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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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verzweifelter Vorschläge heraus, die aus Zeitmangel schlecht durchdacht waren: Simon sollte ihr die Möglichkeit geben, noch einmal mit Ginny Saxon zu sprechen, um sie dazu zu bringen, die Polizei anzurufen. Sie sollte nichts von Charlie sagen, sondern behaupten, sie sei wegen irgendetwas Unheimlichem beunruhigt, das eine Klientin unter Hypnose gesagt habe. Etwas weit hergeholt vielleicht, aber Charlie glaubte, Ginny dazu überreden zu können, im Interesse der Vertraulichkeit in der Patient-Therapeut-Beziehung und weil sie damit zur Aufklärung eines Mordfalls beitrug.
    Aber Simon war nicht gewillt, darüber zu diskutieren. »Ich gehe hin, ich nehme das Notizbuch mit, ich erzähle es so, wie es war – so werde ich es machen. Meinetwegen können andere Leute sich gern selbst fertigmachen, sie können mich feuern, wenn sie wollen, sie können sich erzählen, dass ich mich einen Scheißdreck um ihre Gefühle schere. Nichts von dem Scheiß ist mein Problem.«
    Später hatte Charlie erkannt, dass ihr Plan sowieso nicht funktioniert hätte. Sam, Gibbs oder Sellers hätten Amber Hewerdine befragt, und dabei hätten sie ziemlich bald von Ginny Saxons anderer Klientin erfahren, der Raucherin mit dem Notizbuch.
    »Du hast mich hierher eingeladen, um mir zu erzählen, dass du eine Hypnotherapie machst?«, sagte Liv. »Nicht weil ich dir gefehlt habe oder weil du Vergangenes hinter dir lassen willst, damit es wieder so wird, wie es früher war, oder …« Sie hielt inne und schaute auf die Tischplatte. »Tut mir leid, ich wollte dir nichts in den Mund legen.«
    Charlie hatte genug damit zu tun, die Worte daran zu hindern, aus ihr herauszuplatzen.
    Sag nicht zu ihr, du würdest es liebend gern wieder so haben, wie es früher war, bevor sie mit Gibbs ins Bett gehüpft ist.
    Weis nicht darauf hin, dass die Vergangenheit nicht nur die unerfreulichen Erfahrungen enthält, die sie gern hinter sich lassen würde, sondern auch Dinge, an denen sie liebend gern festhalten würde – eins ganz besonders.
    Verlang nicht zu wissen, wie sie die Frechheit haben kann, Sprache – Wörter mit festgelegter Bedeutung – auf so unehrliche, selbstsüchtige Weise zu benutzen.
    Charlie dachte an Amber Hewerdine, die blödes Gewäsch irgendwelcher Art nicht duldete. Gestern musste ein höllischer Nachmittag für Ginny Saxon gewesen sein, erst Amber und dann Charlie. Die meisten Leute, die sich hilfesuchend an sie wandten, waren sicher leichtgläubiger und stellten weniger heikle Fragen.
    Wünschst du dir etwa, Amber Hewerdine wäre deine Schwester, eine Frau, die du erst zweimal getroffen hast und kaum kennst? Wie jämmerlich.
    »Ich rede gern mit dir über alles, über das du reden willst«, sagte Liv. »Ich hatte nur … angenommen, wir würden über Chris und mich reden.«
    »Wenn du über Chris reden willst, wie du über jeden anderen Mann reden würdest, mit dem du zusammen bist – den anderen Mann, mit dem du zusammen bist, beispielsweise –, nichts dagegen. Wenn du lieber nicht über ihn sprechen würdest, auch gut. Was wir nicht diskutieren werden, auf gar keinen Fall, ist die Frage von Recht oder Unrecht – ob du mir übel mitgespielt hast oder nicht, ob ich überreagiert habe …«
    »Die strittigen Fragen«, fasste Liv zusammen.
    Charlie nickte.
    »Aber …«
    »Hast du ein Problem damit?«
    Liv seufzte. »Es ist schon ein bisschen komisch, oder? Wie sollen wir das zwischen uns klären, wenn wir nicht …«
    »Klären wird nicht möglich sein«, sagte Charlie knapp und dachte an die Dutzende bösartiger Anschuldigungen, die sie ihrer Schwester liebend gern an den Kopf geworfen hätte. »Wir können so tun, als wäre alles ganz normal, als hätte es nie ein Problem gegeben. So könnte es klappen. Das ist das Einzige, was mir einfällt. Ich bin bereit, es zu versuchen, wenn du es auch bist.«
    Liv blickte besorgt drein. »Kann ich dich etwas fragen, nur um es klarzustellen?«
    »Es ist alles klar.«
    »Nicht für mich, nein. Du sagst, ich kann über Chris reden, wie ich über jeden anderen Mann reden würde, mit dem ich zusammen bin, aber das meinst du nicht wirklich, oder? Wie würdest du dich fühlen, wenn ich dich nach der Geburt seiner Zwillinge völlig aufgelöst anrufe?«
    Vielleicht hatte sie sich doch nicht klar genug ausgedrückt. »Wie ich mich fühlen würde, ist irrelevant. Das ist der Teil, über den wir nicht reden werden und nach dem du nicht fragen wirst, wenn du auch nur einen Funken Verstand hast. Sagen würde ich

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