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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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um zu hören, ob Jo und Neil sich gemeldet hätten. An der Haustür bleibt er stehen, um zu bemerken, Weihnachten – besonders, wenn man das Fest mit dem erweiterten Familienkreis verbringe – könne eine seelisch sehr belastende Zeit sein, und rät allen, das nicht zu vergessen.
    Der Rest des Tages vergeht in Anspannung und Elend, gelegentlich unterbrochen von hysterischen Ausbrüchen Pams und Hilarys, der beiden Großmütter, sowie von Sabina, die ständig wiederholt, wenn Jo, Neil und den Jungs irgendetwas passiert sei, würde sie sich von einem Hochhaus stürzen oder ein Fläschchen Pillen schlucken – so sehr liebe sie sie. Luke wird wütend und fährt sie an, sie solle mal einen Punkt machen und mit dem Selbstmordgerede aufhören. Irgendwann meint Pam, dass Kirsty wirklich Glück habe. »Unwissenheit kann ein Segen sein«, sagt sie. »Sie hat nicht mal gemerkt, dass sie verschwunden sind.« Fragt sich Amber an dieser Stelle, wie viel Kirsty wirklich weiß? Sie hat ja noch nicht einmal eine Ahnung, ob es einen Namen für das gibt, was Kirsty fehlt. Jo hat die Information jedenfalls nie herausgerückt.
    Es werden keine Geschenke ausgepackt, es gibt keinen Truthahn. In dieser Nacht schläft niemand gut. Pam und Hilary finden gar keinen Schlaf.
    Am nächsten Morgen kommt Amber um viertel nach sieben herunter und findet Jo mit William und Barney in der Küche vor. Die Nasenspitzen der Jungen sind gerötet, Jos Brille ist beschlagen. Sie machen den Eindruck, als seien sie gerade ins Haus gekommen. Neils Jacke und sein Handy liegen auf der Arbeitsplatte. »Weck alle auf«, befiehlt Jo, noch bevor Amber Gelegenheit hat, sie irgendetwas zu fragen. »Alle sollen sich im Wohnzimmer versammeln.« Sie schaut Amber nicht an, als sie das sagt.
    Amber tut wie geheißen, und bald ist die ganze Familie plus Sabina im Wohnzimmer versammelt und wartet auf die Ankündigung, die alles erklären wird. Niemand wagt sich zu rühren. Man kann Jo und Neil im Flur flüstern hören, aber niemand versteht, was gesagt wird. Luke und Amber wechseln einen Blick, der besagt: »Die Erklärung sollte besser gut sein.« Nur Sabina ist unbändig froh und erleichtert, sie klatscht in die Hände und ruft: »Gott sei Dank sind sie heil und gesund zurück.« Pam und Hilary haben die Erleichterungsphase übersprungen und warten in versteinertem Schweigen auf irgendeine katastrophale Nachricht, die sie, da sind sich beide sicher, gleich zu hören bekommen werden.
    Endlich, nachdem sie alle fast eine Viertelstunde haben warten müssen, erscheint Jo. »Neil ist oben und badet die Kinder«, sagt sie. »Sie waren total verdreckt.« Sie seufzt und starrt aus dem Fenster in den Garten, der wie eine riesige Grastreppe aussieht, mit einer perfekten Rasenfläche auf jeder Stufe. »Ich weiß, ihr habt alle gewartet und euch gewundert, aber wenn es euch recht ist, mache ich es kurz.« Jo hört sich an wie ein Politiker auf einer Pressekonferenz. Als hätte ihr der eigene Tonfall nicht gefallen, ändert sie ihren Ton – macht ihn wärmer, persönlicher. Jetzt gibt es auch jede Menge Blickkontakt. »Es tut mir wirklich leid wegen gestern. Neil auch. Wir … bedauern es mehr, als wir sagen können. Ganz ehrlich. Wir wissen, was für Sorgen ihr euch gemacht haben müsst …« Jo hält inne. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Dann schnieft sie und reißt sich zusammen. »Aber das Wichtige ist: Es ist alles in Ordnung, ihr müsst euch keine Sorgen machen. Alles ist gut – das ist die Wahrheit. Ich verspreche, wir werden nie wieder auf geheimnisvolle Weise verschwinden. Und jetzt sagt mir bitte, dass wir alle vergessen können, was gestern war, und dass wir das Weihnachtsfest heute nachholen können.«
    »Aber natürlich, Jo«, ruft Sabina. »Wir sind einfach froh, dass ihr alle okay seid.«
    »Wir sind mehr als okay.« Jo schaut alle der Reihe nach an und versucht, eben das unmissverständlich klarzumachen. »Es geht uns bestens. Es gibt kein Problem, wir verschweigen euch nichts. Ehrlich.« Ihre Stimme ist voller Wärme, Selbstvertrauen und Autorität – die Art Stimme, der man gern vertrauen möchte.
    »Na schön«, sagt Ritchie. Ist ihm nicht aufgefallen, dass Jo eben ganz offensichtlich die Unwahrheit gesagt hat? Wir verschweigen euch nichts. Natürlich verschweigt sie etwas, und alle, die ihr zugehört haben, wissen es. Aber niemand erwähnt es. Alle gehen davon aus, dass Jo meint, es gäbe nichts Wesentliches , das sie und Neil ihnen vorenthielten.
    »Also

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