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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf
Autoren: Sophie Hannah
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Orchard-Legende allerdings gerne auf die Ebene einer Geschichte zurückführen. Ich werde sie genauso behandeln wie eine Kriminalgeschichte, als würde ich keine der Figuren kennen und keinem mehr trauen als den anderen. Zudem werde ich ihr mit derselben Erwartungshaltung begegnen wie einem Krimi. Ich kann und werde die Bedeutung der Ereignisse herausfinden, denn alles andere wäre ein empörender Verrat seitens des Autors. Wie jeder Krimi muss auch dieser eine Lösung bereithalten. Ich betone das, noch bevor ich anfange zu erzählen, was geschehen ist. Damit signalisiere ich der Lösung, ich weiß, es gibt sie, und ich erwarte von ihr, dass sie sich zeigt, wenn es so weit ist.
    Dezember 2003: Johannah und Neil Utting, ein Ehepaar Mitte dreißig, leisten sich etwas und mieten über Weihnachten ein großes Haus, in dem Platz für die ganze Verwandtschaft ist. Das ist ihr Weihnachtsgeschenk für alle. Ihr eigenes Haus ist zu klein, es hat nur drei Schlafzimmer.
    Johannah, genannt Jo, findet im Internet ein Haus: Little Orchard in Cobham, Surrey. Es hat fünf Zweibettzimmer und vier Zimmer mit Einzelbetten, was perfekt ist. Die gesamte Familie wird eingeladen, und alle nehmen die Einladung an: Neils Bruder und seine Schwägerin, Luke und Amber; Jos Mutter Hilary, Jos Schwester Kirsty und ihr Bruder Ritchie; Neils Eltern, Pam und Quentin; Jo und Neils Nanny Sabina, ihr fünfjähriger Sohn William und das neugeborene Baby, Barney.
    Heiligabend bleibt Sabina bei den Kindern, während alle anderen ins nächste Pub gehen, das Plough , um dort zu essen. Alle scheinen sich gut zu amüsieren. Nichts Außergewöhnliches fällt vor. Gegen halb elf kehrt die Gesellschaft nach Little Orchard zurück. William und Barney schlafen schon tief und fest. Pam und Quentin, Neils Eltern, gehen als Erste ins Bett, kurz darauf gefolgt von Sabina, der Nanny. Neil, Luke und Amber beschließen eine halbe Stunde später, ihrem Beispiel zu folgen. Amber und Luke hören, wie Neil zu Jo sagt: »Kommst du auch ins Bett?«, und sehen, wie verdutzt er ist, als sie antwortet: »Nein, noch nicht.« Auch Amber und Luke sind erstaunt. Neil und Jo gehen immer zur selben Zeit ins Bett – sie sind »eins dieser Paare«, wie Amber es später Luke gegenüber kommentiert. Neil scheint verstimmt über Jos ablehnende Antwort. Er zuckt mit den Achseln und stapft nach oben. Alle lauschen auf seine Schritte, die lange Zeit durchs Haus hallen. Er und Jo sind in der Suite im obersten Stock untergebracht, dem größten Schlafzimmer.
    Amber und Luke sagen Gute Nacht und gehen nach oben in ihr Zimmer, das im ersten Stock liegt. Jo, Hilary, Kirsty und Ritchie bleiben im Wohnzimmer zurück.
    Am folgenden Morgen, dem Weihnachtsmorgen, sind vier Personen, die eigentlich da sein sollten, nicht da. Jo, Neil, William und Barney sind verschwunden. Ihr Auto ebenfalls. Sabina, die Nanny, steht vor einem Rätsel. »Jo würde nie irgendwo ohne mich hingehen«, sagt sie, »nicht mit den Kindern.«
    »Auch nicht, wenn William oder Barnaby krank geworden sind und schnell ins Krankenhaus gebracht werden mussten?«, fragt Hilary. »Besonders dann nicht«, entgegnet Sabina. Nirgendwo im Haus ist eine Nachricht zu finden. Alle checken ihre Handys, aber niemand hat eine erklärende Nachricht erhalten. Jos Handtasche und Neils Brieftasche fehlen, aber alle Weihnachtsgeschenke sind noch da, sie liegen hübsch eingepackt unter dem Baum. Die meisten sind für William oder Barney. Sabina bricht in Tränen aus. »Jo würde nie am Weihnachtsmorgen mit den Kindern wegfahren, bevor sie ihre Geschenke auspacken konnten«, sagt sie. »Es muss etwas passiert sein.« Sie versucht, erst Jo und dann Neil auf dem Handy zu erreichen, aber beide Geräte sind ausgeschaltet.
    Sabina und Hilary sind dafür, zur Polizei zu gehen, aber die anderen überzeugen sie davon, dass es zu früh ist, dass es in diesem Stadium eine Überreaktion wäre. Um zwei Uhr nachmittags dann haben alle das Worst-Case-Szenario akzeptiert, und Sabina tätigt den Anruf.
    Ein Polizist taucht auf, stellt jede Menge Fragen und erklärt es dann für unwahrscheinlich, dass Jo, Neil und die beiden Jungen gegen ihren Willen aus Little Orchard weggebracht worden seien. Sabina beschuldigt ihn, ihr nicht richtig zugehört zu haben. Sie empfiehlt ihm, zur Polizeistation zurückzukehren und seine Hirnzellen aufzuladen. Er nickt und erhebt sich, als halte er das für einen vernünftigen Vorschlag, und kündigt an, morgen noch einmal vorbeizuschauen,
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