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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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das, was ich Luke erzählen muss und nicht kann.
    Habe ich über eins dieser Dinge nachgegrübelt, als ich ein Blatt Papier sah, auf dem Lieb – Grausam – Liebgrausam stand? Wenn ja, trägt das kaum dazu bei, die Sache einzugrenzen.
    »Ginny hat eine interessante Bemerkung über nostalgische Gefühle gemacht«, sagt Sergeant Zailer. Wir sind fast in Rawndesley angelangt. Hier wird mehr gehupt als in Spilling, die Autofahrer sind ungeduldiger. Es riecht auch anders, besonders hier auf dieser Seite der Stadt, wo die reinen Zweckbauten stehen, nach Auspuffgasen und Imbissen. »Sie sagt, Leute, die zu Nostalgie neigen, sehnen sich mit gutem Grund nach der Vergangenheit – sie haben sie verpasst, als sie die Gegenwart war, weil sie nicht ganz da waren. Sie berauben sich der ›Jetzt‹-Erfahrungen, die ihnen von Rechts wegen zustehen. Und dann fühlen sie sich betrogen und versuchen, wieder einzufangen, was ihnen entgangen ist, wobei ihnen erneut der gegenwärtige Moment entgeht. Es ist ein Teufelskreis.«
    »Zu einfach, zu formelhaft«, entgegne ich wegwerfend. »Muss ausgedacht sein, genau wie der Kram mit dem Bewussten und dem Unbewussten. Hatte sie noch mehr eindrucksvolle Theorien zu bieten?«
    Sergeant Zailer lächelt. »Ein paar.« Sie zieht noch eine Marlboro Light aus dem Päckchen und zündet sie an.
    »Sie haben also nicht die ganze Sitzung damit zugebracht, über mich zu reden – die sonderbare Frau, die in Ihrem Auto saß.«
    »Ich will Sie ja nicht kränken, aber bei siebzig Pfund die Stunde …«
    »Warum sind Sie zu ihr gegangen?«
    »Ich will das Rauchen aufgeben.« Sergeant Zailer tut so, als entdecke sie schockiert eine Zigarette zwischen ihren Fingern. »Mist!«, ruft sie. »Es hat nicht geklappt, ich muss nächste Woche wieder hin. Nein, um fair zu sein, sie hat sich abgesichert und uns beiden einen Ausweg offengelassen. Ich sei noch nicht bereit, mit dem Rauchen aufzuhören, hat sie mir erklärt. Ich habe ihre offizielle Erlaubnis, mir eine anzustecken, wann immer mir danach ist.« Sie klingt erfreut. »Bevor sie mir die Hypno-Suggestion verabreichen kann, die den Schmachter zum Verschwinden bringen wird, brauche ich mindestens zwölf Sitzungen Hypno-Analyse.«
    »Das sind achthundertvierzig Pfund«, bemerke ich. »Das ›mindestens‹ klingt auch ziemlich teuer.« Ginny ist die Kriminelle, auf die Sergeant Zailer heute Nachmittag ein Auge hätte haben sollen, nicht ich.
    »Offenbar rauche ich nicht, weil ich es genieße, wie ich immer gedacht habe.«
    »Todeswunsch?«, rate ich.
    »Kompensation. Ginny sagt, dass irgendwas schwer auf der negativen Seite wiegt. Deshalb muss ich mir ständig etwas Gutes gönnen. Die Kippen sind das, was ich mir gönne, und solange sie ihre Aufgabe erfüllen und ein Ersatz für das sind, was mir fehlt, werde ich weiterrauchen. Warum sollte ich auch nicht? Ich werde doch nicht etwas aufgeben, was ich gern tue, wenn ich im Gegenzug nichts bekomme. Das wäre irrational.«
    »Wie wäre es mit dem Vorzug, nicht jung zu sterben?«, frage ich.
    Sie schüttelt den Kopf. »Zu abstrakt, sagt Ginny. Die Vermeidung künftiger Krankheiten ist kein konkreter Vorteil, den ich in die Waagschale werfen kann, also hat es keine Wirkung. Wollen Sie wissen, warum ich Ihnen das alles erzähle?«
    Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, mir diese Frage zu stellen. Warum muss Offenheit immer gerechtfertigt werden, während es als Standard gilt, fast als höflich, alles, was wichtig ist, für sich zu behalten? Ich bin die Ausnahme, ich bin überall von Leuten umgeben, die ihre Tage damit zubringen, so wenig wie möglich zu sagen. Leute wie Jo.
    Ich will die Wahrheit wissen, und ich will in der Lage sein können, die Wahrheit zu sagen.
    »Ginny sagt, ich darf nicht über unsere Sitzungen reden, ja sogar zwischendurch nicht mal daran denken«, erklärt Sergeant Zailer. »Ich rebelliere gegen diese Vorschrift. Ich hasse es, das zu tun, was mir gesagt wird. Zusammen mit dem kompensatorischen Rauchen ergibt das das Bild eines Menschen, dessen Bedürfnisse in der Kindheit nicht befriedigt wurden.« Sie lacht. »Ich stimme Ihnen zu – es ist wahrscheinlich alles Unsinn. Man zockt uns beide ab, ohne dass wir dadurch glücklicher oder gesünder würden. Warum sind Sie zur Hypnose gegangen, wenn das keine allzu persönliche Frage ist?«
    »Schlaflosigkeit.«
    Sie nickt. »Weil Sie irgendeine schmerzliche Erinnerung verdrängen«, verkündet sie mit überernster Stimme, wobei sie Ginnys Stimme

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