Der Junker von Ballantrae
natürliche Sympathie für die Leidenschaft der Liebe, aber diese Unvernunft des Weibes meines Herrn verleidete mir die ganze Sache aufs äußerste. Ich erinnere mich, daß ich eine Magd ausschalt, weil sie ein kindisches Liebesgeplärr sang, während mein Geist über diese Dinge nachdachte, und meine Grobheit trug mir die Feindseligkeit aller Unterröcke unseres Hauses ein. Das kränkte mich wenig, aber es belustigte Mr. Henry, der mich mit unserer gemeinsamen Unbeliebtheit aufzog. Es ist sonderbar genug: meine eigene Mutter gehörte sicher zum Salz der Erde, und meine Tante Dickson, die meine Universitätsstudien bezahlte, war eine sehr achtenswerte Dame, aber ich habe für das weibliche Geschlecht nie viel übrig undmöglicherweise auch wenig Verständnis gehabt, und da ich alles andere als ein kühner Mann bin, habe ich ihre Gesellschaft immer gemieden. Nicht nur, daß ich keine Ursache sehe, diese Zurückhaltung meinerseits zu bedauern, ich habe auch stets die unglücklichsten Folgen bei denen bemerkt, die weniger weise waren. Soviel glaubte ich sagen zu müssen, um Mrs. Henry gegenüber nicht ungerecht zu erscheinen. Und außerdem ergab sich diese Bemerkung ganz natürlich beim Wiederlesen des Briefes, der die nächste Entwicklung in diesen Angelegenheiten darstellt und der mich zu meinem aufrichtigen Erstaunen etwa einige Wochen nach der Abreise des letzten Boten durch private Vermittlung erreichte.
Brief von Oberst Burke (nachmals Chevalier) an Mr. Mackellar.
Troyes in der Champagne, 12. Juli 1756
Sehr geehrter Herr!
Sie werden zweifellos erstaunt sein, von jemand ein Schreiben zu erhalten, den Sie so wenig kennen, aber als ich das Glück hatte, Ihnen auf Durrisdeer zu begegnen, bemerkte ich, daß Sie ein junger Mann von ernsthaftem Charakter sind, eine Eigenschaft, die ich offen gestanden fast ebenso hoch schätze wie angeborenes Genie oder den tapferen oder ritterlichen Geist der Soldaten. Außerdem nahm ich Interesse an der edlen Familie, der zu dienen Sie die Ehre haben oder, um esgelehrter auszudrücken, deren ergebener und hochgeschätzter Freund Sie sind. Noch heute erinnere ich mich lebhaft an ein Gespräch, das ich in der Frühe des Morgens mit Ihnen zu führen das Vergnügen hatte.
Als ich neulich in Paris war, auf Besuch von dieser berühmten Stadt aus, wo ich in Garnison liege, nahm ich Gelegenheit, Ihren Namen, den ich, wie ich bekenne, vergessen hatte, von meinem Freunde, dem Junker von B., in Erfahrung zu bringen, und ich benutze eine günstige Gelegenheit, Ihnen Neuigkeiten mitzuteilen.
Der Junker von B. erhielt, als wir zuletzt über ihn sprachen, eine höchst ansehnliche Rente aus dem Schottenfonds, wie ich Ihnen wohl erzählte. Bald darauf erhielt er eine Kompanie und nicht lange danach ein eigenes Regiment. Verehrter Herr, ich gebe mir nicht die Mühe, diese Tatsachen zu erklären, ebensowenig, warum ich selbst, der ich zur rechten Hand vom Prinzen geritten bin, mit einigen Orden abgespeist und in ein Provinznest verschickt wurde, um dort zu verkommen. Ich kenne die Höfe und fühle deutlich, daß sie keine Atmosphäre sind für einen einfachen Soldaten. Ich konnte nie hoffen, auf ähnlichem Wege emporzukommen und vermochte mich nie zu einem Versuch dieser Art zu entschließen. Aber unser Freund hat eine besondere Begabung, durch Vermittlung von Damen Erfolge zu erzielen, und wenn alles wahr ist, was ich vernommen habe, so erfreute er sich besonderer Protektion. Wahrscheinlich schlug dieser Umstand zu seinen Ungunsten aus, denn als ich die Ehre hatte, ihm die Handzu drücken, war er soeben aus der Festung befreit worden, wohin man ihn auf Grund eines Geheimbefehls gebracht hatte, und obgleich er jetzt frei ist, hat er doch sein Regiment und seine Rente verloren. Verehrter Herr, die Treue eines ehrlichen Irländers wird schließlich über alle Ränke siegen, wie ohne Zweifel ein Gentleman von Ihrer Unantastbarkeit zugeben muß.
Nun, mein Herr, ist der Junker ein Mann, dessen Genie ich über alle Maßen bewundere, und außerdem ist er mein Freund. Deshalb dachte ich, ein paar Zeilen über den Umsturz seiner Verhältnisse könnten willkommen sein, denn nach meiner Meinung ist der Mann in Verzweiflung. Er sprach, als ich ihn besuchte, von einer Reise nach Indien, wohin auch ich die Hoffnung habe, meinen berühmten Landsmann Mr. Lally begleiten zu dürfen, aber zu diesem Zweck braucht er, soweit ich unterrichtet bin, mehr Geld, als ihm augenblicklich zur Verfügung steht. Sie kennen
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