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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einmal überhandnahm. » Ein gesundes Kind gehört nach draußen « , sagte sie dann und konnte nicht begreifen, dass sich ihr jüngster Enkel am liebsten in die Küche zurückzog, wenn der Tumult vor der Tür einem neuen Höhepunkt zustrebte.
    Am liebsten saß Felix dann vor dem Radio und hörte sich die Wetterberichte der Region an. Das Zahlenschreiben hatte er sich bei seinen älteren Geschwistern abgeschaut und notierte Tag für Tag die vorausgesagten Niederschlagsmengen, die Sonnenstunden und die Windrichtung für das Hopfengebiet. Marie hatte ihm extra dafür ein Schulheft gekauft, das er unermüdlich mit den neuesten Daten füllte. Das Beeindruckendste aber war, dass Felix alles, was er in sein Heft notierte, auch sofort auswendig dahersagen konnte. Oft machten sich seine älteren Geschwister einen Spaß daraus und riefen » Felix, der 16 . Juni 1962« oder » Sag mal, der 24 . Oktober 1966« . Wie aus der Pistole geschossen, ratterten dann die Daten aus Felix heraus und hielten jeder Überprüfung durch die Geschwister stand.
    An jenem Nachmittag jedoch war Felix die Tür zu seinem Lieblingsplatz verschlossen, denn Elisabeth hatte den Häkelkreis der katholischen Frauenhilfe am Küchentisch sitzen. Da musste auch Felix draußen bleiben.
    Vor der Scheune war Marie damit beschäftigt, frischgestochene Kohlköpfe auf Holzkisten zu schichten, die sie allwöchentlich in einem Fahrradanhänger auf den Wochenmarkt transportierte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihren Jüngsten, der unschlüssig vor seinem großen Bruder stand, als Max endlich die Hand von den Augen nahm. Beim Anblick seines ratlosen Bruders wurde er wütend.
    » Mensch, Felix, wenn du nicht mitspielen willst, schleich dich. «
    Doch Felix verstand nicht, was Max von ihm wollte. » Wo soll ich denn hingehen? « , klagte er leise.
    Jetzt reichte es Max. » Das darfst du mich doch nicht fragen! Oh Mann! «
    Max beschloss, die brüderliche Nervensäge zu ignorieren, und blickte sich suchend nach seinen Spielkameraden um, die sich längst ihre Verstecke gesichert hatten. Als Felix ihm immer noch vor den Füßen stand, platzte Max endgültig der Kragen.
    » Hau ab, hörst du? Jetzt geh endlich. «
    Aus den Büschen und hinter den Mauervorsprüngen hörte man leises Stöhnen. » Spielverderber «, rief es über den Platz. » Trantüte «, schimpfte es aus dem Schuppen. Die zweite Stimme gehörte Lena.
    Weitere Schimpfworte wurden durch ein ohrenbetäubendes Brummen übertönt. Paul hatte den Motor der Erntemaschine gestartet und war völlig in die Technik der verschiedenen Schalthebel vertieft, als er seinen Jüngsten bemerkte, der hinter ihm stand und mit großen Augen auf die sich drehenden Pflückfinger starrte.
    » Na, komm schon, Bub « , rief Paul, » ich zeig’s dir. «
    Als sich Marie neue Holzkisten aus dem Schuppen holen wollte, sah sie Felix auf dem Schoß seines Vaters vor dem Lenkrad sitzen. Bei dem Anblick des Armaturenbretts hatte Felix seine sonstige Scheu vor körperlicher Nähe völlig vergessen, das Blinken und Leuchten der riesigen Maschine zog ihn ganz in seinen Bann.
    » Na, da staunst, was? « , rief Paul begeistert, und Marie hätte viel dafür gegeben, diesen Moment der Sorglosigkeit mit ihren Männern teilen zu können.
    *

Schon im Nachthemd schaute Marie noch einmal bei ihren Kindern vorbei. Max und Lena kosteten wie immer die letzten Minuten aus, bevor ihre Mutter endgültig das Licht löschen und die karierten Vorhänge zuziehen würde. Sie hüpften und sprangen juchzend auf ihren Betten herum und bewarfen sich mit Kissen. Und wie immer lagen auf dem Boden zwischen den Kinderbetten noch jede Menge Spielsachen auf den bunten Fleckerlteppichen verstreut, die Marie fast mechanisch aufgriff und auf die Kommode oder das schmale Regal stellte, bevor sie sich zum Gutenachtkuss zu den beiden hinunterbeugte.
    Wie anders sah es in der gegenüberliegenden Schlafkammer ihres Jüngsten aus, der längst eingeschlafen war und dabei noch immer das Kinderbuch Die Häschenschule, das sie ihm in den frühen Abendstunden vorgelesen hatte, fest umklammert hielt. Niemals hätte Felix es geduldet, dass seine Spielsachen kreuz und quer auf dem Boden lagen, ja, wenn Marie länger darüber nachdachte, musste sie sich eingestehen, dass Felix niemals spontan oder unbedacht nach Spielsachen griff.
    Das, was Kinder normalerweise interessierte, einen Teddy etwa oder einen bunten Ball, beachtete er überhaupt nicht. Sein Teddy saß, seitdem er ihn

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