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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Chauffeur zu. »Rauchst du, Fred?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann rauch doch eine.«
    »Ich darf im Wagen nicht rauchen.«
    »Aber der Alte raucht doch auch.«
    »Er ist der Chef. Außerdem habe ich Ihnen gesagt, es wäre besser ...«
    »Ja, ja, Fred, Mr. Isaacson. Der Alte ist aber jetzt nicht hier. Na los, steck dir eine an. Du hast mich echt nicht verstanden, wenn du denkst, was ich denke, das du denkst. Ich bin kein Maulwurf.«
    »Kein ... Maulwurf?
    »Ah!«, rief Christmas erfreut und schlug sich lachend auf den Schenkel. »Du weißt also nicht alles, Fred! Ein Maulwurf ist ein Spitzel.«
    »Ich darf nicht rauchen.«
    »Und ich?«
    »Sie sind Mr. Isaacsons Gast und können tun, was immer Sie wollen.«
    »Okay, Fred, dann rück mal eine Zigarette raus.«
    »Die sind in dem Fach, auf dem Sie gerade ihre schmutzigen Schuhabdrücke hinterlassen.«
    Christmas nahm die Füße herunter, klappte das Fach auf, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an. »Ist ja widerlich!« Hustend schloss er das Fach wieder, wischte mit dem Jackenärmel darüber und legte abermals die Füße hoch. Schließlich steckte er Fred die Zigarette in den Mund. »Tu so, als würde ich sie rauchen.«
    Einen Moment lang war Fred wie versteinert. »Ach, zum Teufel«, murmelte er dann, trat aufs Gas und jagte den Wagen über eine breite Straße, die sich in einer tiefgrünen Landschaft verlor.
    »So macht Autofahren Spaß!«, brüllte Christmas aus dem Fenster.
    Nach etwa zwanzig Minuten bog der Wagen in einen Schotterweg ein und hielt vor einem Eisentor. Ein Mann in Uniform trat gleich, als er das Auto sah, aus einem niedrigen Häuschen und öffnete das Tor. Während der Wagen die Allee entlangfuhr, staunte Christmas mit offenem Mund.
    »Wie viele Leute wohnen da drin?«, fragte er fassungslos angesichts der riesigen weißen Villa, die vor ihnen aufgetaucht war.
    »Mr. Isaacson, sein Sohn, dessen Frau und Miss Ruth. Und die Dienerschaft.«
    Christmas stieg aus dem Auto. Noch nie hatte er etwas Schöneres gesehen. Überwältigt sah er sich nach Fred um.
    »Ich freue mich, dass du die Einladung angenommen hast, Junge«, erklang eine Stimme hinter ihm.
    Christmas wandte sich um und blickte in die lebhaften Augen Saul Isaacsons. Der alte Mann war mit einer Samthose und einer Jagdjacke bekleidet. Er kam auf Christmas zu und schüttelte ihm lächelnd die Hand.
    »Seit einer Woche ist meine Ruth wieder zu Hause«, sagte der Alte. »Sie ist genauso zäh wie ihr Großvater.«
    Christmas wusste nicht, was er sagen sollte. Ein dümmliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Erneut drehte er sich nach Fred um.
    »Ich nehme an, du möchtest sie sehen«, sagte der Alte.
    Da griff Christmas in die Innentasche seiner Jacke und zog einen gefalteten Zeitungsausschnitt heraus, den er Isaacson zeigte. »Das ist er«, sagte er, auf den Namen in der Schlagzeile deutend. »William Hofflund.«
    Die Miene des alten Mannes wurde finster. »Steck das weg«, forderte er in strengem Ton.
    »Der Bastard war es«, sagte Christmas.
    »Steck das weg«, wiederholte der Alte. »Und kein Wort darüber zu Ruth. Sie ist noch ganz verstört. Ich will nicht, dass davon gesprochen wird.« Er setzte ihm den Gehstock an die Brust. »Hast du mich verstanden, Junge?«
    Christmas schob den Stock von sich weg und sah dem Alten dabei weiter unverwandt ins Gesicht. Mit einem Mal war seine Angst verflogen. Er fühlte sich auch nicht länger verloren. »Wenn es Sie alle nicht interessiert, schnappe ich ihn mir«, erklärte er.
    Für einen Augenblick funkelte der Alte ihn böse an. Dann brach er in Gelächter aus. »Junge, du gefällst mir. Du hast Schneid«, stellte er fest. Gleich darauf aber wurde er wieder ernst und zielte erneut mit dem Stock auf Christmas’ Brust. »Kein Wort darüber zu Ruth, verstanden?«
    »Verstanden. Aber lassen Sie das mit dem Stock.«
    Langsam ließ der Alte den Gehstock sinken. Kaum merklich nickte er und trat näher zu Christmas. »Wir kriegen ihn«, sagte er leise. »Ich habe viele einflussreiche Freunde bei der Polizei und eine Belohnung von tausend Dollar auf diesen Hurensohn ausgesetzt.«
    »William Hofflund«, stieß Christmas hervor.
    »Ja, William Hofflund. Bill.«
    Noch immer sahen sich die beiden in die Augen, als würden sie einander seit jeher kennen, als lägen zwischen ihnen keine sechzig Jahre Altersunterschied und mehrere Millionen Dollar.
    »Komm, Junge, steck die Zeitung weg«, bat der alte Mann schließlich.
    Christmas faltete sie wieder zusammen und

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