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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Gesicht. Dann wandte er den Blick zum Schreibtisch. Dort, wo zuvor der Papierstapel gelegen hatte, entdeckte er eine Nachricht: Um fünf Uhr in Mr. Mayers Büro. Pünktlich. Nick .
    So kehrte Christmas nach zwei Tagen in das Haus am Sunset Boulevard zurück. Er wusch und rasierte sich, während das Hausmädchen ihm ein Hähnchensandwich zubereitete und seine Sachen bügelte. Rasch aß er etwas und stieg wieder ins Auto. Um fünf vor fünf saß er auf dem Sofa in Mayers Vorzimmer.
    »Schick Mr. Luminita herein!«, schallte um Punkt fünf Uhr Louis B. Mayers Stimme durch die Gegensprechanlage.
    Christmas stand auf und betrat das Büro. Mayer saß hinter seinem Schreibtisch. Zu seiner Rechten stand Nick an einem Bücherschrank gelehnt und nickte Christmas zu.
    »Nick hat mir Feuer unterm Arsch gemacht«, sagte Mayer. »Und ich habe es gelesen«, fuhr Mayer fort. »Meinen Sie, Ihre Zeit erlaubt es, dass Sie sich setzen und sich anhören, was ich davon halte, Mr. Luminita, oder haben Sie es zu eilig, nach Oakland zu kommen?«
    Christmas nahm in einem der beiden Sessel vor dem Schreibtisch Platz. Er fühlte sich noch immer benommen, zugleich aber war ihm, als krampfte sich sein Magen zusammen, als er Mayer nach dem Papierstapel greifen sah, den er, Christmas, mit Leben gefüllt hatte.
    »Würden Sie lernen, die Seiten zu nummerieren oder zumindest in der richtigen Reihenfolge abzulegen, täten sie dem, der sie lesen muss, einen großen Gefallen«, sagte Mayer.
    Christmas grinste unbeeindruckt.
    »Das ist übrigens das erste Mal, dass ich mir von einem Anfänger Feuer unterm Arsch machen lasse«, fuhr Mayer fort.
    »Ja, also ...«, stammelte Christmas. »Ich muss ...«
    »Nach Oakland fahren, ja, das hat Nick mir erzählt«, sagte Mayer. »Und wie es scheint, fahren Sie mit einem Wagen von MGM dorthin.«
    »Oder mit dem Zug ...«, entgegnete Christmas kühl. »Oder ich gehe zu Fuß. Das interessiert mich einen Sch ...«
    »Halt, halt«, unterbrach ihn Mayer und lachte. »Das gefällt mir so an Ihnen. Wir haben hier eine Menge Leute, die gern schreiben. Aber Sie sind anders als diese Schreiberlinge. Sie haben Herz. Und Sie haben Lebenserfahrung ... obwohl Sie noch so jung sind.« Zufrieden nickend schaute Mayer auf die Blätter hinab, die er in der Hand hielt. Dann blickte er Christmas wieder an. »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet«, sagte er mit einem offenen Lächeln.
    Christmas fühlte das Blut in seinen Adern gefrieren. Eine Kälte, die von den Füßen bis hinauf zum Kopf kletterte, einen Adrenalinschub, der ihn lähmte. Er öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus.
    Nick lachte.
    »Sie haben Talent, Mr. Luminita«, sagte Mayer, und die Augen hinter seinen Brillengläsern funkelten. »Ich bin ein besonderer Freund von Komödien. Aber Sie haben ...«, er hielt inne und strahlte wie ein Kind, »Sie haben eine Spitzenarbeit abgeliefert, wie eine Ihrer Figuren sagen würde. Da ist Leben, da ist Spannung. Das hat Substanz. Das ist nicht bloß Geschwätz.«
    Nick sah Christmas voller Stolz an.
    Nach dem eisigen Adrenalinschock stieg nun Hitze in Christmas auf und brachte seine Wangen zum Glühen.
    Mayer lachte. »Sieh mal einer an, auch Gangster werden rot.«
    Schmunzelnd löste sich Nick vom Bücherschrank und klopfte Christmas auf die Schulter.
    Mayer lehnte sich in seinem Stuhl zurück und öffnete eine Schublade. »Fahren Sie jetzt nach Oakland. Aber vorher ...«, er zog ein Blatt Papier aus der Schublade, »lesen und unterschreiben Sie noch den Vertrag, den ich für Sie habe aufsetzen lassen.« Er reichte das Blatt über den Schreibtisch.
    »Nein ... jetzt habe ich keine Zeit«, sagte Christmas und stand auf. »Verzeihen Sie, Mr. Mayer, aber ich ...«
    »Ich weiß nicht, hinter was sie da herjagen, Mr. Luminita, doch verpassen Sie nicht die Chance Ihres Lebens.«
    »Wenn ich aus Oakland zurück bin«, erklärte Christmas entschieden, griff nach dem Vertrag und steckte ihn ein.
    Die Gegensprechanlage knisterte. »Mr. Barrymore ist jetzt da«, erklang die Stimme der Sekretärin.
    Mayer beugte sich zur Sprechanlage vor und drückte auf den Knopf. »Schick ihn herein.« Dann erhob er sich, ging zur Bürotür und öffnete sie. »Komm herein, John«, sagte er mit ausgebreiteten Armen. »Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
    John Barrymore betrat in einem tadellos sitzenden grauen Zweireiher den Raum.
    »Seine Majestät John Barrymore«, stellte Mayer den Schauspieler schmunzelnd vor. »Und Christmas Luminita,

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