Der kalte Schlaf
Sie nicht erwartet, ich habe niemand erwartet. Niemand hat mir gesagt. Haus ist nicht fertig.« Spanierin wahrscheinlich, oder Portugiesin.
»Ich bin Amber Hewerdine. Ist Veronique Coudert zu Hause?« Natürlich nicht. Wie viele Eigentümer von Ferienhäusern tauchen schon auf, um zuzuschauen, wie die Putzfrau die Bettwäsche wechselt und die Mülleimer leert, nachdem die Gäste abgereist sind? »Oder … können Sie mir sagen, wo ich sie finden kann?« Wenn sie jetzt sagt, in Paris, breche ich in Tränen aus. Ich bin den ganzen Weg von Rawndesley hergefahren. Die Kinder stehen geduldig hinter mir und wünschen sich, sie könnten im Stockfinstern auf einem verbotenen Trampolin herumspringen. Bitte . Ich bete, dass die Putzfrau spüren wird, wie katastrophal es für mich wäre, ohne neue Informationen nach Hause zu fahren.
»Veronique Coudert? Wer ist das? Ich kennen sie nicht.«
»Die Eigentümerin von Little Orchard«, sage ich.
»Nein.« Die Putzfrau schüttelt den Kopf. »Den Namen kenne ich nicht. Das ist nicht das Haus von Veronique Coudert. Vielleicht falsches Haus?«
»Das ist doch Little Orchard«, entgegne ich, das alles fühlt sich unwirklich an. Mir ist klar, dass Dinah und Nonie mir am liebsten hundert Fragen stellen würden. »Sind Sie … ist das Ihr Haus?«
»Nein, ich bin die … wie sagt man? Die Putzfrau. Ich bin Orianna.«
»Wie heißt die Eigentümerin des Hauses?«
Sie weicht zurück, als ich über die Schwelle stolpere, ohne es beabsichtigt zu haben. Ich brauche unbedingt Antworten, und das macht mich ungeschickt. Die Küche sieht noch genauso aus wie 2003, nur dass Jo nicht darin steht. Ich stelle fest, dass ich auf die Kiefernanrichte starre. Ich kann nicht erkennen, ob der Nagel noch aus der Rückwand ragt, ob der Schlüssel zu dem abgesperrten Zimmer noch dort hängt, wo er vor sieben Jahren hing.
Ich könnte Orianna zur Seite schieben und …
Nein. Nein, auf keinen Fall. Habe ich deshalb die Kinder mitgebracht? Damit mir nichts anderes übrigbleibt, als mich verantwortungsbewusst zu verhalten? »Wem gehört das Haus?«, wiederhole ich meine Frage.
»Ich … wer sind Sie? Warum Sie stellen diese Fragen?« Orianna weicht noch etwas weiter zurück, obwohl ich mich nicht von der Stelle gerührt habe.
Ich nenne ihr erneut meinen Namen. »Ich möchte nur eine Antwort auf diese eine Frage, dann gehe ich«, sage ich. »Wem gehört dieses Haus?«
»Ich hätte gern, dass Sie jetzt gehen, bitte«, sagt sie.
»Was kann es schon schaden, wenn Sie mir sagen, wem das Haus gehört?«
»Ich kenne Sie nicht. Ich haben Sie noch nie gesehen.« Sie zuckt die Achseln. »Sie kommen hierher, ich Sie nicht erwartet …«
»Sie hat Angst«, flüstert Nonie.
Pech für sie. »Der Name Veronique Coudert sagt Ihnen also gar nichts?«
Sie schüttelt den Kopf. »Ich muss gehen. Tut mir leid.« Sie macht mir die Tür vor der Nase zu. Ich höre, wie sie den Schlüssel im Schloss umdreht.
»Wollt ihr immer noch auf das Trampolin?«, frage ich die beiden Mädchen. Wenn Orianna das nicht passt, wenn sie uns loswerden will, muss sie nur meine Frage beantworten. Oder die Eigentümerin herholen – noch besser.
»Das können wir nicht«, sagt Nonie, als wäre sie die Erwachsene, die auf zwei Kinder aufpassen muss. »Das wäre nicht fair der Frau gegenüber. Sie hat Angst vor uns. Sie will, dass wir gehen.«
Ich nicke. »Also gut, dann kommt. Zurück zum Auto.« Trotzdem rühre ich mich nicht von der Stelle. Ich kann an nichts anderes denken als an den Schock, den ich gerade erlebt habe. Wie ist es möglich, dass Orianna den Namen Veronique Coudert nicht kennt? Was soll das bedeuten?
Nonie stößt Dinah mit dem Ellbogen in die Rippen. »Sag es ihr«, verlangt sie. »Du musst. Ich hasse das.«
»Hör auf damit! Das tat weh!«
»Was hasst du? Was soll sie mir sagen?«
»Oder ich tue es«, droht Nonie.
»Sie hat doch selbst gesagt, dass es vielleicht gar nicht wichtig ist!«
»Dinah, du sagst es mir besser.« Ein seltsamer Energiestrom fließt durch meinen Körper. Ich glaube, es ist Angst. Am liebsten würde ich davonlaufen, aber das geht nicht. Ich habe die beiden einzigen Menschen auf der Welt bei mir, denen ich niemals, unter gar keinen Umständen, davonlaufen würde.
»Lieb – Grausam – Liebgrausam«, sagt Dinah sachlich. »Es ist keine große Sache, nur … ich weiß, was es bedeutet.«
»Was?!« Ich packe sie und ziehe sie zu mir heran. Mein Herz fühlt sich an, als würde es eine steile Treppe
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