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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Jungen los? Wie hatte er den Dieselmotor nicht hören können? Wo verdammt war er mit seinem Kopf gewesen, um alles, aber auch alles um sich herum so zu vergessen, dass er um ein Haar überfahren worden wäre? Und das von seinem eigenen Vater!
    » Paul? Alles in Ordnung, Paul? « Sepps Stimme holte ihn wieder in die Realität zurück.
    Endlich ließ Paul seinen Sohn los. Doch als Felix diesen Moment nutzen wollte, um sich so schnell wie möglich von seinem noch immer aufgelösten Vater zu entfernen, packte ihn Paul erneut.
    » Nichts da, mein Freund! Du fährst mit uns nach Hause. Und da bleibst für heute, haben wir uns verstanden? «
    *

Marie zog das kleine Holzmesser aus der rechten Schublade des Küchenschrankes und schlitzte den Umschlag hastig auf. » Einschulung Felix Moosbacher « stand da. Noch im Lesen ließ sich Marie auf einen Küchenstuhl fallen und legte den Umschlag fast mechanisch auf den Tisch. Der Termin war für den 8 . Januar 1968 angesetzt. In weniger als einer Woche würde die dafür notwendige Schuluntersuchung stattfinden.
    Marie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie kaum hörte, wie der alte Ford ihrer Schwiegereltern in den Hof einfuhr. Bei ihrer Rückkehr aus der nahen Kreisstadt hatten sie den zehnjährigen Max und seine zwei Jahre jüngere Schwester von der Schule abgeholt. Marie zuckte zusammen, als draußen eine Autotür zuschlug. Sie würde sich mit dem Mittagessen beeilen müssen.
    Elisabeth öffnete gerade die Haustür, als ein ohrenbetäubendes Getöse den Hof erfüllte. Schnell ließ Marie das Schreiben in der Tasche ihrer Schürze verschwinden und rannte in den Flur. Ungläubig schob sie sich an ihrer Schwiegermutter vorbei in den Türrahmen und starrte sprachlos auf den Laster mit der Erntemaschine.
    Max, der eben noch mit seinem Großvater gesprochen hatte, ließ seinen Ranzen achtlos auf den Boden fallen und rannte auf Sepps Laster zu, bei dem sich soeben die Tür des Fahrerhauses geöffnet hatte. Max’ Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
    » Mensch, Papa! Was ist das denn? «
    Sichtlich stolz sprang Paul aus dem Führerhaus.
    » Eine Hopfenmaschine, Bub. Sauber, was? « , antwortete er.
    Auch Sepp war nun von der Beifahrerseite aus herausgeklettert. In diesem Moment registrierte Marie überrascht, dass Paul ihrem Jüngsten aus dem Laster half. Paul genügte ein Blick zu seiner Frau, um zu ahnen, was in ihr vorging.
    » Was machst du denn für ein Gesicht? Ich dachte, du freust dich! «
    Marie verzog keine Miene, doch Paul wusste nur zu gut, dass es in ihr brodelte.
    » Der Sepp hat mir beim Motoren-Fissler einen Extra-Rabatt ausgehandelt « , legte er nach.
    Doch Marie dachte nicht daran, ihre Meinung hier vor allen anderen auszubreiten. Auch ohne sich umzusehen wusste sie nur zu gut, dass alle Augen und Ohren der hier Versammelten auf sie gerichtet waren. Sie spürte die Blicke ihrer Schwiegermutter in ihrem Rücken und schaute zum alten Xaver hinüber, der seine Kappe inzwischen abgenommen hatte und sie nachdenklich in den Händen knetete. Die kleine Lena starrte mit offenem Mund von einem zum anderen. Allein Felix hatte sich aus der versammelten Runde gelöst und schlich, ohne sich noch einmal umzudrehen, auf die Scheune zu.
    » Wo habt ihr denn den Felix aufgegabelt? « , fragte Marie ihren Mann.
    Paul warf Sepp einen raschen Blick zu. » Auf der Landstraße. Er ist mir fast in den Wagen gelaufen. Damisch wie ein Schlafwandler. «
    Marie sah ihren Mann schweigend an. Dann drehte sie sich um und ging zurück ins Haus.
    In der Küche hatte Elisabeth bereits den vorbereiteten Hackbraten in den Ofen geschoben und das Rotkraut in Salzwasser gelegt. Schweigend deckte Marie den Tisch und sah durch das Küchenfenster, wie die Männer draußen mit dem Abladen begannen. In ihrem Kopf hämmerte es. Was hatte Felix auf der Landstraße zu suchen gehabt?
    Sie konnte die Augen nicht länger davor verschließen, dass seine Erkundungsgänge immer weiter führten und seine Ausflüge nicht mehr zu kontrollieren waren. Es wurde höchste Zeit, dass Ordnung in seine Tage kam. Es wurde Zeit für die Schule.
    Gemeinsam mit den Kindern blieb Xaver draußen stehen und beobachtete, wie die Maschine vom Hänger in den Hof rollte. Da stand sie nun und bot ein beeindruckendes Bild. Sie war größer als jeder Traktor und mächtiger, als sie Xaver von der Landwirtschaftsschau im letzten Jahr in Erinnerung hatte. Natürlich ließ sich sein Sohn davon beeindrucken. Doch womit um alles in

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