Der Kampf beginnt
scharf und rauchig, und auf seinem Gesicht brannte die Erinnerung an die harte Ohrfeige seiner Ex-Verlobten.
Wieder klopfte es. Es klang ganz danach, als wollte auf der anderen Seite jemand die Tür eintreten.
Er spielte mit dem Gedanken, nicht zu antworten, einfach still im Dunkeln sitzen zu bleiben, bis der Besucher wieder verschwand, aber ein drittes, herrischeres Klopfen zwang ihn widerwillig vom Küchenstuhl und um den Tresen zur Tür. Wer auch immer es war, er ließ sich nicht abweisen. Hier und jetzt war es Raul völlig gleichgültig, ob die Stahlwölfe am Zaun der Basis standen, bereit, die Hauptstadt zu überrennen. Er wollte jetzt nicht ausrücken. Selbst wenn er es versucht hätte, hätte er in seinem derzeitigen Zustand niemandem etwas genutzt, und McDaniels würde es auch nicht schaffen, ihn zur Offiziersmesse abzuschleppen. Er wollte nicht ausgehen. Basta.
Er riss die Tür auf, und Tassa Kay pflanzte ihm einen langen Kuss direkt auf den Mund.
Genau wie auf der Sonorahochebene kam es unerwartet. Doch im Gegensatz zu damals erwiderte er den Kuss nicht, was sie vorübergehend verunsicherte. Tassa trat einen Schritt zurück, musterte ihn von oben bis unten und fragte: »Willst du ein Mädchen nicht hereinbitten?«
Fast hätte Raul verneint. Dann stieg ihm ihr Geschmack aus den Lippen in den Kopf und Wärme breitete sich in seinem Nacken aus. Wollte er wirklich den Rest der Nacht im Dunkeln sitzen? Bei Tassas unberechenbaren Stimmungen bestand die Gefahr, dass sie nie wiederkäme, falls er sie jetzt abwies. Und er hatte nicht die Kraft, noch eine Frau zu vertreiben. Eine war genug.
Er antwortete nicht direkt. Es war nicht nötig. Raul öffnete einfach weit die Tür und trat zur Seite. Tassa kam an ihm vorbei ins Zimmer.
Dann warf er die Tür ins Schloss.
19. Der Morgen danach
Milizzentrale Achernar, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
7. März 3133
Erinnerungen an die vergangene Nacht drängten sich in Rauls morgendliche Gedanken, lockten ihn mit Einflüsterungen von warmer Haut und dem Versprechen langer, leidenschaftlicher Küsse aus dem Schlaf.
Er erinnerte sich an tiefgrüne Brunnen voller Leben, auf die sein Blick fiel, an Hektar gebräunter Haut und ein paar dünne Narben, die er auf Jessicas Körper nie gesehen hatte. Es hingen keine blonden Strähnen über sein Gesicht. Übermütiges rotes Haar, lang und feucht. Der Duft von Lavendelseife und ehrlichem Schweiß, und der kühle, harte Druck eines in Stahl gefassten Kristalls auf seiner Brust.
So lange wie nötig ...
Er hörte das kehlige Flüstern in seinen Gedanken und verband es mit einem Gesicht, einem Körper. Raul öffnete die Augen. Er starrte zur Decke seines Quartiers. Das Morgenlicht war noch schummrig. Ein beiläufig über seine Brust gelegter Arm drückte ihn mit ungewohntem Gewicht aufs Laken. Er drehte den Kopf, um Tassa Kay zu sehen, die mit einem zu ihm gewandten Gesicht auf dem Bauch lag und schlief. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Atem ging tief und gleichmäßig, aber irgendwie wusste Raul, dass sie ebenfalls wach war. Plötzlich wusste er noch viel mehr.
»Du bist Clan«, stellte er leise fest, wenn auch nicht flüsternd.
Tassas Lider hoben sich wie aufgleitende Geschützluken. Glänzende, intelligente Augen schauten Raul ohne eine Spur von Schuldgefühl an. »Ich wusste gar nicht, dass man das . auf diese Weise feststellen kann.«
Als sie es bestätigte, blinzelte Raul sich heftig den Schlaf aus den Augen und die Schleier der Zeit aus den Gedanken. »Nein. Ich meine, es waren eine Menge Kleinigkeiten. Hinweise, die sich über die Wochen ansammelten. Aber du bist Clan. Wahrgeboren?«
»Ja.«
Raul war sich nicht sicher, weshalb das einen Unterschied machen sollte. Was bedeutete es für ihn, dass Tassa in keinem Mutterleib, sondern in einem Brutkasten herangewachsen war? Möglicherweise verlieh es ihr einen Hauch von Andersartigkeit. Er starrte wieder zur Decke, versuchte seine Gedanken zu ordnen.
»Du redest nicht wie eine Clannerin.« Dann fügte er hinzu: »Nicht ständig.«
»Deine Wortwahl ist anders. Und du befolgst im Kampf keine rigiden Bietregeln.«
»Eine weise Kriegerin hat einmal bemerkt, dass sklavisches Festhalten an Traditionen ein Anzeichen für schwachen Geist ist. Ich schmeichle mir, ihr in gewisser Weise zu ähneln.«
»>So lange wie nötig<«, zitierte er sie. »Du bist gekommen, um auf die Stahlwölfe zu warten.« Er erinnerte sich an eine weitere ihrer ausweichenden Antworten.
Weitere Kostenlose Bücher