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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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wegen dieser Alkoholgeschichte.«
    Cetta horchte auf. »Dann ist es also sicher?« Alle sprachen davon. Die Regierung wollte per Gesetz den Genuss von Alkohol verbieten.
    »Ja, es ist sicher«, bestätigte Sal. »Ein neues Zeitalter beginnt. Kannst du dir vorstellen, dass in Amerika demnächst niemand mehr trinkt?«
    Cetta zuckte die Schultern.
    »Das ist ein Jahrhundertgeschäft. Wir werden alle eine Menge Geld machen«, fuhr Sal fort. »Und ich will dabei sein.«
    »Wie denn?« Cetta spürte, wie Sorge in ihr aufstieg.
    Sal lachte. »Natürlich habe ich keine Lust, mich auf der Straße von der Polizei abknallen zu lassen. Schmuggel ist ja nicht alles. Wir werden auch Geheimlokale aufmachen müssen, wo die Leute trinken können, nicht wahr? Und ich will, dass man mir ein solches Lokal überträgt.«
    »Dann wirst du noch seltener zu Hause sein ...«, bemerkte sie düster.
    Er zwinkerte ihr zu und grinste. »Vielleicht überzeuge ich den Boss, dich in meiner Kneipe als Kellnerin einzustellen.«
    »Wirklich?«, rief Cetta aufgeregt und schlang die Arme um seinen Hals.
    »Die Arbeit einer Kellnerin ist hart«, erklärte Sal, während er sich aus der Umarmung befreite. »Da kann man nicht wie du den ganzen Tag im Bett liegen.«
    »Verschwinde«, rief Cetta lachend. »Aber sag es vorher noch mal!«
    »Ich bin doch nicht dein dressierter Affe!«, erwiderte er, und kurz darauf war die Tür schon hinter ihm ins Schloss gefallen.
    Cetta setzte sich aufs Sofa. Ein Lächeln umspielte ihre rot geschminkten Lippen. Sie sah in den Spiegel an der Wand und betrachtete das Kleid, das ihr kurz nach ihrer Ankunft in New York so damenhaft und elegant erschienen war. Und sie dachte an ihre erste Begegnung mit Sal zurück, dem Mann, der sie gerettet hatte. Und der sie bald ein weiteres Mal retten würde, wenn er sie als Kellnerin arbeiten ließ. Schon stellte sie sich vor, wie sie mit einer rot-weiß gestreiften Schürze aussehen würde.
    Da klingelte es an der Eingangstür.
    Cetta sprang auf. »Ich gehe schon!«, rief sie den anderen Huren im Flur fröhlich zu. Das ist Sal, der »Kleines« zu mir sagen will, dachte sie mit einem Lachen.
    Der Mann an der Tür starrte in ihren tiefen Ausschnitt und grinste blinzelnd. »Genau zu dir wollte ich, Zuckerschnute«, sagte er und begrapschte ihren Po. Er war klein und dick und roch wie immer streng nach Kölnischwasser. »Ich habe dir Bonbons mitgebracht, du böses Mädchen.«
    Schon bald lachte Christmas nicht mehr über die Geräusche der Liebe, die aus Sals Büro zu ihm herüberklangen. Die Liebe schien ihm nicht länger witzig zu sein. Etwas in ihm hatte sich verändert. Und obgleich er nicht so genau wusste, wie er mit dieser Veränderung umgehen sollte, hatte er begriffen, dass die Liebe für die Erwachsenen eine ernste und undurchschaubare Sache war, geheimnisvoll und faszinierend. Und so presste er nicht länger sein Ohr an die Wand zwischen den beiden Wohnungen. Und wenn er seine Mutter im Morgengrauen in ihr Zimmer huschen hörte, stellte er sich schlafend.
    Einige der älteren Jungen aus dem Haus sprachen über Frauen. Aber was sie sagten, klang wirr. Vor allem benutzte niemand von ihnen je das Wort »Liebe«. Die Sache zwischen Mann und Frau schien eher eine mechanische Angelegenheit zu sein. Aus ihren Erzählungen hatte Christmas verstanden, wie man »es« machte. Aber was ihn interessierte, war die Liebe. Und davon sprach nie jemand. Auch die Erwachsenen nicht.
    Zu seinem dreizehnten Geburtstag schenkte Cetta ihm einen Baseballschläger und einen Lederball. Sie arbeitete nun als Kellnerin, nicht mehr als Prostituierte. Ihr Verdienst war geringer, und Christmas wusste, wie lange sie gespart haben musste, um ihm dieses Geschenk machen zu können.
    Eines Tages hatte Christmas Schläger und Ball neben sich auf den Stufen zum Eingang des Hauses in der Monroe Street abgelegt und las zum zweiten Mal die Geschichte der unerfüllbaren und tragischen Liebe des Hungerleiders Martin Eden zur reichen Ruth Morse.
    Sal parkte den Wagen zwischen den Verkaufsständen zweier fliegender Händler und sagte, als er das Haus betrat: »Wenn du willst, Junge, hätte ich einen Job für dich.«
    Christmas schlug das Buch zu, hob Schläger und Ball auf und folgte Sal ins Treppenhaus.
    »Wenn ich du wäre, würde ich den Ball wegwerfen und den Schläger behalten, Hosenscheißer«, bemerkte Sal und lachte in sich hinein.
    »Um was für eine Arbeit geht es denn?«
    »Die zahlen dir sieben Dollar, wenn du noch

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