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Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Titel: Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Henrik Nielsen
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nach Plastik. So wie zu Hause, wenn das Wasser zu lange in einem Plastikbecher gestanden hat. Nicht wahr? Aber wir können es ruhig noch trinken.«
    Fride nickt.
    Nanna füllt die Wasserflasche und sie gehen weiter.
    »Wir müssen einen Supermarkt finden«, sagt sie und leuchtet die Geschäfte ab.
    Ganz hinten entdeckt sie Bilder von Brot und Käse.
    »Da vorne. Komm!«
    »Oh, stell dir vor, wir finden was Leckeres«, sagt Fride.
    Sie drückt die schmalen Metalltüren im Eingang des Supermarkts auf, bleibt stehen und schaut zu, wie sie wieder zurückschwingen, während Nanna die Regale absucht. Sie kann nichts Essbares entdecken. Sie laufen die Gänge ab und suchen weiter. Das Licht schweift über ein Regalbrett voller Plastikflaschen mit bunten Etiketten. Fride geht hin und schaut in das unterste Fach. Nanna nimmt eine Flasche, schraubt den Deckel auf und riecht daran.
    »Das ist Seife«, sagt sie.
    »Da ist ein Tier«, sagt Fride und streckt die Hand aus.
    Nanna leuchtet nach unten und sieht einen braunen Klumpen mit Schwanz, der in einer eingetrockneten Waschmittelpfütze liegt.
    »Nicht anfassen, das ist eine tote Maus«, flüstert sie und schiebt Frides Hand weg.
    »Die Arme«, sagt Fride.
    Die Maus ist ganz vertrocknet und in der Flasche daneben ist ein kleines Loch.
    »Schau, sie hat ein Loch ins Plastik genagt«, sagt Nanna. »Sie muss schrecklich hungrig gewesen sein. Wir gehen. Hier finden wir bestimmt nichts Essbares mehr.«
    Sie verlassen den Supermarkt und Nanna schaut zum Ausgang. Gelb und warm strömt das Licht durch die Türen.
    »Guck mal da, ein Bär!«, sagt Fride.
    Nanna dreht sich um.
    Fride zeigt auf ein Schaufenster, das mit ein paar Angeln,einem Fahrrad und einem großen Eisbären dekoriert ist. Seine Augen blitzen, als Nanna sie anleuchtet.
    »Der ist nicht lebendig. Der ist ausgestopft.«
    Sie leuchtet durch das halb geöffnete Gitter und im Laden blitzen Reflektoren auf.
    »Hier gibt es Sportartikel. Vielleicht haben die ja auch Fahrräder. Komm«, sagt Nanna und schlüpft unter dem Gitter durch.
    Überall auf dem Boden liegen Waren herum: Turnschuhe, Bälle und Sportbekleidung. Nanna leuchtet noch einmal in den hinteren Bereich des Geschäfts und wieder blitzen die Reflektoren auf. Die Fahrräder stehen in einer Reihe an der Wand. Zuerst sieht sie nur Räder für Erwachsene, aber weiter hinten stehen die kleineren. Fride hat sie schon entdeckt und flitzt an Nanna vorbei.
    »Schau mal hier«, sagt Fride. »Hier sind sie!«
    Sie geht an den Rädern entlang und zupft an den Handbremsen, den Gangschaltungen und Sitzen. Plötzlich durchschneidet ein lautes Klingeln die Stille und erfüllt den ganzen Raum. Es dauert eine Ewigkeit, bis es verhallt ist.
    »Mach das nicht noch mal«, flüstert Nanna erschrocken und zerrt Fride weg.
    Nanna atmet ganz ruhig und zwingt sich, still zu stehen. Sie lauscht, aber es rührt sich nichts. Sie lässt Fride los, die sofort auf ein kleines, rotes Fahrrad zusteuert.
    »Das hier will ich«, flüstert sie und zieht die Schultern ein bisschen hoch, so wie sie es immer macht, wenn sie sich sehr freut oder gespannt ist.
    Nanna schaut es an und schüttelt den Kopf.
    »Wir können nur ein Fahrrad mitnehmen. Und vielleicht einen Anhänger. Als ich noch klein war, haben Mama und Papamich immer in einen blauen Wagen gesetzt, der an das Fahrrad gehängt wurde.«
    »Ich hatte noch nie ein Fahrrad«, sagt Fride.
    Nanna denkt daran, wie sie damals ihr rotes Dreirad bekam. Sie war so glücklich. Mama und Papa spielten »Heiß oder Kalt« mit ihr und schließlich entdeckte sie das Dreirad im Schlafzimmer. In der ersten Nacht stand es neben ihrem Bett.
    Sie schaut in Frides trauriges Gesicht und muss sich zwingen, streng zu bleiben.
    »Du kannst es jetzt nicht haben, Fride. Wir sind viel schneller, wenn ich fahre und du müsstest ja auch erst mal üben.«
    Fride sieht enttäuscht aus, aber sie sagt nichts.
    Nanna sucht ein anderes rotes Rad aus und ganz hinten im Laden entdeckt sie einen Fahrradanhänger. Genau so einen wie den, den sie in der Stadt hatten.
    »Schau mal, da ist einer. In dem darfst du sitzen.«
    »Oh, ist der schön«, sagt Fride und rennt hin.
    »Leuchte mal, damit ich reinschauen kann.«
    Nanna leuchtet in den Wagen.
    »Das wird gemütlich«, sagt Fride. »Kann ich da drinnen auch schlafen? Wie in einem kleinen Haus?«
    Nanna zieht den Anhänger heraus und schiebt das Fahrrad davor. Sie befestigt den Wagen am Gepäckträger und legt den Rucksack

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