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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Hewerdine wieder zu Brandstiftung zurückkehren? Der Mord an Katharine Allen passte nicht ins Muster.
    »Vergessen Sie nicht, dass Ms Hewerdines Haus noch steht«, sagte Proust. »Ein paar Renovierungsarbeiten im Flur, eine neue Haustür …«
    »Amber Hewerdine ist nicht schuldig«, erklärte Simon. »Sie sind auf dem Holzweg. Wenn Sie Recht hätten, würde das bedeuten, dass Hewerdine ihr Zusammentreffen mit Charlie vor Ginny Saxons Praxis inszeniert hat. Und das ist unmöglich. Sie hätte wissen müssen, dass Charlie ›Lieb – Grausam – Liebgrausam‹ in ihr Notizbuch schreiben würde. Wie hätte sie das wissen können?«
    Proust griff nach einem Papierstapel und wedelte damit in der Luft herum. »Die Zauberin von Great Holling hat Sellers erzählt, dass Hewerdine die Aussicht, dass ihre gesamte Familie sterben könne, als ›Bonus‹ bezeichnet hat.«
    »Das war ein Scherz.« Und du wedelst mit den falschen Papieren herum, das ist ein Stapel Spesenabrechnungen und nicht Sellers’ Vernehmungsprotokoll.
    »Warum ist Hewerdine überhaupt zu Saxon gegangen? Wegen Schlaflosigkeit!« Der Schneemann sagte es triumphierend, als wären die Unfähigkeit zu schlafen und die Verantwortung für zwei Morde so ziemlich das Gleiche. »Was hält Leute nachts wach? Schuldgefühle. Sie haben ja gehört, dass Hewerdine von einer Spaltung in ihrem Kopf sprach. Ein guter Schachzug, um vor Gericht verminderte Zurechnungsfähigkeit geltend machen zu können, falls sie die Kontrolle über uns verliert und sie doch angeklagt wird. Oder haben Sie das nicht so verstanden?«
    »Nein«, sagte Simon. »Ich habe gehört, wie eine Frau eine ungewöhnliche Erfahrung zu beschreiben versuchte, die sie gemacht hat. Eine ungewöhnliche und erschreckende Erfahrung.«
    »Nein, das war Sergeant Zailer am Morgen nach ihrer Hochzeitsnacht«, blaffte Proust. »Amber Hewerdine ist eine Verrückte – eine, die gern die Ermittlerin spielt. Sie ist eine Kriminelle. Das wissen wir, es steht nicht zur Debatte. Sie ist davongerannt, ohne Ginny Saxon zu bezahlen, sie ist ohne Erlaubnis in Sergeant Zailers Wagen eingedrungen …« Proust prustete noch ein paar Sekunden lang, nachdem ihm die Worte ausgegangen waren.
    Es stimmte. In Abwesenheit anderer Verdächtiger machte es keinen Sinn, von Amber Hewerdines Unschuld überzeugt zu sein. Unter anderen Umständen hätte Simon vielleicht versucht, sich diese Überzeugung wieder auszureden.
    »Haben Sie noch etwas zu sagen, bevor die anderen kommen?«, fragte Proust.
    Die anderen? Simon hatte gedacht, Gibbs sei als Nächster dran, er wusste nichts von irgendwelchen anderen.
    Er war noch immer nicht gefeuert worden. Er fragte sich, warum wohl.
    »Dann holen Sie sie rein«, sagte der Schneemann.
*
    Sam Kombothekra schaute auf die Uhr. Elf Minuten nach neun. Er hatte es aufgegeben, arbeiten zu wollen, denn er wusste, er würde sich sowieso nicht konzentrieren können. Der Schneemann wollte nicht mehr nur Gibbs um Viertel nach neun in seinem Büro sprechen, er wollte sie alle sehen. Sam warf einen Blick auf Sellers, der über etwas lachte, was er auf Twitter gelesen hatte, und sich durch eine Packung Schokokugeln futterte. War er überhaupt noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass eine Massenentlassung bevorstehen könnte? Sellers war wie ein großes Kind, das nichts von den Sorgen der Erwachsenen um sich herum ahnte. Gibbs’ scheinbarer Mangel an Nervosität war leichter zu erklären. Er musste seinen Frieden damit gemacht haben, dass er seinen Job verlieren könnte, als er beschloss, eigenmächtig zu handeln und Simons Anweisungen zu befolgen anstatt denen, die über Sam von Proust kamen. Es war etwas Zen-haftes an Gibbs, fand Sam und überlegte dann, was das Wort eigentlich bedeutete. Zen war ein Zweig des Buddhismus, so viel wusste er, aber konnte man es auch als Adjektiv gebrauchen?
    Da er offenbar der Einzige im Raum war, der sich Sorgen zu machen schien, lag die Frage nahe, ob er vielleicht paranoid war. Vielleicht gab es ja gar keinen Grund zur Sorge. Er und Sellers hatten nichts Falsches getan. Mit welcher Begründung wollte Proust sie also loswerden, und warum ausgerechnet jetzt. Sogar Proust musste einsehen, dass er ein zuverlässiges Team brauchte, um den neuen Informationen nachzugehen, die zur Aufklärung von drei Fällen führen könnten.
    Oder auch nicht. Sam wollte unbedingt wissen, was von beidem zutraf, und er wollte seinen Teil beitragen. Urplötzlich hatte er das Gefühl, der richtige Mann für

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