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Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition)

Titel: Der Junge, der sich Vogel nannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Henrik Nielsen
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Vogel.
    »Hast du auch ein Fahrrad?«, ruft Fride.
    Vogel dreht sich zu ihr um und lächelt.
    »Dann kannst du doch mit uns kommen«, fährt Fride fort.
    Für einen Moment schaut Vogel zu Nanna, dann senkt er den Blick.
    »Nein. Das geht nicht. Hier in der Stadt gibt es etwas, um das ich mich kümmern muss. Ich kann hier nicht weg.«
    Nanna sagt nichts und fährt langsam aus dem Gebüsch. Sie achtet auf den Weg, um ihn sich einzuprägen. Hinter dem Wasserfall geht es bergab und sie muss bremsen. Vogel läuft neben ihnen her. Im Wald sieht Nanna riesige Felsbrocken. An manchen Stellen liegen die Felsen aufeinander, als hätte ein Riese damit gespielt. Im Dunkeln hat sie die Steine gar nicht bemerkt. Gleich darauf teilt sich der Weg und ihre Reifenspuren führen geradeaus weiter. Nanna folgt ihnen, ohne nachzudenken.
    »Stopp. Wir müssen hier entlang«, sagt Vogel und läuft nach rechts.
    Nanna bremst und fährt ihm nach. Gleich hinter einem Felsen erreichen sie einen offenen Platz mit einer runden Bankin der Mitte. Auf der gegenüberliegenden Seite führt der Weg weiter in die Stadt.
    »Der Park«, sagt Nanna und bleibt vor der Bank stehen. »Das ist einer der anderen Eingänge. Und da ist auch der Eiskiosk! Wir waren die ganze Zeit so nah am Ziel!«
    »Das ist ja komisch«, sagt Fride.
    Nanna steigt ab und betrachtet den kleinen Platz.
    »Es sieht genau aus wie früher«, sagt sie.
    Fride geht zu einem kleinen Teich mit klarem Wasser.
    »Schau mal, Nanna. Da liegt ganz viel Geld drin.«
    Der Grund des Teichs ist mit braunschwarzen Münzen bedeckt. »Das ist der Wunschteich. An den erinnere ich mich.«
    »Was kann man sich wünschen?«, fragt Fride.
    »Alles was man will. Aber man muss Geld in den Teich werfen, damit sich der Wunsch erfüllt.«
    Vogel taucht mit einem Fahrrad neben dem Felsen auf.
    »Seid ihr so weit?«
    »Vogel. Das hier ist doch der Park, den wir gesucht haben. Du wohnst einfach nur in einem anderen Teil als dem, in dem wir waren. Hättest du uns das gesagt, hätten wir sofort nach der Wohnung suchen können. Konntest du dir nicht denken, dass es um diesen Park geht?«, fragt Nanna wütend.
    »Nein«, sagt Vogel und schaut weg. »Und ich wollte nicht, dass ihr wisst, wo ich wohne. Ich kannte euch nicht.«
    Er hat es die ganze Zeit gewusst, denkt Nanna. Vogel hat es die ganze Zeit gewusst.
    »Aber du hättest uns wenigstens einen der anderen Eingänge zeigen können«, sagt sie.
    Vogel zuckt mit den Schultern.
    »Ich wusste nicht, dass das der Park ist, den ihr sucht.«
    Nanna schüttelt den Kopf.
    »Aber jetzt können wir die Wohnung doch finden«, sagt Fride. Das wird schön.«
    »Nein. Es hilft nichts«, sagt Nanna. »Wir werden sie nicht finden. Es gibt viel zu viele Straßen, die vom Park wegführen. Wir haben keine Zeit mehr, noch länger auf diese Weise zu suchen.«
    »Los jetzt, wir müssen weiter. Und wir müssen schnell sein, damit die Schatten, die Brücken nicht sperren«, sagt Vogel.
    »Können sie das denn?«, fragt Fride.
    »Ja. Sie haben das schon ein paarmal gemacht und jetzt wissen sie, dass ihr hier seid. Immer wenn sie mich gesehen haben, habe ich mich tief im Wald versteckt. Seid ihr bereit?«
    Nanna denkt nach.
    »Nein«, sagt sie.
    Vogel schaut sie überrascht an.
    »Wir müssen noch mal ins Krankenhaus zurück.«
    »Aber da sind doch die Schatten«, sagt Fride.
    »Ich weiß. Aber ich glaube, dass wir in Mamas Büro vielleicht etwas finden. Medizin oder eine Nachricht. Wir müssen es versuchen.«
    »Was ist mit den Schatten?«
    »Es ist nicht gesagt, dass sie überhaupt noch da sind«, sagt Nanna und schaut Vogel an. »Kannst du uns den Weg zeigen?«
    »Ich will nicht«, sagt Vogel. »Den müsst ihr selbst finden.«
    »Das dachte ich mir«, sagt Nanna und fährt langsam los. »Du traust dich nicht. Du hast Angst und versteckst dich lieber. Du willst uns nicht helfen. Wir fahren jetzt, Fride.«
    Vogel bleibt stehen. Nanna schaut stur geradeaus und fährtweiter, aber sie glaubt fast zu spüren, wie sehr er hofft, dass sie sich umdreht.
    »Wartet«, ruft er ihnen nach. »Ich helfe euch.«

27
    Vogel fährt voraus, folgt den Straßenbahnschienen und biegt in die Stadt ab. Jetzt, wo sie mit ihm zusammen fahren, ergibt alles plötzlich ein Bild. Die Statue mit dem Jungen und dem Fisch. Die Gleise, denen sie gefolgt sind. Aber dann biegt Vogel in eine Seitenstraße ab und Nanna ist eine ganze Weile verwirrt, bis sie wieder an eine Stelle kommen, die sie kennt. Manchmal bleibt Vogel

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