Der Kaiser des Abendlandes
dass sein Hintern vom langen Sitzen auf den harten Steinen gehörig schmerzte. Als er gerade aufstehen wollte, um sich Erleichterung zu verschaffen, sah er jedoch, wie der Eunuch auf die Stufen zueilte, die Arme schwenkte und mit einem Tüchlein den Staub von den Steinen wedelte, ehe er sich seufzend niederließ.
»As-Salaam, o Chalid«, sagte er schwer atmend. »Deine Miene sagt mir, dass du all meine Fragen zu meiner Zufriedenheit beantworten kannst.«
Chalid zuckte zweimal mit den Schultern und grinste kalt. »Nicht alle, aber die meisten. Es ist ein gewaltiges Unterfangen, Maimonas. Vierhundert Meilen und ein paar mehr. Viele Reitpferde, Lasttiere mit Zelten, viel Wasser und Futter, schnelle Kamele, ein Dutzend Bewaffnete und eine Truppe, die uns von Al Qahira oder Al Fustat entgegenreitet.«
»Dies alles ist mit gutem Gold zu bezahlen. Wie lange wird dieses Unterfangen dauern?«
Wieder zuckte der Hagere mit den Schultern und erwiderte abwägend: »Wenn uns Allah gnädig ist, wenn es keinen Überfall gibt und keinen Unfall, wenn alle Männer gute Reiter sind und wenn – das Wichtigste, das zugleich das Schwierigste ist, o Maimonas! – die junge Frau alle Entbehrungen übersteht, an denen gute Männer zugrunde gehen können. Dann könnten wir in einem Monat in Al Fustat sein.«
»Das klingt nicht so, als würdest du dich über das Vorhaben freuen.«
»Es fällt mir schwer.« Chalid bohrte seinen Blick in die schwarz umrandeten Augen des Eunuchen. »Diesen Weg sind große Heere gegangen. Aber sie führten alles mit sich, was zum Überleben wichtig ist. Und trotzdem sind viele auf dem Marsch gestorben. Fieber, Sandflöhe, Sandstürme, Sonnenwahnsinn, Blindheit, viele sind verdurstet, haben sich verirrt – und dann wird uns der Emir verfolgen lassen. Seine Männer werden, fürchte ich, wenig Rücksicht nehmen auf uns Entführer.«
Maimonas legte die Hände auf seine Knie und erwiderte Chalids strenge Blicke.
»Die Verfolger können durch gewisse Listen und Einwendungen für lange Zeit aufgehalten werden«, sagte Maimonas. »Der Wesir besitzt mehr als nur eine Möglichkeit dazu.«
»Trotzdem«, sagte Chalid im gleichen, ernsthaften Tonfall. »Aber wenn sie einmal auf dem Weg sind, werden sie uns bald eingeholt haben.«
»Aber nur, wenn sie wissen, welchen Weg die Entführer genommen haben.«
»Das ist es.« Chalid verscheuchte ein paar Tauben, die sich pickend und gurrend seinen Stiefelspitzen genähert hatten. »Das bedeutet, dass die kleine Karawane mit Daraya nicht den kürzesten Weg einschlägt. Das aber heißt wiederum, dass es länger dauert, bis die tollkühne Reise zu Ende geht.«
»Auch darüber ist gebührend lange nachgedacht worden«, antwortete Maimonas. »Noch weiß Daraya nicht, dass sie auserkoren wurde. Dass der Kalif von ihrer Schönheit in einem solchen Maß entzückt ist, dass er sie rauben lässt.«
»Dann solltest du ihr gegenüber besser schweigen. Weiber tun nichts lieber als Gerüchte verbreiten«, murmelte Chalif. »Was soll ich also tun? Alles vorbereiten? Viele Männer anheuern? Pferde und Kamele kaufen? Die Strecke sichern?«
Maimonas senkte den Kopf und sagte leise: »Das solltest du tun. Ich habe zufällig einige Golddinare in der Tasche meines Burnus, mit denen du deine Ausgaben für dieses schwierige Unterfangen bestreiten kannst.«
»Das Gold wird helfen«, entgegnete Chalid kopfnickend. »Ich reite zuerst nach Al Fustat und nehme mir den besten Führer, der mir den geheimsten und sichersten Weg zeigt. Fustat, Al Abasa, Farama, Darum, Askalon. In diesen Städten wird man die Entführer und Daraya suchen.«
Maimonas zog einen prall gefüllten Lederbeutel aus dem Ärmel und legte ihn in Chalids geöffnete Hand. »Wann wirst du wieder in der Stadt sein können?«
»Es dauert länger als einen Monat«, antwortete Chalid nachdenklich und stand mit einem Ruck auf. »Auch wenn ich den Sattel meines Pferdes oder Rennkamels nicht verlasse. In sechs Wochen aber warte ich hier auf dich.«
»Inshallah. Einverstanden. Ich werde hoffentlich pünktlicher sein als heute.«
Sie verbeugten sich kurz voreinander, schenkten sich ein knappes Lächeln und gingen auseinander. Nach wenigen Atemzügen waren sie im Gewühl der Gassen verschwunden.
Einige Tage vergingen, während Suleiman zusammen mit den Gefährten am zweiten Brief des abendländischen Kaisers an Abu Lahab schrieb. Die Worte, überlegte Joshua laut, mussten Abu Lahab schmeicheln, und die Übergabe sollte in einer
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