daran erinnern, wie sehr er gelacht hat, als er ihn hörte.
    „Ich weiß nicht“, sagt Kitzel-Peter. Sein Gesicht wird noch trübsinniger. Er seufzt. „Na? Warum fällt der Affe denn aus dem Baum?“
    „Weil er tot ist!“, ruft Stan.
    Peter seufzt. „Das war’s?“, fragt er.
    „Ja“, sagt Stan. „Haben Sie ihn schon mal gehört?“
    „Ein- oder zweimal. Hör zu, ich will großzügig sein. Du darfst mir noch einen erzählen.“
    Stan blickt zu Boden.
    „Du kennst keinen mehr, habe ich Recht?“, fragt Peter.
    Stan nickt.
    „Dann versuch’s mit Kitzeln.“ Peter hält ihm wieder die Tasche hin.
    Stan sucht sich eine lange, bunt gefärbte Feder aus. Peter hebt die Arme und Stan kitzelt ihn in den Achselhöhlen. Er kitzelt ihn in den Kniekehlen. Er kitzelt ihn auf der Brust und an den Beinen und am Hals. Peter rührt sich nicht. Nur seine Miene wird immer düsterer.
    „Das reicht“, sagt er schließlich. „Ich hab geglaubt, du hättest es in dir. Aber das stimmt wohl nicht. Was für eine Enttäuschung.“
    Stan steckt die Feder wieder in die Tasche.
    „Damit verdiene ich mein Geld“, erklärt Peter. „Ich habe im Laufe der Jahre ein Vermögen gemacht. Aber ich würde alles wieder hergeben, wenn ich nur lachen könnte.“ Er zuckt mit den Schultern und wendet sich zum Gehen. „Man sieht sich.“
    „Sie könnten mir trotzdem etwas über den Goldfisch-Lieferanten erzählen“, sagte Stan.
    Peter bleibt stehen. „Das könnte ich wohl.“
    „Tun Sie’s? Bitte!“
    „Okay. Ich weiß nichts über irgendeinen Goldfisch-Lieferanten.“
    „Aber Sie sagten doch …“
    „Ich sagte, ich würde dir sagen, was ich über den Kerl weiß, den du suchst. Und ich weiß – nichts.“ Kitzel-Peter betrachtet Stan. „Siehst du, was passiert, wenn jemand zwanzig Jahre lang nicht gelacht hat? Siehst du, was passiert, wenn jemand seinen Lebensunterhalt durch Trickserei und Gaunerei verdient? Er wird grausam und bitter, das passiert. Auf Wiedersehen.“
    Stan zertritt das Gras. Er spuckt aus. Er wirbelt herum, und da, direkt vor seinen Augen, wo eben noch ein leerer Fleck war, steht ein Pfosten, und an dem Pfosten hängt ein Zettel.

Einundzwanzig
    Stan folgt der Wegbeschreibung. Er durchquert das Herz des Jahrmarkts. Zur Ringkampfarena führt ein bogenförmiger Eingang, auf den Bilder von Ringkämpfern früherer Jahrzehnte gemalt sind. Die gemalten Ringer tragen Masken und Umhänge. Einige posieren mit vor der Brust verschränkten Armen, andere winkeln die Arme an und lassen ihre mächtigen Muskeln spielen. Sie raufen miteinander, sie fliegen mit den Füßen voran durch die Luft. Aus dem Inneren des Zeltes ist ein Brüllen zu hören. Dann lautes Keuchen wie vor Entsetzen oder Staunen. Dann plötzlich Stille. Stan ruft hinein: „Mach ihn fertig, Donnerkeil!“ Dann ertönen Jubelschreie und tosender Applaus. Ein Sieg wurde errungen. Stan geht weiter und kommt zum Grill Zum wilden Eber .
    Ein Mann mit mächtigen Koteletten an den Schläfen, der selbst ein bisschen aussieht wie ein Eber, reckt sich über den Tresen und hält Stan ein Stück Fleisch hin. „Hau rein, Jungchen“, grunzt er.
    Stan nimmt das Fleisch, kaut es und genießt das Aroma. Er leckt sich den köstlichen Saft von den Lippen.
    „Isses gut so?“, fragt der Ebermann knurrig.
    „Sehr gut“, sagt Stan.
    „Wo willst’n hin?“, fragt der Ebermann.
    „Zu einem Zelt“, antwortet Stan.
    Der Ebermann grunzt. „Kennste die Geschichte von dem Mann, der ’nen Eber gefressen hat?“
    Stan schüttelt den Kopf.
    „Am Ende war er selbst ’n Eber. Kennste auch die Geschichte von dem Eber, der ’nen Mann gefressen hat?“
    „Zum Schluss war er selbst ein Mann?“
    „Vielleicht hätt’s so sein können. Vielleicht hätt’s so sein sollen . Das hätt gepasst. Aber nee, er wurde gejagt und abgeknallt.“
    „Wie schade“, sagt Stan und dachte an die Familie des Ebers.
    „Tatsächlich?“, sagt der Ebermann. „Na ja, aber er war sehr lecker.“ Er deutet auf das Fleisch in Stans Hand. „Wovon du dich selber überzeugen kannst. Noch ’ne Frage: Kennste das Zelt, das aussieht wie die Welt?“
    Stan schüttelt den Kopf.
    „Zum Schluss sah’s überhaupt nich mehr aus wie’n Zelt.“
    Stan schluckt den letzten Bissen Fleisch hinunter und leckt sich die Finger ab. „Was soll das heißen?“
    „Das heißt, dass du langsam

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