Der Kaffeehaendler - Roman
die Rede, und Miguel fragte sich, ob er diese Drohungen nicht doch ernst nehmen sollte. Wahrscheinlich wollte Nunes ihn auf eine falsche Fährte locken, aber es war auch möglich, dass Parido Miguel vor dem Rat sehen wollte. Es würde schwierig sein, die Intrigen, die gegen ihn liefen, zu beweisen, ohne dabei dabei seine Verbindung zu Geertruid zu enthüllen.
Miguel war zu der Überzeugung gelangt, dass es nur einen Weg gab, an das Geld, das er benötigte heranzukommen. Deshalb kritzelte er rasch ein Briefchen und traf sich drei Stunden später mit Alonzo Alferonda in der Kaffeeschenke.
»Ich will offen zu Ihnen sein«, sagte Miguel. »Ich würde mir gern Geld leihen.«
Sein Begleiter kniff die Augen zusammen. »Von Alferonda zu borgen, ist gefährlich.«
»Ich bin bereit, das Risiko einzugehen.«
Alferonda lachte. »Sehr mutig von Ihnen. Wie viel hatten Sie denn im Sinn?«
Miguel nahm einen großen Schluck vom türkischen Kaffee. »Fünfzehnhundert Gulden.«
»Ich bin ein gütiger Mensch mit einem großen Herzen, aber Sie müssen mich für einen Narren halten. Warum sollte ich Ihnen bei all den Schwierigkeiten, die Ihnen bevorstehen, eine solche Summe geben?«
»Weil Sie mir damit helfen«, sagte Miguel, »Solomon Paridos Pläne zu vereiteln.«
Alferonda strich sich mit einer Hand über seinen Bart. »Ich glaube nicht, dass eine andere Antwort ebenso wirkungsvoll gewesen wäre.«
Miguel lächelte. »Dann tun Sie es?«
»Was haben Sie vor?«
Miguel, der sich vorher nicht die Mühe gemacht hatte, seinen Plan voll auszuarbeiten, begann zu reden, doch was dabei herauskam, war ganz nach Alferondas Geschmack.
Miguel saß im Schmutzigen Hund und wartete auf Geertruid. Wie allen Holländern war ihr Pünktlichkeit wichtig, nur heute nicht. Vielleicht hatte sie herausgefunden, dass Miguel von ihrem Betrug wusste. Miguel versuchte sich vorzustellen, wie das geschehen sein konnte. Es war unwahrscheinlich, dass Joachim und Geertruid Kontakt hatten, und er war sich ziemlich sicher, dass Alferonda ihn nicht verraten hatte. Hatte Hendrick gesehen, dass Miguel ihn an jenem Abend in der Schenke beobachtet hatte? Was, wenn dem so war und er aus irgendeinem Grund gezögert hatte, Geertruid davon zu erzählen? Oder vielleicht wartete Geertruid auch, um zu sehen, wie Miguel auf diese Beobachtung reagierte.
Als sie erschien, wirkte sie durcheinander und atemlos. Er hatte sie noch nie so erschüttert erlebt. Sie setzte sich und erklärte, was passiert war. Ein Mann sei an der Rozengracht vor ihr gestürzt und habe sich ein Bein gebrochen, und sie und ein Herr, der zufällig anwesend war, hätten geholfen, ihn zu einem Chirurgen zu bringen. Es sei entsetzlich gewesen, meinte sie.
Der Mann habe die ganze Zeit vor Schmerzen geschrien. Sie bestellte sich sofort ein Bier.
»Das erinnert einen daran, wie kostbar das Leben ist«, sagte sie, während sie auf ihr Getränk wartete. »Ein Mann geht seinen Geschäften nach, und plötzlich stürzt er und hat ein gebrochenes Bein. Wird er die Operation überleben, aber für den Rest seiner Tage am Stock gehen? Wird man sein Bein abnehmen müssen? Wird es heilen und wieder so sein wie vorher? Niemand weiß, was Gott für uns bereithält.«
»So viel ist gewiss«, stimmte Miguel ohne großen Enthusiasmus zu, »das Leben ist voller unerwarteter Wendungen.«
»Grundgütiger, ich bin froh, dass wir diese Sache durchführen.« Sie drückte seine Hand. Das Schankmädchen stellte ihr das Bier hin, und Geertruid trank sogleich die Hälfte aus. »Ich bin so froh. Wir werden ein Vermögen machen und im Luxus leben. Vielleicht sterben wir am nächsten Tag oder im nächsten Jahr, das weiß keiner. Doch zuerst werde ich mein Vermögen haben, und wir werden lachen, während mein Ehemann von der Hölle aus zusieht.«
»Dann müssen wir ans Werk gehen«, begann Miguel schlecht gelaunt. »Wir müssen die Briefe sofort abschicken. Das dürfen wir nicht länger aufschieben. Der Zeitpunkt muss festgelegt werden. Heute in drei Wochen um elf Uhr vormittags.«
»Heute in drei Wochen? Das Schiff liegt noch nicht im Hafen.«
»Es muss in genau drei Wochen sein«, beharrte er und schaute beiseite. Sie hatte ihn hintergangen, das wusste er, und doch hinterließ sein eigener Treuebruch einen bitteren Nachgeschmack.
»Senhor, versuchen Sie, mich zu drängen?« Sie tastete nach Miguels Hand und fuhr mit einem Finger leicht darüber. »Wenn dem so ist, wüsste ich gern, was auf mich zukommt.«
»Eine große
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