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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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getrunken hatte, zurückzuführen war. Er verdiente eine Belohnung dafür, sich der Weinbrandterminkontrakte entledigt zu haben, und hatte dem verführerischen Duft nicht mehr widerstehen können, der seine Kammer durchdrang. Er war in die Küche geeilt, um sich Mörser und Stößel zu holen. Zurück im Keller, hatte er den Beutel hervorgezogen, den er voller in Erinnerung hatte. Egal, dachte er, zerstampfte den Kaffee und mischte ihn mit süßem Wein, den er beharrlich umrührte in der Hoffnung, die Körner würden sich auflösen. Dann entsann er sich, dass es sich hier nicht um Zucker oder Salz handelte, ließ die Krümel auf den Boden sinken und trank dann in großen Schlucken.
    Der Kaffee war nicht so gut wie der, den er mit Geertruid getrunken hatte, reichte nicht einmal an den heran, der ihm in der türkischen Schenke serviert worden war, aber trotzdem gefiel es ihm, wie süß und bitter einander ergänzten. Er roch an der Schale und hielt sie ins Licht der Öllampe. Und noch ehe er ausgetrunken hatte, wusste er, dass er sich noch eine Portion gönnen würde, bevor er seinen Keller verließ.
    Während er das Wasser eingoss, hätte er fast laut aufgelacht.
Er hatte sich eine Schale zubereitet, nur eine Schale, und er hatte es schlecht gemacht – so viel wusste er, denn er hatte Besseres gekostet -, und dennoch konnte er dem Drang nicht widerstehen, eine weitere zu trinken. Geertruid hatte Recht gehabt. Sie war auf etwas gestoßen, das ihnen Reichtum bringen würde, wenn sie nur einen Weg fanden, schnell und entschlossen zu handeln. Aber wie? Wie, wie, wie? Miguel war so erregt, dass er einen seiner Schuhe quer durch den Keller schleuderte und belustigt zusah, wie er mit einem Knall zu Boden fiel.
    »Kaffee«, murmelte er vor sich hin. Doch vorerst gab es Wichtigeres zu tun.
     
    Miguel stand vor dem Rathaus, einem prächtigen Palast aus weißem Stein, erbaut mit Geldern aus dem florierenden Handel. Nicht das kleinste Bröckchen Marmor war in den Vereinigten Provinzen zu finden, doch hier war sogar das Innere mit Marmor ausgekleidet – Marmor und Gold und Silber überall, die schönsten Gemälde an den Wänden, die herrlichsten Teppiche auf dem Fußboden, exquisit verarbeitete Hölzer und Fliesen. Früher war Miguel mit Vergnügen durch das Rathaus mit seiner Bank, den Gerichten und Gefängnissen geschlendert und hatte dabei von dem Prunk geträumt, der sich in den Privatgemächern der Bürger versteckte. Seit er aus erster Hand wusste, welche Geheimnisse die Privatgemächer des Konkursamtes bargen, hatte das Rathaus seinen Reiz verloren.
    Miguel schaute auf und sah direkt vor sich einen Schatten. Gleich darauf zeigte sich die Gestalt in voller Schärfe: klein, rund, mit langen Haaren und adrettem Bart: Alonzo Alferonda. Er trug einen Anzug in leuchtendem Blau, der Farbe des Himmels, und einen riesigen breitkrempigen Hut.
    »Lienzo!«, rief er, als ob sie sich nur zufällig begegneten.
Einen Arm um Miguels Schulter schlingend, ging er weiter und zog Miguel mit sich.
    »Grundgütiger, sind Sie wahnsinnig, hier auf mich zuzutreten? Jeder könnte uns zusammen sehen.«
    »Nein, ich bin nicht wahnsinnig, Miguel. Ich bin Ihr glühendster Gönner. Es war keine Zeit für Briefe und Botenjungen. Die Sache mit Parido und dem Walfischtran findet heute statt.«
    »Heute?« Jetzt war es Miguel, der führte. Er geleitete Alferonda den schmalen Weg hinter der Nieuwe Kerk entlang. »Heute?«, fragte er erneut, als sie im feuchten Dunkel des Gässchens stehen blieben. Eine Ratte starrte sie trotzig an. »Was meinen Sie mit heute? Warum sagen Sie heute?«
    Alferonda beugte sich vor und schnupperte. »Haben Sie Kaffee getrunken?«
    »Kümmern Sie sich nicht darum, was ich trinke.«
    Alferonda schnupperte noch einmal. »Sie haben ihn mit Wein gemischt, stimmt’s? Auf die Art und Weise vergeuden Sie Ihre Beeren. Mischen Sie ihn mit Zuckerwasser.«
    »Was geht es Sie an, wenn ich ihn mit dem Blut Christi mische? Berichten Sie von dem Walfischtran.«
    Der Wucherer stieß ein kurzes Lachen aus. »Er hat Ihnen den Teufel in den Leib getrieben, oder? Schauen Sie mich nicht so an. Ich erzähle Ihnen, was ich weiß. Mein Verbindungsmann in der Ostindischen Kompanie, ein rotbackiger kleiner Bursche, der mir vierzig Gulden schuldet – er hat mir heute Morgen ein Briefchen geschickt.«
    »Ich brauche nicht jede Einzelheit Ihrer Entdeckung. Sprechen Sie einfach.«
    »Es ist so, dass der Walfischtranhandel heute stattfindet.«
    Miguel

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