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Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Titel: Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Henrik Nielsen
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der Modelleisenbahnwelt gelandet, mit der sie manchmal gespielt haben. Alles um sie herum wirkt unecht. Es fehlen nur noch ein paar steife Figuren aus Plastik. Ein Schaffner, der reglos vor der Straßenbahn winkt oder Fußgänger, die die Straße überqueren.
    Nanna dreht sich um und ihr Blick fällt auf die Werbeschilder eines Lebensmittelgeschäfts.
    »Neben dem Café ist ein Laden. Komm, wir schauen, ob wir dort etwas Essbares finden!«
    Fride klettert aus dem Anhänger und Nanna schiebt ihn unter die eingestürzte grüne Markise des Cafés.
    »Oh, ich hoffe, es gibt hier was Gutes«, sagt Fride.
    Vorsichtig schiebt Nanna die eingeschlagene Ladentür auf. Drinnen riecht es süß und verschimmelt. Abgesehen von Seife, Glühbirnen und Waschmittel sehen die Regal leer aus. Fride geht zu einer Kiste mit grünem Papier, nimmt etwas in die Hand und schnuppert daran.
    »Das riecht gut«, sagt sie. »Was ist das?«
    »Nicht essen«, sagt Nanna und nimmt ihr das schwarze Etwas aus der Hand.
    »Aber das riecht doch gut?«
    Nanna betrachtet die schwarze, vertrocknete Schale und hebt sie hoch an die Nase. Der schwache Duft von Frucht treibt ihr die Tränen in die Augen.
    »Das ist eine Banane«, sagt sie.
    »Aber sind Bananen nicht gelb?«, fragt Fride. »Und die ist auch ganz hart.«
    »Ja. Sie ist völlig eingetrocknet.«
    »Können wir sie nicht essen?«
    »Nein. Aber du kannst daran riechen. Ich wünschte, du wüsstest wie sie schmecken, wenn sie reif und gelb sind.«
    »Ich auch«, sagt Fride.
    Sie bleibt stehen und schnuppert weiter an der Schale, während Nanna das Geschäft durchsucht.
    »Hier gibt es nichts«, sagt Nanna.
    Fride atmet noch einmal tief ein, dann legt sie die Banane weg.
    »Ich hoffe, dass alles wieder anfängt zu wachsen«, sagt sie.
    »Ich auch, aber jetzt müssen wir das essen, was wir haben«, sagt Nanna und geht zur Tür. »Wir können nur hoffen, dass wir woanders etwas Leckeres finden.«
    Draußen setzt sich Fride an einen der Tische.
    »Glaubst du, dass wir Vogel wiedersehen?«, fragt sie.
    »Ich weiß es nicht. Hoffentlich nicht.«
    »Glaubst du ihm, dass er immer alleine war?«
    »Nein. Ich traue ihm nicht. Ich glaube nichts von dem, was er gesagt hat. Er ist uns ziemlich lange gefolgt. Er beobachtet uns bestimmt auch jetzt«, sagt Nanna und schaut sich um.
    Sie holt das Essen aus dem Rucksack. Leberwurst. Es ist die letzte Dose. Sie müssen bald neue Vorräte finden. Fride hat das Kinn auf die Knie gelegt und schaut unbeteiligt auf ihre Mahlzeit.
    »Und was wünschen Madame heute zu speisen?«, sagt Nanna mit verstellter Stimme.
    Fride spielt sofort mit.
    »Ach, ich nehme heute höchstens ein Stückchen Kuchen, denke ich.«
    Nanna öffnet die Dose und sie essen, ohne etwas zu sagen.
    »Darf es noch etwas sein?«, fragt Nanna.
    »Eine Limonade … danke«, sagt Fride.
    Nanna nimmt die leere Wasserflasche und schüttelt sie.
    »Leider ist uns die Limonade ausgegangen, aber lassen Sie mich kurz im Lager nachsehen«, sagt sie genauso gekünstelt.
    Fride hebt ein Stück Papier auf und tut so, als würde sie Zeitung lesen.
    »Warte hier. Ich gehe rein und schaue, ob ich irgendwo Wasser finde«, flüstert Nanna mit ihrer normalen Stimme.
    Auf der langen Holztheke stehen unzählige schmutzige Gläser und Teller mit eingetrockneten, schwarzen Essensresten. Es riecht nicht faulig, sondern nur nach Staub und dem Leder der Sofas. Auf der Suche nach einem Kühlschrank geht Nanna hinter den Tresen. Auch hier stapeln sich Gläser und Teller, aber unter der Theke sind tatsächlich mehrere kleine Kühlschränke mit Glastüren. Sie beugt sich nach unten. Ein paar davon sind leer, auf dem Boden liegen zerschlagene Flaschen. Vorsichtig tastet sie die Einlegeböden ab. Fühlt kleine Plastikpäckchen und Schüsseln mit getrockneten Essensresten am Rand. Sie tastet sich vor und lässt die Hand über Limonadendosen wandern. Sie spürt die scharfen Kanten der Öffnungen. Es gibt bestimmt keine mehr, die noch zu ist. Ihre Hand gleitet vor und zurück und ertastet eine Dose, die ganz glatt ist. Sie nimmt sie raus. Die Dose ist ganz! Und Fride ahnt nichts. Sie sitzt da draußen und ahnt nichts. Nanna lacht leise. Fride wird sich so freuen.
    Als sie aus dem Café kommt, steht Fride vor einem Schaufenster.
    »Fride«, sagt Nanna. »Habe ich nicht gesagt, du sollst sitzen bleiben?«
    »Doch«, sagt Fride. »Aber schau mal hier. Das Geschäft ist voller Puppen. Die sind riesengroß.«
    »Das sind Schaufensterpuppen. In

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