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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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an denen Vorhängeschlösser hingen. Dahinter führten Stufen zur Themse hinunter, zu einer Anlegestelle, die in den Fluss hineinragte. Die Stufen gingen bis dorthin, dann bogen sie nach rechts ab und verschwanden in den braunen Fluten der Themse.
    Kein Hauseingang, den man als solchen erkennen konnte, aber Londons Fae haben gern ihre Ruhe – vor unwillkommenen Besuchern und vor allem vor neugierigen Menschen. Die meisten Touristen, die sich das Monument anschauen, lesen lediglich die Inschrift, werfen einen gleichgültigen Blick übers Gatter und gehen dann weiter, ohne zu merken, dass ein subtiler Zauber dafür sorgt, dass sie keine Lust haben, länger zu verweilen.
    Ich blieb vor der Inschrift stehen und strich über die Lettern. Ob Tavish, der Kelpie, zu Hause war? Tavish war ein Technikfreak – man munkelte, dass er fürs britische Verteidigungsministerium arbeitete -, was wohl auch der Grund dafür ist, dass sein Hauseingang an den Stufen unterhalb von Whitehall liegt. (Der andere Grund ist der, dass die Themse, von der Lambeth Bridge bis zur Mündung, sein Jagdrevier ist.)
    Für ihn war es ebenso leicht, sich bei einem Fernsehsender einzuhacken – oder sogar bei der Polizei – und mir eine Kopie der ungekürzten Aufnahmen der Überwachungskameras vor der Bäckerei zu besorgen, wie im Flussbett nach Pennys zu tauchen. Etwas, das er ebenfalls mit geschlossenen Augen
fertigbrachte. Und falls es überhaupt was in den Aufnahmen zu entdecken gab, dann würde Tavish es entdecken.
    Mein Magen flatterte, als hätte ich einen Schwarm Libellen verschluckt. Jetzt, wo ich hier war, bekam ich buchstäblich nasse Füße …
    Das Problem war, Tavish und ich hatten so was wie eine gemeinsame Vergangenheit – nichts Ernstes, wir waren nur ein paar Mal miteinander ausgegangen. Aber die Möglichkeit einer festen Beziehung hatte immer im Hintergrund gestanden. Nicht, dass ich das zarte Pflänzchen unserer Beziehung nicht hatte hegen wollen, aber zu dem Zeitpunkt waren meine Geheimnisse noch, nun ja, Geheimnisse gewesen, und ich hatte mich von den anderen Fae ferngehalten.
    Ich trommelte unschlüssig mit den Fingern aufs Gatter. Wahrscheinlich waren meine Enttäuschung und meine Gewissensbisse über das Ende unserer Nicht-Beziehung weit größer als seine, aber man weiß ja nie. Gib einem Mann den Laufpass, und sein Ego wird nicht gerade Luftsprünge machen. Gib einem jahrhundertealten Kelpie den Laufpass, einem Wylde Fae , und du musst dir nicht nur wegen seines Egos Gedanken machen.
    Aber ich hatte größere Sorgen und durfte mich im Moment nicht mit wehmütigen Gedanken über das, was hätte sein können, aufhalten. Und die Aufnahmen der Überwachungskameras waren nicht der einzige Grund, warum ich Tavish sehen wollte.
    London besitzt drei Zugänge zu den Schönen Landen, und Tavish bewacht einen davon. Wenn also tatsächlich eine andere Sidhe hindurchgeschlüpft sein und sich in der Stadt aufhalten sollte, dann musste Tavish es wissen … was wiederum bedeutete, dass er etwas über den Mörder von Tomas wissen musste. Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, bekam ich plötzlich eine Gänsehaut.

    Tavish war zu Hause.
    Und er wusste, dass ich hier war.
    Ich schaute mich verstohlen um. Niemand schien mich zu beachten. Rasch kletterte ich übers Gatter. Die Magie klebte an mir, als wäre ich durch Spinnweben getreten. Ich lief die Treppe zur Themse hinunter. Dort ging ich in die Hocke, hielt mich am gusseisernen Geländer fest und spähte in die Tiefe. Etwa einen Meter unter der Wasseroberfläche war der alte Gewölbegang zu erkennen, der bei der Erhöhung der Uferbefestigungen im achtzehnten Jahrhundert zugemauert worden war. Ich holte tief Luft und streckte den Arm aus, um den Schwanz des Steinfischs, der in den Schlussstein des Gewölbes eingesetzt worden war, zu berühren. Doch plötzlich richteten sich die Härchen auf meinem Unterarm auf.
    Unbehaglich stand ich auf und drehte mich um, spähte zum Embankment hinauf. Cosette stand oben hinter dem Gatter und schaute mit einem seltsam nachdenklichen Blick auf mich hinab. Ich wurde unschlüssig. Ob ich zu ihr hinaufgehen sollte? Aber nein, wir konnten ja nicht miteinander reden. Und ich hatte im Moment wirklich dringendere Probleme. Ich winkte ihr kurz zu und drehte mich wieder zum Fluss um.
    Abermals streckte ich den Arm aus und umklammerte den Schwanz des Fischs; mit der anderen Hand hielt ich mich am Geländer fest. Die Magie flammte auf und umhüllte mich. Der

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