Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
Sternenfaust mit Stolz tragen sollst, aber ich fürchte, das kann ich nicht.«
»Ich habe es stets getan«, antwortete Elvor, »doch jetzt«, er schüttelte den Kopf und seine Stimme wurde leiser, »jetzt kann ich es nicht mehr.«
»Und das ist meine Schuld.«
»Bronn, du weißt, dass das nicht stimmt!«, warf Pim ein. »Da stellt sich mir ja der Fußpelz zu Berge.«
Wieder hob Bronn die Hand. »Wie auch immer. Ich kann nicht nach Westendtal zurückkehren, und – bitte – lasst mich mit meinem Enkel einen Augenblick allein.«
Die Halblinge zögerten kurz, brummten dann aber ihre Zustimmung und zogen sich zurück.
Elvor schwieg. Noch vor zwei Tagen hätte er Bronn wohl ins Gesicht geschrien, wie recht er doch damit habe, dass er nicht zurückkehren könne. Doch nun, da er vor seinem Großvater stand, der gescheitert war, aber in diesem Augenblick so viel Entschlossenheit und Stärke ausstrahlte, konnte er es nicht mehr. Jetzt, da Elvors Wut ein wenig verraucht war, sah er Bronn mit anderen Augen. Vermutlich lag dies jedoch weniger an der Entscheidung seines Großvaters, Enna zu folgen, sondern eher daran, dass er selbst sich auch verändert hatte.
»Es wäre eine Schmach für dich, so heimzukehren, nicht wahr?«, meinte Elvor schließlich. »Als gefallener Held, ohne Drachen und mit nur wenigen Überlebenden.« Er sprach ernst, doch es lag keinerlei Häme in seinen Worten.
Bronn nickte. »Ja, das wäre es. Ich diene Westendtal besser, wenn ich die beiden Borkenfeuer begleite, während du, Elvor Sternenfaust, mit den tapferen Recken in unsere Heimat zurückkehrst.«
Bronn legte Elvor eine schwielige Hand auf die Schulter, woraufhin sich Elvor versteifte.
»Und wenn du das tust«, fuhr Bronn fort, »trägst du auch eine sehr große Verantwortung, denn du musst nicht nur die alten Greise heil nach Hause bringen, sondern auch dafür sorgen, dass Vorkehrungen zur Verteidigung getroffen werden. Und«, Bronn machte eine Pause, so als überlege er, wie er sich ausdrücken sollte, »… du musst die Vorkehrungen so treffen, als würde keiner von uns dreien jemals zurückkehren.«
Elvor schluckte. Allmählich wurde ihm bewusst, welche Verantwortung Bronn Sternenfaust ihm da aufbürdete. Aber vielleicht lag gerade darin eine große Ehre für ihn.
Langsam nahm Bronn seine Hand von Elvors Schulter. »Du siehst, die Last ist groß.«
Elvor nickte, dann hob er den Kopf. »Ich werde versuchen, sie zu tragen.«
»Und ich weiß, dass du es kannst.«
Hoffentlich hatte Bronn recht damit. Elvor wünschte es sich sehr. »Allerdings wäre es schön, wenn du so bald wie möglich in unsere Heimat zurückkehren würdest«, erwiderte er nach einer Weile. »Westendtal wartet auf dich.«
Ein belustigter Zug legte sich um Bronns Mund. »Geht es dir dabei wirklich um deinen ergrauten Großvater oder um die goldlockige Enna?«
Auch Elvor musste nun lachen. »Um euch beide«, entgegnete er, und auch wenn es ihm schwerfiel, diese Worte auszusprechen, meinte er sie ernst.
Bronn schürzte die Lippen, blickte kurz in Richtung der Suravan-Berge und sah dann Elvor wieder in die Augen. »Ich werde mein Bestes geben.« Er fasste Elvor noch einmal mit beiden Händen an den Schultern und plötzlich wirkte er betrübt. »Es gäbe so viel, über das wir zu reden hätten. Über Tondurim Sternenfaust beispielsweise.«
Elvor senkte den Blick. Auch sein Vater hatte unter dem Namen Sternenfaust gelitten.
»Ich weiß, dass ich bei meinem Sohn viel falsch gemacht habe«, fuhr Bronn fort. Er nahm seine Hände von Elvor, und seine Schultern sackten nach unten. »Viel zu früh habe ich ihn verlassen, und auch das ist eine Schuld, die ich niemals wieder gutmachen kann. Irgendwann musst du mir alles über ihn erzählen. Doch nicht heute. Heute bleibt uns keine Zeit dafür. Tondurim ist eine andere Geschichte, und die sollte an einem wärmenden Kaminfeuer bei einem ordentlichen Krug Bier erzählt werden.«
Elvor seufzte schwer. Er war froh, dass Bronn nicht mehr über Tondurim erfahren wollte, denn es fiel ihm nicht leicht, über seinen Vater zu sprechen.
»Eines Tages, wenn die Krüge gefüllt sind«, stimmte er zu. Bronn nickte noch einmal bekräftigend, dann gingen sie zu den anderen.
»Es ist beschlossen«, verkündete Bronn mit lauter Stimme. »Ich gehe mit dem jungen Borkenfeuer in die Suravan-Berge.«
Ambrin öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Bronns Entschluss stand fest, und er würde keinen Widerspruch dulden, das wusste
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