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Der Junge, der sich in Luft auflöste

Der Junge, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Junge, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Dowd
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Tiefdruckgebiet von Westen heranzog, mit dicht beieinanderliegenden Isobaren und der Möglichkeit von Donner.
    Kat war bereits wach. Sie saß an meinem Schreibtisch und platzierte die Liste mit den Theorien auf der einen Seite des Tisches und das gekaufte Riesenrad-Erinnerungsfoto sowie Salims Kamera auf der anderen. »Hier liegen die Theorien«, sagte sie. »Und hier die Hinweise. Ich habe heute Nacht drüber nachgedacht, Ted. Ich habe einen Plan.«
    Kats Pläne kenne ich. Sie beinhalten immer Dinge, die uns Mum und Dad verboten haben.
    Ich schlurfte zu ihr hinüber. »Einen Plan.«
    Â»Drei Pläne. Erstens: Wir entwickeln diesen Film. Die Fotos enthalten vielleicht einen neuen Hinweis. Wer weiß.«
    Ich nickte. Das hörte sich gut an.
    Â»Dann überprüfen wir Theorie Nummer acht.«
    Mir war nicht ganz klar, was das bedeuten sollte, sagte aber nichts.
    Â»Und dann fahren wir noch mal mit dem Riesenrad.«
    Ich überlegte. Die Stelle noch mal aufzusuchen, wo Salim verschwunden war, schien mir eine gute Idee zu sein. In Krimis findet der Detektiv, wenn er an den Tatort zurückkehrt, fast immer irgendeinen Hinweis, den die Polizei übersehen hat. Aber es gab ein Problem.
    Â»Mum wird das nie und nimmer erlauben«, wandte ich ein.
    Â»Wenn sie nein sagt, schleichen wir uns raus.«
    Â»Das wäre verkehrt, Kat. Außerdem haben wir kein Geld für die Karten.«
    Kat griff nach ihrem Leopardenfell-Rucksack und kramte ein paar größere Scheine sowie drei Einpfundmünzen heraus. »Das haben Mum und Tante Glo mir doch gestern gegeben, schon vergessen? Für die fünf Karten. Das Erinnerungsfoto hat sieben Pfund gekostet. Dies hier ist der Rest.«
    Â»Musst du es Mum nicht zurückgeben, Kat? Stehlen ist böse. Das steht in der Bibel.«
    Â»Hör auf, Ted. Sie hat nicht danach gefragt. Sie hat’s vergessen.«
    Â»Hmpf«, machte ich.
    Kat zuckte mit den Schultern. »Mum denkt, es ist meine Schuld, dass Salim verlorenging. Ich gebe ihr das Geld zurück. Sobald ich kann. Es ist geliehen. Nicht gestohlen.«
    Sie drehte sich zum Fenster, stieß es auf und lehnte sich hinaus. Dann hob sie Salims Kamera an ihr Auge und drückte achtzehnmal auf den Auslöser. Sie machte achtzehn Fotos von unserem Garten mit der Wäsche auf der Leine und dem Schuppen dahinter. Ich bezweifelte, dass es sehr interessante Bilder werden würden. Als sie mit Knipsen fertig war, spulte der Film sich automatisch zurück. Kat untersuchte die Kamera genau.
    Â»Da ist er!«, sagte sie.
    Sie drückte einen Knopf an der Seite und die Rückwand des Fotoapparats sprang auf. Kat kippte die Filmrolle heraus.
    Â»Das ist Plan A«, sagte sie. »Nun zu Plan B.«
    Sie zog ihren langen Morgenmantel über ihr Nachthemd, stellte sich auf und schlang die Schleppe des Morgenmantels um ihren Arm.
    Â»Na los«, sagte sie.
    Ich starrte sie an.
    Â»Willst du deine Theorie nicht testen?«, fragte sie. Sie nahm den Zettel mit den acht Theorien vom Tisch und las die letzte laut vor, die, bei der sich Salim unter der Kleidung einer anderen Person versteckt. Jetzt wo es drauf ankam, gefiel mir die Idee, unter Kats Morgenmantel zu kriechen, nicht besonders.
    Â»Hmpf«, sagte ich.
    Sie packte mich am Ellbogen und zog mich die Treppe hinunter. In der Diele musste ich mich hinter ihr ducken und sie zog mir die Schleppe des Morgenmantels über die Schultern. Dann musste ich meine Hände um ihre Taille legen undüben ein bisschen hin und her zu laufen. Danach gingen wir zusammen in die Küche. Es erinnerte mich an das Weihnachtsmärchen in der Schule, bei dem Dad früher einmal die hintere Hälfte eines Esels gespielt hatte. Ich konnte hören, aber nicht sehen, dass Mum gerade dabei war, die Gläser vom gestrigen Abend zu spülen. Offenbar hatte sie sich umgedreht.
    Â»Hallo, Kat«, sagte sie und in ihrer Stimme schwang ein Stöhnen mit. »Was zum Teufel hat Ted unter deinem Morgenmantel zu suchen?«
    Ich kroch hervor und richtete mich zwinkernd auf.
    Â»Na bitte«, sagte Kat.
    Â»Ist das irgend so ein Witz?«, fragte Mum.
    Â»Wir haben nur eine Theorie von mir überprüft, Mum«, erklärte ich. »Ob Salim die Gondel vielleicht verlassen haben könnte, ohne dass es uns aufgefallen wäre. Es ist nur eine von insgesamt acht …«
    Mum schaute erst mich an und dann Kat, mit einem schmutzigen Glas in ihrer

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