Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
fangen Sie schon an.« »Uns interessiert vor allem die AD Holding, Mr. Callan.« »Was ist damit?« »Die Firma hat doch Ihnen gehört, nicht wahr?« »Nee. Ich hab daran nur eine Minderheitenbeteiligung ge
halten, mehr nicht.«
In den Augen der jungen Polizisten, die in der Tür standen, stand geschrieben: Wir wissen, dass du lügst. Aber Rebus wollte Callan nicht verprellen, jedenfalls nicht so schnell. »Diese Firma AD hat damals in der Nähe des Calton Hill Grundstücke aufgekauft, wobei offiziell ein anderes Unternehmen in Erscheinung getreten ist. Zwei Männer: Freddy Hastings und Alasdair Grieve. Können Sie sich an die beiden erinnern?«
»Von welcher Zeit sprechen Sie?«
»Späte Siebziger.«
»Verdammte Scheiße, ist ja schon 'ne Ewigkeit her.«
Rebus wiederholte die beiden Namen.
»Wenn Sie meinem Mandanten vielleicht sagen würden, worum es sich bei der Sache handelt«, sagte Milligan, den die Angelegenheit inzwischen anscheinend selbst interessierte.
»Ja, Sir. Es geht dabei um einen gewissen Geldbetrag.«
»Geld?« Jetzt war auch Callan hellwach.
»Ja, Sir. Eine relativ hohe Summe sogar. Wir wissen nicht genau, was wir mit dem Geld tun sollen.«
Die drei jungen Beamten sahen ihn verwundert an: Er hatte ihnen seine Strategie vorher nicht verraten.
Callan lachte. »Kein Problem. Soll ich Ihnen meine Kontonummer geben?«
»Wie viel Geld?«, fragte der Anwalt.
»Vermutlich deutlich mehr, als Mr. Callan Ihnen für Ihre Dienste heute Nachmittag überweisen wird«, entgegnete Rebus. Wieder lachte Callan. Der Farmer warf Rebus einen warnenden Blick zu. Es hatte wenig Sinn, einen Mann wie Milligan unnötig gegen sich aufzubringen. Rebus konzentrierte sich auf seine Zigarette. »Vierhunderttausend Pfund«, sagte er schließlich.
»Eine nicht unbeträchtliche Summe«, räumte Milligan ein.
»Wir sind der Meinung, dass Mr. Callan möglicherweise einen Anspruch auf die Summe erheben könnte«, sagte Rebus.
»Wieso?« Callan klang jetzt wieder äußerst misstrauisch.
»Das Geld hat einem Mann namens Freddy Hastings gehört«, erklärte Rebus. »Jedenfalls hat er es in einer Aktenmappe mit sich herumgetragen. Hastings war früher in der Immobilienbranche tätig. Er ist der AD Holding beim Erwerb von Grundstücken in der Nähe des Calten Hill behilflich gewesen. Das war Ende '78, Anfang '79, also kurz vor dem Referendum.«
Milligan: »Wenn die Abstimmung anders ausgegangen wäre, hätte das natürlich die Grundstückspreise in die Höhe getrieben?«
Rebus: »Möglicherweise.«
»Und was hat das alles mit meinem Mandanten zu tun?«
»In den letzten zwanzig Jahren hat dieser Hastings mehr oder weniger wie ein Stadtstreicher gelebt.«
»Trotz dieser Summe?«
»Wir können nur darüber spekulieren, wieso er das Geld nicht angerührt hat. Vielleicht hat er es für jemanden verwahrt. Vielleicht hatte er aber auch Angst.«
»Vielleicht war er aber auch nicht ganz dicht«, sagte Callan. Rebus spürte, dass der Mann anfing mitzudenken.
»Die Sache ist die: Dieser Hastings sollte damals Grundstücke für die AD Holding erwerben, die nach unserer Kenntnis hauptsächlich von Mr. Callan kontrolliert wurde.«
»Und Sie meinen, Hastings hat das Geld einfach eingeschoben?«
»Das ist nur eine Theorie.«
»Dann gehört das Geld also eigentlich der AD Holding?«
»Möglich. Mr. Hastings hat keine Verwandten, und ein Testament hat er auch nicht hinterlassen. Deshalb fällt das Geld an den Staat, wenn niemand sonst einen Anspruch geltend macht.«
»Zu schade«, sagte Milligan. »Was sagen Sie dazu, Bryce?«
»Ich hab ihm doch schon gesagt, dass ich nur eine geringe Beteiligung an dieser Firma gehalten habe.«
»Vielleicht fällt Ihnen dazu ja doch noch etwas mehr ein.«
»Na ja, vielleicht hatte ich auch eine etwas höhere Beteiligung – jetzt, wo Sie es erwähnen.«
Rebus: »Dann hatten Sie also geschäftlich mit diesem Mr. Hastings zu tun?«
»Ja.«
»Und seine Firma hat offiziell Gebote für Grundstücke und Immobilien gemacht, die eigentlich Sie in Ihren Besitz bringen wollten?«
»Kann sein.«
»Wieso?«
»Wieso was?«
»Sie hatten doch schon ein eigenes Unternehmen für solche Geschäfte – die AD Holding. Genau genommen hatten Sie so
gar Dutzende von Unternehmen.«
»Wenn Sie es sagen.«
»Aber wieso haben Sie dann Hastings vorgeschickt?«
»Das müssen Sie schon selbst rausfinden.«
»Mir wär's lieber, Sie sagen es mir.«
Milligan schaltete sich ein: »Und warum, Inspektor?«
»Mr.
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