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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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blieb er stehen, drehte sich um und sah Christmas prüfend an. »Dich kenne ich doch ...«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf ihn. Er versetzte ihm einen Stoß und drückte ihn mit dem Gesicht gegen die Wand. »Durchsuch ihn«, sagte er zu dem Polizisten. »Ich kenne diesen Mistkerl. Ich wette, wir haben dich Schwein in unserer Kartei.«
    »Er ist sauber, Captain«, erklärte der Polizist, nachdem er in Christmas’ Brieftasche gekramt hatte. »Das ist Christmas Luminita.«
    »Christmas Luminita?«, fragte der Captain. »Lass ihn los«, sagte er zu dem Polizisten. »Nun lass ihn schon los, verdammt!« Er breitete die Arme aus und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Luminita ... aber Sie müssen verstehen, dass ... nun ja ... Scheiße, entschuldigen Sie ...« Er wandte sich zu dem Polizisten. »Das ist Christmas Luminita. Diamond Dogs .«
    »Ich will zu Rothstein, ist das möglich?«, fragte Christmas.
    Der Captain sah sich um und überlegte. »Nur weil Sie es sind. Kommen Sie mit ...« Er ging Christmas voraus den Flur entlang. Schließlich blieb er vor einer Tür stehen. »Wenn Sie einen guten Rat wollen, erzählen Sie es nicht herum, dass Sie ein Freund von Rothstein sind.«
    »Danke, Captain«, sagte Christmas und betrat den Raum.
    Arnold Rothstein lag mit geschlossenen Augen im Bett, bleich und schweißgebadet. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Bist du das, Carolyn?«, fragte er, ohne sich zu rühren, als er hörte, wie die Tür sich schloss.
    »Nein, Sir. Ich bin es, Christmas.«
    Rothstein schlug die Augen auf und wandte leicht den Kopf. Er lächelte. »Mein Champion ...«, murmelte er mit matter Stimme.
    Christmas trat ans Bett. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Was für eine bescheuerte Frage, Junge«, erwiderte Rothstein lächelnd. »Setz dich ...« Schwach klopfte er neben sich aufs Bett. »Aus dir ist wirklich eine große Nummer geworden. Die lassen normalerweise keinen hier rein.«
    Christmas nahm auf einem Stuhl neben dem Bett Platz. Für einen Moment betrachtete er den Mann, der New York regierte. Selbst schwer verwundet und von Schmerzen gezeichnet wirkte er noch wie ein König. »Erinnern Sie sich an die fünfhundert Dollar, die ich Ihnen für das Radio schulde, Mr. Rothstein? Daraus sind fünftausend geworden.«
    »Du schuldest mir gar nichts, Junge. Behalt das Geld«, erwiderte Rothstein mit einem mühevollen Lächeln. »Du bist echt ein beschissener Gangster. Einem Toten zahlt man doch keine Schulden zurück, das ist von jeher Gesetz.«
    »Aber Sie haben die Wette gewonnen ...«
    »Das Geld sollte kein Wetteinsatz sein«, erklärte Rothstein, der nur schwer Luft bekam. »Weißt du, warum ich es dir gegeben habe? Weil du ein anständiger Mensch bist. Und kein anständiger Mensch hat mich je um Geld gefragt. Anständige Menschen widert mein Geld an. Nicht einmal mein Vater wollte es haben. Ich musste es ihm heimlich zustecken.« Rothstein schloss die Augen und presste die schmalen Lippen zusammen, als eine neue Schmerzwelle ihn überkam. Dann sah er wieder Christmas an und atmete schwer mit offenem Mund. »Du bist der erste anständige Mensch, der mein Geld haben wollte. Deshalb habe ich es dir gegeben. Und du machst mir eine Freude, wenn du es behältst.« Daraufhin winkte er ihn näher zu sich heran. »Schwör, dass du nie verrätst, was ich dir jetzt sage.«
    »Ich schwöre.« Christmas stand auf und näherte sich Rothsteins Lippen.
    Da flüsterte Mr. Big ihm den Namen des Mannes ins Ohr, der auf ihn geschossen hatte.
    Reglos stand Christmas da, noch immer über Rothstein gebeugt. »Wieso erzählen Sie das ausgerechnet mir?«, fragte er bewegt.
    »Weil es mir im Arsch juckt, wenn ich es für mich behalte ... aber ich kann es nur einem anständigen Menschen sagen.« Arnold Rothstein gab ihm eine kleine, liebevolle Ohrfeige, so leicht, als streichelte er ihm über die Wange.
    Christmas setzte sich wieder hin.
    »Du bist der Einzige, dem ich vertrauen kann«, fuhr Rothstein mühsam fort. Du hast geschworen, es niemandem zu verraten, und ich weiß, dass du das Versprechen halten wirst.« Seine Stimme wurde immer schwächer. »Würde ich es Lepke sagen ... wäre mein Mörder in weniger als einer Stunde ein toter Mann. Und das Gleiche ... gilt für die anderen.« Wieder atmete er schwer und verzog vor Schmerzen das Gesicht. »Aber ich will nicht, dass der Mistkerl stirbt ...«
    »Wieso nicht?«
    Rothstein lachte leise röchelnd. »Das ist mein letzter Schachzug. Wollen wir wetten ... dass man

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