Der Kaffeehaendler - Roman
froh, das zu wissen«, murmelte Miguel.
Hendrick klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, diesmal ein wenig fester, und schwankte dann davon, wobei er auf seinem Weg hinaus erst einen und dann einen zweiten Tisch umstieß.
Miguel fragte sich, ob er dem Burschen vielleicht hätte danken sollen, sowohl für die Information als auch dafür, dass er, wie er es so drohend formulierte, keinen Druck auf ihn ausübte. Aber eigentlich hatte er keine Lust, Männern wie Hendrick zu danken für den Schaden, den sie nicht anrichteten.
»Nun, schöne Frau«, sagte Miguel, um Geertruids Aufmerksamkeit zu wecken. »Wir haben einiges zu erörtern, nicht wahr?«
Sie drehte sich zu Miguel um und ließ dabei so etwas wie Überraschung erkennen, als habe sie vergessen, dass noch jemand an ihrem Tisch saß. »Oh, Senhor. Ich sehne mich danach zu hören, was Sie zu sagen haben.« Geertruid presste ihre Hände aneinander. Ihr linkes Auge begann plötzlich zu
zucken. »Mit ein wenig Glück haben Sie genauso oft an Kaffee gedacht wie ich.«
Miguel bestellte ein Bier, während Geertruid einen kleinen Lederbeutel hervorholte, der den süßen Tabak enthielt, den sie so gern mochte. »Das habe ich«, sagte er. »Sie haben mich mit Ihrem Vorschlag verzaubert.«
Sie strahlte ihn an. »Ach, tatsächlich?«
»Ich habe wach gelegen, weil ich an ihn denken musste.«
»Ich wusste gar nicht, dass meine Ideen eine solche Wirkung auf Sie haben.«
Der Schankjunge stellte einen Humpen vor Miguel hin. »Also, sprechen wir über Einzelheiten.«
Geertruid stopfte ihre Pfeife fertig, zündete sie an der Öllampe auf dem Tisch an und beugte sich vor. »Ich liebe es, über Einzelheiten zu sprechen«, sagte sie mit rauchiger Stimme. Sie zog an ihrer Pfeife, sodass Qualmwolken aufstiegen. »Ich werde nicht so tun, als wäre ich überrascht, dass Sie mitmachen. Ich wusste von Anfang an, dass Sie mein Mann sind.«
Miguel lachte. »Nun, ehe wir ans Werk gehen, sollten wir ein paar Details festlegen. Bevor ich mich auf ein Geschäft einlasse, möchte ich die Bedingungen kennen.«
»Die Bedingungen hängen von Ihrem Plan ab. Sie haben doch einen Plan, oder? Ohne eine vernünftige Idee wird mein Kapital kaum von Nutzen sein.«
Ein ungekünsteltes Lachen entrang sich Miguels Kehle, aber seine Empfindungen waren ungestümer, als er zu erkennen gab. Geertruid besaß das Kapital. Genau das hatte er hören wollen.
»Madame, ich habe einen so raffinierten Plan entwickelt, dass Sie glauben werden, ich sei verrückt. Diese Idee...« Er schüttelte den Kopf. »Sogar ich selbst kann sie kaum fassen.«
Geertruid legte ihre Pfeife beiseite. Sie presste beide Handflächen
auf den Tisch und beugte sich zu Miguel vor. »Erzählen Sie mir alles.«
Und so erzählte Miguel ihr alles. Er erläuterte seine Idee mit einer Klarheit, über die er selbst staunte – von den ersten Einzelheiten der Planung über die Vielschichtigkeit der Ausführung bis zum endgültigen, ungeheuer komplizierten und doch auf elegante Weise simplen Abschluss. Die Worte sprudelten aus seinem Mund, vielleicht wegen des Biers, jedenfalls stotterte oder nuschelte oder verhaspelte er sich kein einziges Mal. Er sprach gewandt, und noch ehe er fertig war, wusste er, dass er Geertruid gewonnen hatte.
Sie schwieg einen Moment, nachdem er seine Rede abgeschlossen hatte. Schließlich lehnte sie sich zurück. »Beachtlich.« Sie machte sich daran, einen Schluck Bier zu trinken. Nach einem weiteren Schluck schaute sie ihn skeptisch an. »Gegen Ihr Vorhaben sind meine optimistischsten Hoffnungen lachhaft. Glauben Sie, es kann klappen? Allein die Dimensionen – es ist mir fast zu viel.«
Miguel spürte, dass er grinste wie ein Idiot. Sein Leben veränderte sich vor seinen Augen. Wie oft steht ein Mann tatenlos daneben, während sich eine Veränderung in seinem Leben vollzieht, und merkt gar nicht, dass sich etwas Ungewöhnliches ereignet? Aber seinen eigenen Aufstieg planen, alles unter Kontrolle zu haben – das war ein Hochgenuss.
»Wir haben eine Menge zu tun, das stimmt. Wir müssen dieses Geschäft minutiös planen. Wir werden Mittelsmänner anheuern müssen – mindestens ein Dutzend -, die für uns in Aktion treten, wenn wir nicht agieren können. Alles ist eine Frage der Koordination, des Zusammenspiels. Aber wenn die Sache erst einmal angestoßen ist, wird sie wie von selbst laufen.«
Sie klatschte mit der Hand auf den Tisch. »Bei der Gnade Gottes, Ihr Plan ist – ich kann gar nicht sagen,
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