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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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wollen.«

    Ich ballte mehrmals die Faust und pumpte noch einen halben Liter in den Eimer.
    Joseph würde etwa sechs Wochen brauchen, um den Liter Blut wieder wettzumachen. 3V halbierte diese Zeit bei Menschen. Und ich mit meinem Fae-Stoffwechsel – und 3V – würde höchstens eine Woche brauchen, um meine roten Blutkörperchen wieder auf den normalen Stand zu bringen.
    Ein weiterer Grund dafür, warum wir ein so beliebter Snack für die Vamps sind. Fae sind das Fast Food für Vampire.
    Ich warf einen Blick in den Eimer. Das sollte reichen. »Ich bin fertig, Joe«, sagte ich und lächelte ihm zu. Jetzt galt es, herauszufinden, wie ernst er seine Aufgabe als Gefängniswärter zu nehmen gedachte. »Könnten Sie mir was zum Anziehen leihen, und dürfte ich vielleicht mal telefonieren?«
    »Sie wollen gehen?« Seine Miene hinter der Gesichtsmaske nahm einen besorgten Ausdruck an. »Aber was ist mit Malik?«
    »Um den können Sie sich sicher besser kümmern, wenn ich nicht mehr da bin.«
    Ich stand auf und sah, dass meine Armwunde bereits zu verkrusten begann.
    »Und im Übrigen«, sagte ich mit einem reumütigen Lächeln, »bin ich keine gute Krankenschwester. Das liegt mir einfach nicht.«
    »Also gut.« Er schürzte die Lippen. »Was zum Anziehen für Sie hätte ich, kein Problem. Aber telefonieren können Sie hier leider nicht.« Er machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich will Ihnen natürlich helfen, aber Sie wollen sicher Ihre Freunde anrufen, und diese Anrufe könnten zurückverfolgt werden. Das möchte ich vermeiden. Dies ist einer von Maliks geheimen Schlupfwinkeln.«
    Ich runzelte die Stirn. »Sind Sie nicht vielleicht ein bisschen übervorsichtig?«

    »Mag sein«, sagte er schulterzuckend, »aber Sie werden von der Polizei gesucht, und es ist heutzutage ganz einfach, Telefonate zurückzuverfolgen, vor allem die von Handys, wenn man die Nummer kennt. Das hab ich in diesem Film gesehen, von diesem Spion, der sein Gedächtnis verloren hatte und auf der Flucht war.« Er grinste kläglich. »Lieber übervorsichtig, als feststellen, dass man recht hatte, wenn die Polizei an die Tür klopft.«
    Nun gut, ich wollte mich deswegen nicht mit ihm streiten. Ich hatte schon viel zu viel Zeit verloren. Es gab so viel anderes, das ich brauchte und tun wollte. Eine Dusche, zum Beispiel. Etwas zu essen. Eine Schere, um meine Haare wieder einigermaßen in Form zu bringen. Und ich musste mich auf die Suche nach dem Mörder von Tomas machen.
    Und ich wusste auch schon, wo anfangen.
    Bei dem Kelpie, der in der Themse wohnte.

8. K apitel
    D er Wind pfiff über die graue, kabbelige Themse. Ich ging am Victoria Embankment entlang, hielt mich dicht an der niedrigen Steinmauer, die den Fluss begrenzte. Die Platanen hatten ihre Blätter bereits verloren. Rostrot und braun, wie trockene, welke Hände, wehten sie übers Pflaster. Kalter Regen peitschte mir ins Gesicht. Der Geruch des Flusses durchsetzte den alles überlagernden Gestank der Autoabgase. Wie immer schob sich eine Reihe von Bussen, Taxis und anderen Fahrzeugen durch die Straßen. Ich schlurfte an den mit Kameras behängten Touristen vorbei, an lärmenden Schulkindern in Uniform und an einem keuchenden, übergewichtigen Jogger, der ebenso langsam vorankam wie der Verkehr.
    Niemand achtete auf mich – aber ich sah in dem langen Parka, der mir fast bis zu den Waden reichte, und der Baseballmütze, die mein verräterisches bernsteinfarbenes Haar verbarg, nicht anders aus als jeder andere jugendliche Herumstreuner. Dazu trug ich hochgeschlagene Jeans und Turnschuhe, die ich mit Zeitungspapier ausgestopft hatte.
    Josephs Schrank war zwar seltsamerweise voller Frauenkleider gewesen, aber die waren eher für eine Stippvisite in einem S&M-Club geeignet als dafür, unauffällig durch die Straßen von London zu streifen. Joseph hatte knallrote Ohren bekommen und etwas von einem Bekannten gemurmelt. Er hatte mir seine eigenen Sachen angeboten, aber telefonieren ließ er mich trotzdem nicht. Ich hatte Grace stattdessen von einer öffentlichen Telefonzelle angerufen und ihr alles erzählt;
es war nicht leicht gewesen, sie zu überzeugen, aber am Ende hatte sie meinen Plänen zugestimmt.
    Ich verlangsamte meine Schritte; vor mir ragte das RAF-Monument auf. Der goldene Adler an der Spitze leuchtete trübe im grauen Licht des Nachmittags. Ich starrte über den Fluss auf das sich langsam drehende Londoner Riesenrad. Das Monument war umzäunt, rechts und links befanden sich hüfthohe Gatter,

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