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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Wie-ich-meinen-Mann-kennengelernt-habe-Geschichten«, sagt sie ermutigend. Sie drückt ihre Zigarette im Ascher aus und zündet sich eine neue an. Ich werde stinken, wenn wir bei mir zu Hause ankommen.
    »Luke ist Steinmetz. Er arbeitete an einem Reihenhaus in Rawndesley, er setzte ein neues Erkerfenster ein. Ich hatte die Erdgeschosswohnung des Nachbarhauses gemietet. Eines Tages, ich wollte gerade zur Arbeit gehen, bekam ich einen lautstarken Streit zwischen Luke und meiner Nachbarin mit, seiner Auftraggeberin. Sie kreischte herum, war vollkommen hysterisch. Er versuchte, sie zu beruhigen.« Gutes Training für eine Ehe mit mir. »Ich konnte nicht verstehen, um was es ging. Sie schrie ständig, ich kann Ihnen kein grünes Licht geben, wenn ich nicht weiß, was genau Sie da machen wollen, Sie müssen sich klarer ausdrücken.« Wie hieß sie noch gleich? Ich habe es vergessen. Ob Luke sich noch daran erinnert? Bei uns heißt sie »der dressierte Affe«. Wenn ich wollte, dass jemand ohne jede Kreativität oder Initiative an meinem Haus arbeitet, hätte ich einen dressierten Affen angeheuert . Das war ihr bester Spruch, und er blieb uns im Gedächtnis.
    »Luke versuchte, es ihr so klar und deutlich zu erklären, wie er konnte. Ich jedenfalls hatte verstanden, worum es ging, als ich meine Haustür abgeschlossen hatte, aber die Frau war ein echter Kretin. Schließlich zeterte sie, sie habe jetzt keine Zeit, darüber zu reden, sie würde später mit ihm sprechen. Sie stürmte davon, leise vor sich hin fluchend, und Luke und ich blieben zurück und sahen einander an. Luke …« Mit einem Lächeln breche ich ab. Jetzt kommt der Teil der Geschichte, den ich am liebsten mag. »Luke schaute mich an und setzte seine leidenschaftliche Rechtfertigungsrede fort, dabei holte er kaum Luft. Er stellte sich nicht vor, er fragte nicht, wer ich sei. Es war ihm egal, dass ich mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun hatte. Es war, als würde er sich denken, gut, die eine Frau ist wutentbrannt davongestürmt, also werde ich meine Sache dieser anderen Frau vortragen. Er war vollkommen im Recht. Er hatte ein neues Erkerfenster für sie gemacht, und bevor er es einbaute, wollte er wissen, ob sie irgendwelche Inschriften darauf haben wollte. Manche Leute wünschen das. Meistens wollen sie dasselbe, was in den alten, kaputten Stein gehauen war. Manchmal, wenn es keine dekorativen Elemente auf dem alten Fenster gab, wollen die Besitzer auf dem neuen Fenster Inschriften haben, damit es eindrucksvoller aussieht, und manchmal wollen sie ihre Initialen in den Stein meißeln lassen.«
    »Ihre Initialen?!« Sergeant Zailer schien entsetzt. »Auf einem Erkerfenster aus Stein?«
    »Es gibt nichts, das es nicht gibt«, versichere ich ihr. »Einmal wurde Luke aufgefordert, Zeilen aus einem Beatles-Song in die Fensterbänke eines denkmalgeschützten Hauses zu meißeln, eine Zeile für jede Fensterbank. Er hat sich geweigert.«
    »Manche Leute haben wirklich einen Hau«, murmelt Sergeant Zailer.
    »Jedenfalls, diese furchtbare Frau wollte keine Inschriften auf ihrem neuen Fenster, aber sie hatte Luke falsch verstanden und dachte, er versuchte, sie dazu zu überreden. Sie wollte von ihm wissen, an was genau er denn gedacht habe, und da er an gar nichts gedacht hatte, was ja auch nicht seine Aufgabe war …« Ich schließe die Augen. »Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich hoffe, Sie haben ihm an ihrer Stelle vergeben.«
    »Ich erklärte ihm, sie sei eine böse Hexe, die einen Denkzettel dringend gebrauchen könnte. Ihr neues Fenster wurde mit einer Inschrift eingebaut, von der sie nichts weiß. Sie befindet sich auf der Unterseite des Fenstersimses. Sie wird es nie zu Gesicht bekommen, es sei denn, sie legt sich unter dem Fenster flach auf den Boden und schaut hoch.«
    Es überrascht mich, wie sehr meine Pointe Sergeant Zailer zu gefallen scheint. Obwohl ich gar nicht auf einer Bühne stehe, habe ich das merkwürdige Gefühl, mein Publikum gewonnen zu haben. »Und was steht da?«, fragt sie.
    »›Dieses Haus gehört einer …‹ es folgt ein sehr unschönes Wort. Das allerunschönste. Die Buchstaben sind winzig.«
    Sie lacht. »Wunderbar.«
    »Wir haben es nach dem Vorbild eines Exlibris gestaltet«, füge ich hinzu, ich kann einfach nicht widerstehen. »Sie wissen schon: ›Dieses Buch gehört …‹ Die Dinger, die man als Kind in seine Bücher klebt.«
    »Das würde ich wahnsinnig gern mal sehen. Es würde mir nichts ausmachen, mich flach auf den

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