Der Kalte Kuss Des Todes
mein Herz ausschütten.
Ein tröstlicher Gedanke.
3. K apitel
E in Vampir war in meiner Wohnung! Mit trockenem Mund und einem Klumpen im Magen stand ich vor meiner Haustür. Ich hatte keinen Spion, aber ich brauchte auch keinen. Mein inneres Radar vermeldete mir die Anwesenheit des Blutsaugers so deutlich wie eine Ohrfeige.
Es gab nur einen Vamp, der meine Schwelle übertreten durfte … Malik al Khan. Offenbar hatte er es sich doch anders überlegt und war wieder aufgetaucht wie ein rostiger alter Penny.
Zum Glück wurde Grace wegen eines Notfalls im Krankenhaus festgehalten und war noch nicht da. Ich holte tief Luft und nahm meinen Schlüssel -
Plötzlich sprang die Tür auf, und ich zuckte erschrocken zusammen. Ein Mädchen – oder besser gesagt, eine Frau – stand auf der Schwelle. Ihre braunen Augen waren dick mit Kajal umrahmt, das dunkle Haar trug sie kunstvoll-lässig aufgetürmt. An ihren Ohren baumelten silberne Totenköpfe mit rubinroten Augen, und sie trug ein orangerotes Bustier, aus dem ihre üppigen Brüste beinahe herauszuhüpfen drohten. Den Abschluss bildeten ein schwarzer Netz-Mini und Netzstrümpfe. Sie musterte mich amüsiert. Ich achtete nicht weiter auf sie und spähte über ihre Schulter zu dem Vampir hin, der ein paar Meter hinter ihr stand.
Nicht Malik.
Mein Herz machte einen ängstlichen Hopser. Wie, zum Teufel, war der Vamp hier reingekommen?
»Genevieve«, sagte die Frau und winkte mich huldvoll herein.
In meine eigene Wohnung!
Was, zur Hölle, hatten die beiden hier zu suchen? Wut keimte in mir auf und erstickte beinahe meine Angst. Aber Wut half mir nicht weiter, daher schob ich Angst und Wut vorläufig beiseite und konzentrierte mich darauf, ruhig zu bleiben, um den Vampir nicht zu reizen.
Ich musterte die Frau wachsam.
Sie hob eine perfekt nachgezeichnete dunkle Braue. »Was stehst du vor der Türe herum? Komm doch rein.«
Ich warf einen Blick auf ihre Brüste. Plötzlich wusste ich, wer sie war: Hannah Ashby, Mensch, Top-City-Buchhalterin und selbst ernannte Vamp-Handlangerin, alias Geschäftsführerin .
Aber ihr Master-Vamp, dessen Handlangerin sie gewesen war, war tot.
Ich hatte keine Ahnung, für wen sie jetzt arbeitete, aber eines wusste ich: nicht für den Vampir, der hinter ihr stand. Der war zu jung, um etwas anderes zu sein als ein gut gebautes Muskelpaket mit Fangzähnen.
Ich drängte mich an ihr vorbei in meine Wohnung, blieb jedoch gleich neben dem Eingang stehen und schaute mich prüfend in dem großen Raum um, der mir als Wohnzimmer und Küche diente.
Mein Computer stand wie immer in seiner Ecke am Boden, aber das rote Standby-Licht brannte. Ich schaltete ihn immer aus, bevor ich ging. Der bernstein- und goldfarbene Teppich, der den Großteil des Holzbodens bedeckte, war nicht bewegt worden, aber die Bodenkissen und Decken in denselben Gold- und Bronzetönen lagen näher bei der Wand. Die Zeitschriften und Zeitungen auf dem niedrigen Fensterbrett waren fein säuberlich gestapelt. Mein Goldfischglas – mit meinen
neuen Haustierchen – stand wie immer neben dem riesigen Glas Lakritzspiralen auf der Küchenanrichte, aber auf der falschen Seite der Spüle. Wonach immer das Pärchen auch suchte, sie hatten es nicht gefunden oder sie wären längst wieder verschwunden gewesen.
Ich bezweifelte, dass Hannah unabsichtlich derart deutliche Spuren hinterlassen würde. Also wollte sie mich wissen lassen, dass sie meine Sachen mit ihren orangeroten Krallen durchwühlt hatte.
Aber wieso? Es machte mich nur noch wütender. Als ob es nicht genügte, dass sie mit ihrem Vampir-Muskelprotz in meine Wohnung eingedrungen war … Guter Rat kam in Form einer Erinnerung: Mein Vater hat immer gesagt: Wer sich von seinem Zorn leiten lässt, macht unweigerlich Fehler . Aber seinen Zorn im Zaum halten heißt nicht, dass man höflich sein muss. Nicht, wenn man mit Unhöflichkeit vielleicht mehr erreicht.
» Trick or Treat ist erst am Wochenende, Ms Ashby«, sagte ich und musterte angeekelt ihre Aufmachung. »Und sollten Sie nicht diejenige sein, die an der Tür klingelt, anstatt uneingeladen einzudringen?«
»Oh, du kannst mich Hannah nennen.« Ihre schwarz bemalten Lippen verzogen sich zu einem freundlichen Lächeln. »Und direkt uneingeladen bin ich ja nicht – wir haben immerhin Blut getauscht, du und ich. Und da ich dich nicht bei deinen Nachbarn in Schwierigkeiten bringen wollte, haben wir den Hintereingang benützt.« Sie wies auf die offene Schlafzimmertür – ich
Weitere Kostenlose Bücher