Der Kampf beginnt
rissen den Boden Achernars auf. Mit Diamantsplittern besetzte Bohrer zerteilten die Luft. Eine Maschine feuerte zwei Raketen aus der auf der Schulter montierten Lafette, doch die Geschosse fielen weit vor dem nächsten Stahlwolfziel zu Boden und rissen kleine Krater in einen Berghang.
»Das sind Kurzstreckenraketen«, herrschte Erik den Fahrer an. »Kurz! Der Condor ist einen halben Kilometer entfernt. Achten Sie
auf Ihren Entfernungsmesser!«
»Ja, Mylord. Nur, ich habe keinen Entfernungsmesser, Mylord.«
»Dann benutzen Sie Ihre Augen«, knurrte Erik. »Oder noch besser, feuern Sie keine Munition ab, solange Sie es nicht bei einem anderen Mech sehen.«
Erik schaltete die Verbindung zu seiner Lanze ab. Er hatte keine Lust, sich dieses kriecherische Gewinsel noch länger anzuhören. Die BergbauMechfahrer waren Könner ihres Fachs, aber sie waren keine Soldaten, und er sollte das auch nicht von ihnen erwarten. Das würde die Erfahrung schon mit sich bringen.
Er öffnete die Frequenz erneut. »Vorwärts mit maximaler Geschwindigkeit«, befahl er. »Konzentrieren Sie Ihr Feuer auf gemeinsame Ziele. Garibaldi, Sie legen die Ziele fest.« Er beschleunigte den Tomahawk auf lockeres Reisetempo und folgte den BergbauMechs, ein Auge auf der Sichtprojektion, während er mit dem anderen auf dem Sichtschirm die Schlacht im Blick behielt und auf eine mögliche Wendung achtete.
Garibaldi setzte die drei umgebauten Mechs auf eine Schweberadstaffel an und hetzte den schnellen Maschinen hinterher. Ein Fahrer schaffte es tatsächlich, ein Schweberad mit einer Raketensalve außer Gefecht zu setzen. Das musste ein Glückstreffer gewesen sein. Garibaldi erkannte recht schnell, dass Geschwindigkeit auf dem Schlachtfeld eine weit höhere Bedeutung hatte als auf dem nur mit festen Zielen ausgestatteten Parcours, auf dem sie trainiert hatten, und suchte sich langsamere Ziele. Indem sie zusammenarbeiteten, gelang es den Fahrern einen D1 Schmitt zum Abbruch seines Angriffs zu zwingen. »Das hat sie aufgescheucht. Zurück, zurück!«
Auf Eriks Sichtprojektion leuchtete einer seiner Panzer grell saphirgrün auf und verschwand von der Anzeige. »Alpha-Victor Sechs, Meldung!«
Aus seiner erhöhten Position gut drei Stockwerke über dem Schlachtfeld sah Erik die verbliebenen Scimitars aus einem tosenden Mahlstrom aus VV1 Rangern und Elementaren zurück zu den eigenen Linien flüchten. Er ballte die Faust und knallte sie auf die Armlehne der Pilotenliege.
»Wir haben eine Lücke in ihrer Linie aufgerissen«, meldete der vorderste Scimitar. »Es war mehr ein Zufall als Absicht«, gab er zu, »aber für einen Moment hatten wir freie Bahn, um zur Republikgarde durchzubrechen. Diese Visigoths und ein Jaga-sonstwas haben sich augenblicklich auf uns gestürzt und uns durchlöchert. Dann waren die Rangers und Elementare auch schon da und wie von Sinnen. Die wollen auf keinen Fall zulassen, dass wir durchbrechen, Commander.«
Botschaft erhalten, teilte Erik dem Stahlwolf-Kommandeur in Gedanken mit. Falls der Schwertschwur versuchte, ihre Linien zu durchqueren, wollten die Möchtegern-Clanner dafür einen hohen Preis verlangen. Erik grinste schief, als die Fahrer seiner Bergbau-Mechs über ihren eigenen kleinen Triumph jubelten. Sie waren gerade weit genug vorgerückt, um einen Stahlwolf-Chevalier-Trupp mit mehreren Raketensalven zu treffen. Möglicherweise hatten sie damit zwei oder drei Stahlwolf-Kröten dauerhaft ausgeschaltet.
»AV-6, Rückzug nach Nordnordost. Sie sollen glauben, sie könnten uns voneinander trennen. Unternehmen Sie keine weiteren Durchbruchsversuche.«
»Ganz sicher nicht.«
Erik nahm die Cowboys in den umgebauten Industrie-Mechs ebenso an die Kandare wie seine Infanteristen. Mit ein paar geschickten Regieanweisungen wollte er sie alle nach Westen zurückziehen, scheinbar mit der Absicht, zu seiner Lanze und den abgedrifteten Scimitars aufzuschließen. Das zog seine Kompanie aus der Hauptschlacht ab, obwohl sie sich weiter mit den Brosamen prügeln durften, die ihnen die Stahlwölfe vorwarfen.
So würde er seine Leute zu Kriegern machen. Er würde die beiden stärkeren Fraktionen aufeinander einschlagen lassen und seine Truppen für spätere Zeiten in Reserve halten.
»Ich habe gelernt, wie gefährlich es ist, zu früh loszuschlagen«, flüsterte Erik im Cockpit und hörte die Worte durch den Neurohelm hallen. Wie sein Onkel ihn ermahnt hatte, würde Erik diesmal Geduld beweisen. Er wollte abwarten, Pläne schmieden ...
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