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Der Junge, der sich in Luft auflöste

Der Junge, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Junge, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Dowd
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sagte sie. »Dann könnten wir uns die Bilder sofort ansehen. Diese altmodischen Dinger muss man irgendwo aufmachen.« Sie schüttelte die Kamera und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wie. Man nimmt den Film raus und bringt ihn in ein Fotogeschäft, um ihn dort entwickeln zu lassen. Es kostet Geld und man muss warten. So eine dämliche Prozedur.«  
    Sie begann an den Knöpfen herumzufummeln und schüttelte noch mal.
    Â»Ich denke, wir sollten die Kamera Tante Gloria zurückgeben«, sagte ich. »Weil sie Salims nächste Angehörige ist.«
    Â»Was hat das denn damit zu tun?«, fragte Kat.
    Ich wollte ihr gerade erklären, dass immer die nächsten Angehörigen das Eigentum von Verstorbenen erben und dass diese Regel ja vielleicht auch für die Angehörigen von Verschwundenen galt, da klingelte es an der Haustür. Kat und ich fuhren in die Höhe.
    Â»Salim!«, sagte Kat.
    Sie warf die Kamera aufs Bett und wir rannten aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Doch die Diele, in der Mum in diesem Moment die Tür aufhielt, betrat nicht etwa Salim, sondern es kamen nur zwei Erwachsene herein, ein Mann und eine Frau. Der Mann trug Uniform, die Frau nicht, was das Gegenteil von dem bedeutete, was man vielleicht vermutet hätte. Es bedeutete, dass die Frau die Chefin war. Weil sie nämlich »Zivil« trug und er nicht.
    Es war die Polizei.

11
    Fehlerquote
    Minuten später herrschte im Wohnzimmer eine dichte und gespannte Atmosphäre. Alle waren höflich. Alle waren ruhig. Aber die Stimmung war zum Zerreißen gespannt – das sagt man, wenn unsichtbare Gefühle durch die Luft schwirren, genau wie die Ionen kurz vor einem Gewitter.
    Mum und Tante Gloria saßen auf dem Sofa. Tante Gloria hielt ein Glas Kognak in der Hand. Dad stand neben der Tür und lehnte sich gegen die Wand. Kat und ich standen neben ihm. Der Mann, ein Kriminalbeamter, saß am Tisch und machte sich Notizen. Seine Vorgesetzte, die Frau, hatte auf einem anderen Stuhl in der Mitte des Zimmers Platz genommen. Sie war dünn und klein, trug einen blauen Rock und eine blaue Jacke über einer weißen Bluse, und ihre Augen schossen durch den Raum wie kleine Blitze.
    Zuerst stellte sie sich als Kriminalkommissarin Pearce vor und sagte, es sei ihre Aufgabe, Salim wiederzufinden. Dann stellte sie Fragen. Wer die Familienmitglieder wären, warum Tante Gloria bei uns zu Besuch war und warum sie vorhattenach New York zu ziehen. Dann wollte die Kommissarin den Inhalt von Salims Rucksack sehen. Sie nahm seine Sachen nacheinander heraus und ich schaute genau zu, weil in guten Krimis die Dinge, die jemand zurücklässt oder mitnimmt, einen Hinweis darauf geben können, wo er hingegangen ist. Zum Vorschein kamen ein Ersatzpulli, eine Jeans, ein Paar Socken, Unterwäsche, Schlafanzüge, ein Sweatshirt und ein kleines Handtuch. All das sagte mir nicht viel. Dann gab es noch ein zerfleddertes Taschenbuch mit dem Titel Mord in 3600 Metern Höhe, einen Stadtführer von New York, ganz neu und ohne Eselsohren, außerdem ein kleines Adressbuch. Und schließlich noch ein Schweizer Armeemesser und einen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Eiffelturm, aber ohne Schlüssel.
    Waschzeug, zum Beispiel eine Zahnbürste, war nicht dabei, weil diese Dinge sich alle noch im Bad befanden, wie mir einfiel, auf der Ablage über dem Waschbecken.
    Kriminalkommissarin Pearce hielt den leeren Schlüsselanhänger mit zusammengekniffenen Augen in die Höhe. Tante Gloria erklärte, dass Salim den Anhänger von einer Klassenfahrt nach Paris mitgebracht hatte, und dann, dass sie ihr Haus in Manchester vermietet und alle Schlüssel den Mietern übergeben hätte, außer ihrem eigenen. Zurzeit, sagte sie, hätte Salim überhaupt keinen Schlüssel zu irgendwas.
    Es herrschte Schweigen.
    Dann warf die Kommissarin einen Blick zu mir und Kat hinüber.
    Â»Ihr wart also die Letzten, die Salim gesehen haben, wenn ich das richtig verstehe?«, sagte sie.
    Kat erzählte ihr mit einer leisen Stimme, die ganz anders als normalerweise klang, alles über den fremden Mann, die Freikarte, wie wir die Gondel mit den Augen verfolgt hatten und darauf gewartet hatten, dass Salim wieder herunterkam, was aber nicht der Fall gewesen war.
    Â»Hätten wir sie doch bloß nicht allein für die Karten anstehen lassen«, sagte Mum, als Kat fertig war.
    Die Hand der

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