Der Kalte Kuss Des Todes
Monster von einem Knüppelkobold; er war beinahe eins fünfzig groß.
»Möchten Sie, dass Thaddäus Ihnen mit diesem Vampir hilft, Ms Taylor?«
Thaddäus, der Kobold, hob drohend seinen Aluminiumknüppel und fletschte seine spitzen schwarzen Zähne, auf denen winzige, kreuzförmige rote Juwelen blitzten. Seine langen, dichten, rot-grauen Haare waren am Ansatz wie der Schwanz eines Pferdes umwickelt, sodass sie noch gut zehn Zentimeter in die Höhe standen, bevor sie ihm buschig über Rücken und Schultern fielen. Auf seiner breiten Brust prangte ein großes rotes Souler-Abzeichen, darunter, ein wenig kleiner, sein Goblin-Guard-Security-Abzeichen. Er trug den üblichen blauen Arbeitsoverall der Kobolde, hatte jedoch außerdem einen grauen Souler-Talar um, auf dem ebenfalls ein großes rotes Kreuz prangte.
»Sie brauchen’s bloß sagen, Miss«, knurrte Thaddäus mit einer Stimme, so tief wie ein Troll, »und ich mach Hackfleisch aus dem Blutsauger.«
Ich warf Bobby, der sich immer noch auf dem Boden krümmte, einen mitfühlenden Blick zu. »Ich glaube, es wäre ihm lieber, wenn wir ihn jetzt allein ließen, meine Herren.« Ich strich mit dem Finger über meinen Nasenrücken, der übliche Koboldgruß, dazu lächelte ich mit geschlossenen Lippen: Auf keinen Fall wollte ich das kleine Monster provozieren. »Trotzdem, danke«, fügte ich höflich hinzu. »Jetzt weiß ich ja, an wen ich mich wenden muss, falls ich mal Hackfleisch aus einem Vamp machen will.«
Das war kein Scherz. Thaddäus war anderthalb Köpfe größer
als jeder Knüppler, den ich je gesehen hatte. Und die waren auch so schon gefährlich genug. Für einen wie Thaddäus waren die Vamps wahrscheinlich so was wie lästige Fliegen, die man mit einem Schlag zerquetscht.
»Wie Sie wollen, Miss.« Thaddäus’ runzliges graues Gesicht glättete sich, und er senkte seinen Knüppel. Dann strich auch er sich grüßend über den Nasenrücken.
Neil Banner lächelte mich eifrig an. »Ms Taylor, dürfte ich wohl kurz mit Ihnen sprechen?«
Ich breitete die Arme aus, wie um auf mein derzeitiges Äußeres aufmerksam zu machen. »Aber nur, wenn Sie mich Debby nennen«, sagte ich trocken. »Debby mit Ypsilon.«
»Ach ja, natürlich!« Sein Lächeln wurde breiter. »Ich vergaß, Sie sind ja inkognito hier.« Er griff in seine Tasche und holte ein sauber zusammengefaltetes Taschentuch hervor, das er mir anbot. »Äh, Sie bluten immer noch …«
Ich nahm es. »Danke.« Stirnrunzelnd tupfte ich meine Hand ab. Seine Kreuzritter hatten offenbar nach mir Ausschau gehalten, zusammen mit ihren zahmen Sammler-Kobolden – Schillerlocke war Beweis genug. Ich vermutete, dass er mich nur aufgrund des Fotos erkannte, das sie in der U-Bahn von mir gemacht hatte.
Nur, um ganz sicherzugehen, fragte ich: »Woher wissen Sie überhaupt, dass ich es bin?«
Er holte sein Handy hervor, drückte auf eine Taste, und das erwähnte Foto erschien auf dem Screen. »Ich hatte ein wenig Hilfe«, gestand er kleinlaut. »Bitte entschuldigen Sie die Dramatik, aber ich musste unbedingt mit Ihnen reden. Und so, wie die Dinge stehen, nahm ich zurecht, wie sich jetzt herausstellt, an, dass Sie früher oder später die U-Bahn benutzen oder hierherkommen würden. Höchstwahrscheinlich in einer Art Verkleidung. Und Sie wissen ja, einem Kobold entgeht so schnell nichts Magisches.«
Wozu dieses Geschwätz? »Dann darf ich wohl davon ausgehen, dass Sie nicht die Absicht haben, die Polizei zu verständigen?«
»Äh, momentan nicht«, gestand er mit einem etwas kläglichen Lächeln.
Oha. Das verlieh seinem Anliegen, was immer es sein mochte, etwas Bedrohliches.
»Worüber wollten Sie denn so dringend mit mir reden, Mr. Banner?«, erkundigte ich mich ruhig.
»Eine ziemlich delikate Angelegenheit, Ms -« Er faltete nervös die Hände. »Ähm, wir glauben, dass Sie etwas in Ihrem Besitz haben, das dem Orden gehört. Und da wir uns bereits kennen, hat der Rat mich beauftragt, diese Angelegenheit an Sie heranzutragen.«
»Um was geht’s?«
»Ich fürchte, das darf ich Ihnen nicht verraten«, sagte er bedauernd. »Alles, was ich sagen kann, ist, dass uns dieser Gegenstand von einem kürzlich Verstorbenen vermacht wurde. Der Nachlassverwalter behauptet, dass der Gegenstand derzeit in Ihrem Besitz ist.«
Ich musterte ihn durchdringend. »Wozu die ganze Geheimniskrämerei, Mr. Banner?«
Er wrang nun förmlich die Hände. »Der Gegenstand ist äußerst wichtig; ich bin sicher, Sie werden wissen, ob Sie
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