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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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der Welt wollte er das Ding bezahlen? Xaver war nicht entgangen, dass Paul seit seiner Ankunft auf dem Hof seinen Blicken ausgewichen war.
    » Hast du im Lotto gewonnen oder was? « , fragte er.
    Pauls Augen wurden schmal. Er hasste es, wenn ihn sein Vater wie ein kleiner Junge behandelte.
    » Das nicht. Aber einen Hopfenpreis auf die heurige Ernte ausgehandelt, von dem du nur hast träumen können. «
    Xaver sah seinen Sohn nachdenklich an. Dass die Brauereibesitzer ihr Herz für einen jungen Bauern entdeckten, wäre ihm in der Tat neu.
    *

Durch die Holzwände der Scheune drangen vereinzelte Lichtstrahlen, die über Felix’ gesammelte Stöckchen hinwegwanderten. Er hatte seine Fundstücke zu einem großen geometrischen Muster auf dem Boden gruppiert und schob nun, einem inneren Bild folgend, Stöckchen für Stöckchen hin und her. Mit jeder seiner Bewegungen wirbelte er ein wenig Staub auf, so dass sich bald ein zarter Schleier über das von ihm geschaffene Bild legte. Die wenigen Sonnenstrahlen, die die Wolkendecke in der Hollertau gegen Mittag endlich durchbrechen konnten, irrlichterten über dem Boden und fesselten die ganze Aufmerksamkeit des Jungen.
    Als sich ein großer Schatten über sein Bild schob, erschrak Felix. Sein Großvater stand hinter ihm.
    » Warum legst du immer genau elf Stöckchen zusammen? « , fragte er.
    Felix hob sein Gesicht. Doch er suchte nicht den Blick seines Großvaters, seine Augen verloren sich in den Lichtstrahlen, die aus den Wandritzen in den Raum flirrten.
    » Die Elf ist groß und freundlich « , sagte er ruhig. » Und sie ist gelb. «
    » Gelb wie die Sonne? « , fragte Xaver.
    » Ja « , antwortete Felix. » Wie die Sonne. «
    *

Anders als in den Sommermonaten, wo die Männer ihre Vesper häufig auf den Hopfenfeldern verzehrten, versammelte sich die Familie in den Wintermonaten jeden Mittag um den Esstisch in der warmen Küche.
    Der Hackbraten dampfte bereits auf der Platte, doch vor dem Austeilen sprach die Familie wie immer das Tischgebet. Ihre Stimmen murmelten ineinander, alle, auch die Kinder hielten die Hände gefaltet.
    Alle außer Felix. Seine ganze Aufmerksamkeit hatte sich diesmal auf den Salzstreuer gerichtet. Marie bemerkte als Erste, wie seine kleine rechte Hand über den Tisch auf das Tongefäß zu wanderte. Das Gebet neigte sich bei den Worten » Gott, von dem wir alles haben, danken wir für seine Gaben « bereits seinem Ende zu, als Elisabeth energisch nach den Fingern des Jungen griff und sie gewaltsam zusammendrückte.
    » So macht man das! «
    » Amen « , schlossen sie alle.
    » Jetzt lass doch den Jungen « , sagte Xaver.
    Scheinbar unbeeindruckt von all dem begann Marie, das Essen auszuteilen, als Elisabeth ihrem Zorn über Felix erneut Luft machte.
    » Wer nicht beten kann, braucht auch nicht essen « , hob sie an, als ihr Xaver mit einem energischen » Elisabeth! « ins Wort fiel.
    Keiner der anderen sagte ein Wort. Schweigend aßen sie ihren Braten.
    Als Felix ein Stück über den Teller rutschte, schob es die neben ihm sitzende Lena rasch mit ihrer eigenen Gabel zurück. Marie warf ihrer Tochter einen dankbaren Blick zu. Sie wusste nur zu gut, dass sie von Paul gar nicht erst erwarten durfte, dass er sich offen gegen seine Mutter stellte. Also hatte sie sich schon vor langer Zeit angewöhnt, diese Dinge einfach zu ignorieren. Elisabeth stammte aus einer anderen Zeit. Marie aber erzog ihre Kinder, wie sie es für richtig hielt. Den Diskussionen ging sie so gut wie möglich aus dem Weg.
    » Ein Einschreiben ist heute gekommen « , sagte sie. » Der Felix wird im neuen Jahr eingeschult. «
    Elisabeth warf ihrem Sohn einen alarmierten Blick zu, der Marie nicht entging. Paul wich dem Blick seiner Mutter aus. Sein Gesicht war ernst. Marie schluckte und sah fest in die Runde.
    » Am achten Januar kommt er in die Schule. «
    » Na, ja « , sagte Xaver und blickte seinen Enkel aufmunternd an. » Rechnen kann er ja schon. «
    *

» Eins, zwei, drei, vier Eckstein, alles muss versteckt sein « , rief Max und stützte sich mit der rechten Hand gegen die alte Linde, während er sich mit der linken Hand die Augen zuhielt.
    Wie so oft hatten sich einige Dorfkinder zum Spielen auf dem Moosbacher Hof eingefunden. Auf dem weitläufigen Gelände, das von einem kleinen Weiher zum Dorf hin begrenzt wurde, maßregelte sie niemand. Das Herumtoben der Kinder gehörte hier auf dem Hof einfach dazu, selbst Elisabeth verlor kein Wort, wenn das Schreien und Rufen wieder

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