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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Paradieso Bar war für einen Wochentag ungewöhnlich gut besucht, die vielen Gäste gaben Marie keine Gelegenheit, ihren trüben Gedanken nachzuhängen, was ihr nur recht war. Wenn sie im Vorbeigehen ihr Spiegelbild sah, blickte sie in eine verführerisch schöne Maske, in ein perfekt komponiertes Bild, hinter dem sich alle Spuren des Lebens, aller Kummer und alle Aufregung verbergen ließen. Zum ersten Mal spürte Marie, dass ihr dieser Aufzug auch Schutz bot. Wie es in ihr aussah, ging hier in dieser Berliner Nacht keinen etwas an. Das Klirren der Gläser, das Lachen der Gäste, die knisternden Blicke – Marie bewegte sich traumwandlerisch sicher in diesem fremden Universum. Es hatte nichts mit ihr zu tun.
    *

Flankiert von zwei jungen Kollegen und seiner Verlobten Katja lief Niklas noch immer aufgewühlt durch die nächtlichen Straßen und ließ zu, dass die Kämpfe des Vormittags weiter in ihm tobten.
    » Es wird höchste Zeit, dass die Krankenkassen die Kosten für psychische Erkrankungen in ihren Kostenplan aufnehmen « , schimpfte er.
    Seine Verlobte schien genervt. » Ich habe keine Lust mehr, mir weiter von dir den Abend verderben zu lassen « , erklärte sie. » Mathias, vielleicht kannst du ihn ja zur Vernunft bringen « , appellierte Katja weiter an ihren Kollegen. » Leyendecker hat meinem Vater gesagt, dass Niklas sofort als Facharzt bei ihm anfangen könnte. Und was macht er? Er zögert! «
    » Ja! « , erwiderte Niklas mit Nachdruck. » Weil ich Leyendeckers Ansichten nicht teile. «
    Mathias grinste über die Reibereien seines Kollegenpaares. Niklas’ Sorgen wollte er haben. » Vielleicht gibt er mir ja den Posten « , meinte er sarkastisch.
    » Niklas « , die junge Ärztin trommelte mit ihrer behandschuhten kleinen Faust gegen die Brust ihres Verlobten. » Ich finde das gar nicht lustig! «
    Arnd, der zweite Kollege war inzwischen vor einem Nachtclub stehen geblieben. » Komm, lass uns noch einen Absacker nehmen « , grinste er.
    » Aber nicht da « , wehrte Niklas ab.
    » Gerade da! « , erklärte Arnd, der wie Mathias schon lange nicht mehr nüchtern war.
    » Mir ist jetzt auch danach « , erklärte Katja entschieden und zog den widerstrebenden Niklas durch die Tür der Paradieso Bar.
    *

Drei Tänzerinnen mit Glitzerpailletten auf ihren nackten Brüsten, Glitzerhöschen und Spitzenstrümpfen bewegten sich aufreizend zu einer rhythmisch vorantreibenden Musik, während Mathias zielstrebig auf einen Tisch zusteuerte.
    » Los, kommt schon! Hier ist was frei « , rief er, und Katja zog Niklas wie ein widerstrebendes Tier hinter sich her.
    Endlich hatten alle vier in den roten Plüschsesseln Platz genommen. Das Licht im Saal verdunkelte sich. Eine neue Tanznummer begann, und eine warme, weich klingende Frauenstimme fragte von hinten: » Darf ich Ihnen etwas bringen? «
    Niklas zuckte zusammen.
    » Bringen Sie mir einen Gin Tonic « , rief Mathias, während sich Niklas umdrehte und Marie ungläubig ins Gesicht starrte.
    » Marie! Was um alles in der Welt machen Sie hier? «
    Marie fühlte, wie ihr die Scham ein kräftiges Rot ins Gesicht trieb, und hoffte inständig, dass ihr das gedimmte Licht über die nächsten Sekunden hinweghelfen würde.
    » Möchtest du mir die Dame nicht vorstellen? « , kam es spitz von Katja.
    Marie schob ihren Stolz beiseite und drehte ihr Gesicht der jungen Ärztin zu. » Wir kennen uns « , erklärte sie gefasst.
    Katjas durchdringender Blick wanderte über ihr Dekolleté und tastete sich an den Spitzen ihres Kleides entlang. Vor Überraschung stand ihr der Mund offen. » Ah ja « , lächelte sie süffisant. » Ich hatte Sie allerdings ganz anders in Erinnerung. «
    » Streichen Sie den Gin Tonic! Champagner für alle! «, gluckste Mathias und grinste breit in die Runde.
    » Champagner also « , sagte Marie, lächelte höflich und ging zurück zum Tresen.
    Sie setzte ihre Schritte sehr bewusst. Nein, sie würde nicht vor Scham zu Kreuze kriechen, nicht vor dieser arroganten Pute, der die Leyendeckers dieser Welt wie gebratene Tauben ins Maul flogen. Was wusste diese Frau schon, die in der behüteten Welt ihrer vielversprechenden Ärztekontakte ihre Gunst wie ein Ass im Spiel einsetzte, um dem Mann ihrer Träume eine erfolgreiche Zukunft zu schmieden, eine Zukunft, die nach Plan zündete, immer höher und höher hinauf. Ob die Träume dieser Dame aber auch Niklas’ Träume waren? Marie wusste es nicht, und sie wollte es auch nicht wissen. Nicht mehr. Nicht nach diesem

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