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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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zwei weiteren Partys eingeladen. Ja, früher oder später würde er wieder im Geschäft sein, er, der Punisher.
    Nun aber wollte er es Arty, diesem Wurm, heimzahlen.
    Er schnupfte noch ein wenig Koks, ballte die Fäuste und bleckte die Zähne. Oh ja, jetzt war er unbesiegbar. Bill wartete, bis Arty aus dem Haus ging. Der Regisseur war ein Gewohnheitstier. Jeden Morgen brach er zur gleichen Zeit zu einem Spaziergang auf, der blöde Spießer. Auf dem Rückweg frühstückte er in einem Café. Jämmerliches Stück Scheiße, dachte Bill, bevor er durch die Hintertür in das Reihenhaus einbrach. Schnurstracks ging er ins Schlafzimmer und räumte Artys Nachttisch mit dem doppelten Boden aus. Bill hob ihn an und stieß auf fünftausend Dollar in bar und zwanzig Fläschchen Kokain. Das Geld steckte er ein, die Kokainfläschchen jedoch stellte er unten im Wohnzimmer auf den Tisch. Dann griff er zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei. Er gab die Adresse durch und sagte, sie sollten schnell kommen. Es gehe um eine große Menge Kokain. Nachdem er aufgelegt hatte, kippte er ein Fläschchen auf dem Tisch aus. Gierig sog er, zum vierten Mal an diesem Morgen, das weiße Pulver ein, bevor er seelenruhig zur Hintertür hinausging.
    Arty kam genau in dem Moment nach Hause, als die Polizei mit heulenden Sirenen vor dem Reihenhaus vorfuhr. Die Polizisten stießen ihn gegen die Wand und drängten ihn ins Haus. Und nach wenigen Sekunden führten sie Arty in Handschellen wieder heraus.
    Ein Zuhälter ist es nicht wert, dass man sich die Hände an ihm schmutzig macht, dachte Bill vergnügt, der, hinter einem Baum versteckt, die Szene beobachtete. Nein, er würde Arty nicht töten. So war es viel amüsanter. Er würde ihm sogar noch eine Torte ins Gefängnis schicken, damit er auch wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Damit er wusste, dass der Punisher sich nicht einfach ausbooten ließ. »Leb wohl, Arty«, sagte er und machte sich davon, während das Klagegeheul weiterer Polizeisirenen die Luft erfüllte.
    Wenig später betrat er den Billardsaal von Tony Salvese. »Ich brauche neue Papiere«, erklärte er ihm.
    Wenn Arty glaubte, er könnte ihn hereinlegen, indem er seinen Namen ausplauderte, irrte er sich gewaltig. Sie würden ihn nicht finden. Weder William Hofflund noch Cochrann Fennore oder der Letztgeborene, Kevin Maddox, existierten noch. Es war an der Zeit, sich einen neuen Namen zuzulegen.
    »Das wird teuer«, sagte Salvese.
    »Wie viel?«
    »Dreitausend.«
    Bill zog das Bündel Scheine aus Artys Nachtschränkchen aus der Tasche und zählte dreitausend Dollar ab. Danke auch hierfür, Arty, dachte er und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Was gibt’s da zu lachen?«
    »Nichts, Tony. Ich musste nur an einen alten Freund denken.«
    »Und was zum Teufel war der? Komiker?«, fragte Salvese.
    Die beiden Gorillas, die ständig um Tony herumstanden, lachten.
    »Wie man’s nimmt«, entgegnete Bill. »Er war ein Zuhälter. Und ein Verräter.«
    Salvese grinste. »Freut mich, dass du in der Vergangenheit sprichst.«
    Ja, Arty war Vergangenheit. Nun musste Bill an die Zukunft denken. »Ich brauche Extrastoff«, sagte er.
    »Was hast du damit vor?«
    »Ich gehe auf eine Party mit lauter hohen Tieren.«
    Salvese nickte schweigend. Dann öffnete er ein verborgenes Schubfach im Billardtisch und holte ein dickes Paket heraus. Er warf es auf den grünen Filz.
    Bill nahm es an sich, nickte ihm zu und ging. Zurück in seinem Zimmer, versteckte er das Kokain im Lüftungsschacht und ließ sich aufs Bett fallen. Voller Schadenfreude rief er sich Artys Gesicht in Erinnerung, als man ihn in den Polizeiwagen verfrachtet hatte. Bill musste lachen. Doch plötzlich sprang er auf. Er rieb sich die Augen, öffnete und schloss die Hände. Es gelang ihm nicht stillzustehen. Er lief im Zimmer auf und ab. Dann blieb er stehen, schüttete ein wenig von dem weißen Pulver auf den Tisch, rollte einen von Artys Geldscheinen zusammen und nahm einen tiefen Zug durch die Nase. »Auf dich, Arty«, sagte er und lachte erneut.
    Er suchte einen cremeweißen Anzug und ein rotes Seidenhemd heraus und brachte alles zur Wäscherei an der Ecke. »Das brauche ich bis heute Abend«, sagte er. »Faltenfrei gebügelt.«
    Der Wäschereibesitzer reichte ihm den Abholzettel. »Ist fünf Uhr in Ordnung?«
    »Punkt fünf«, erwiderte Bill. Unruhig hüpfte er von einem Fuß auf den anderen. Er verließ die Wäscherei und betrat kurz darauf einen Friseurladen. »Rasieren und

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